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ОглавлениеCandle 5 - Germantown, Pennsylvania
1683, Regierungszeit von König Karl II von England.
Zur "deutschen" Einwanderung nach Amerika existiert einiges an Literatur, dennoch ist die Informationslage eher schlecht.
Zunächst muss man daran denken, dass es "Deutschland" vor 1815 (wenn man die Gründung des Deutschen Bundes als Grundlage nehmen will) bzw. 1848 (erste deutsche Nationalversammlung) oder, wie allgemein üblich, 1871 (Proklamation des deutschen Kaiserreiches) staatsrechtlich nicht gab. Somit wurden die Einwanderer zwar nach ihrer Ethnie als Deutsche (gern auch fälschlich als Dutch, eigentlich die Bezeichnung für Niederländer) bezeichnet, rechtlich waren sie aber Bürger des Königreichs, Herzog- oder Fürstentums etc. aus dem sie ausgewandert waren.
Über Einzelpersonen und Kleingruppen gibt es seit Beginn der weissen Besiedelung Nordamerikas etliche Hinweise. Um 1620 standen viele "Deutsche" in Diensten der niederländischen Westindischen Companie (WIC) in Nieuw Nederland, heute New York (siehe Candle 4).
Eine organisierte Einwanderung wird ab 1681 greifbar. Der englische König Karl II stellte William Penn in den amerikanischen Kolonien Land zur Verfügung für dessen religiöses und gesellschaftliches Experiment. Penn wollte Siedler aller christlichen Strömung zusammenbringen. Er selbst war Mitglied der Society of Friends, auch als Quäker bekannt. Seine Kolonie nannte er Penn's Woods, daraus wurde dann Pennsylvania. William Penn war der Landeigentümer und Herrscher des Gebietes; Penn's Woods war also keine Kolonie des Königreichs England, sondern eine private Unternehmung auf Grund der Verleihungsurkunde des Königs.
Zwei der ersten Einwanderergruppen waren Mennoniten und Amish, unter ihnen auch viele (ethnisch) Deutsche.
Beispielhaft erwähnt sei Dr. jur. Franz Daniel Pastorius 3, geboren 1651 in Sommerhausen in Mainfranken. Er kam 1683 mit einer von ihm organisierten Gruppe nach Pennsylvania. Als Akademiker war er eine Ausnahme unter den Farmern und Handwerken. Seine Auswanderungsmotive waren die Unzufriedenheit mit der erstarrten und arroganten Ständegesellschaft und Verdruss über die starre Dogmatik der lutherischen Kirchen. Sommerhausen gehörte damals als Grafschaft Limpurg-Speckfeld zum Fränkischen Reichskreis.
Die Geschichte der Auswanderer, die mit Pastorius kamen, war durchaus deutsch-typisch. Bei einer seiner Reisen durch Europa hatte William Penn in Frankfurt eine Gruppe, Angehörige der Religionsgemeinschaft der Pietisten, für die Umsiedlung in seine Kolonie angeworben. Begeistert gründeten sie einen Auswandererverein, die Frankfurter Compagnie. Sobald es daran ging, dem Gerede über die schlechten Verhältnisse in Hessen und über die gute Zukunft in Amerika auch Taten folgen zu lassen, bekamen die Leute Angst und wollten doch lieber zu Hause bleiben. Allerdings hatten sie bereits Land in Pennsylvania erworben das sie nun an andere Interessenten verkaufen mussten. Dazu engagierten sie Pastorius als Agenten.
Dieser fand in Krefeld 13 mennonitische Familien, zusammen 42 Personen, die den Kauf und die Auswanderung wagten.
Über Rotterdam und England erreichten sie auf dem Segler Concord im Oktober 1683 schliesslich Philadelphia. Als "The Original 13" sind sie in der deutschen Geschichte von Pennsylvania noch heute lebendig.
Pastorius wurde Mitbegründer der Ortschaft Germantown und auch dessen erster Bürgermeister und später Friedensrichter.
In alten Unterlagen findet sich noch die Bezeichnung Deitsche Schteddel. Mit Landwirtschaft, vor allem dem Anbau von Wein und Flachs und der Leinweberei bestritten die Bewohner recht komfortabel ihren Lebensunterhalt. Auch die erste nordamerikanische Papiermühle wurde hier erbaut. Seit 1854 ist Germantown ein Teil von Philadelphia. In unmittelbarer Umgebung gründeten weitere deutschstämmige Einwanderer die Orte Krefeld, Kriesheim und Sommerhausen; die Namen existieren heute nicht mehr.
Germantown hingegen ist als Ortsname in den USA recht häufig, alleine an grösseren Ortschaften findet er sich in 11 Staaten.
3 s.b. Fahrmeir, Andreas (Hg): Deutschland, Globalgeschichte einer Nation. Beck Verlag 2020. S. 223 ff. von Mark Häberlein.