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Geh in die Motzstraße, wenn du auf Uniformen stehst

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Motzstraße (Schöneberg)

„Bei der Polizei wurde Tim nicht angenommen. Einen Grund haben sie ihm nicht genannt. Vielleicht war es sein auffällig zur Schau gestelltes Interesse für die Dienstkleidung von Polizisten“, erzählt Rosa von Praunheim, der zurzeit in Schöneberg hinter der Kamera steht. Jedem Polizeibeamten habe Tim hinterhergeschaut. „Das sind höhere Wesen für ihn. Schon als Kind hat er sich gewünscht, einen mal anzufassen, traute sich aber nie.“ Mit mühsam verhohlenem Spott haben sie Tim zu verstehen gegeben, bei der Polizei sei kein Platz für ihn. „Geh in die Motzstraße, wenn du auf Uniformen so scharf bist!“ sagten sie ihm. Für Tim war die Ablehnung ein herber Schlag. Aus dieser tiefen Verletzung seines Protagonisten, sagt Rosa, hat sich die Handlung seines neuesten Filmprojekts ganz natürlich entwickelt.

Heute wird im Military Store in der Motzstraße gedreht. Unter sachkundiger Anleitung des Ladenbesitzers, der ein schwarzes T-Shirt mit der Aufschrift Police und eine Menge leise klirrender Ohrringe trägt, probiert der Darsteller eine Uniform an. „Warum ist die Hose vorn offen?“ will er wissen. „Der Junge ist eine Idealbesetzung“, flüstert Rosa mir zu, „ganz unschuldig, hat überhaupt keine Ahnung, was hier gespielt wird...“ Ketten mit kleinen Schlüsseln, Lederarmbänder mit Schlössern... ob das alles zur Ausstattung eines Polizisten gehöre, will der Junge vom Ladenbestzer wissen. „Die Gasmaske... darf ich die mal aufsetzen?“ Unbemerkt gibt Rosa seinem Kamerateam ein Zeichen: „Das drehen wir mit!“ flüstert er. „Herrlich, diese Naivität!“ Unter der Gasmaske kriegt der Darsteller fast einen Erstickungsanfall. Als man sie ihm abnimmt, ist er high, möchte sie am liebsten noch mal aufsetzen...

Wie geht die Story weiter? „Er kauft sich auf Pump eine Uniform, einen Schlagstock und überdimensionale Stiefel, um nachts, wenn alles im Kietz ruhig ist, auf Streife zu gehen“, sagt Rosa. „Das ist für ihn Glück.“ Seine nächtlichen Streifen müssen allerdings noch mit dem Kontaktbereichsbeamten abgesprochen werden. „Aber der zickt herum...“

Rosa drückt aufs Tempo. Er hat sich vorgenommen, bis er siebzig wird, noch siebzig Filme zu drehen.

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