Читать книгу but the winner will be DIE SOLARENERGIE - Wolfgang Schreiber - Страница 7
Überblick
ОглавлениеAb einem gewissen Alter treibt die gefühlte Wichtigkeit manche dazu, ihre Autobiographie zu schreiben. Mir geht es ähnlich – allerdings mit einem kleinen Unterschied: Weil ich mich so stark mit meinem Solarmobil identifiziere, möchte ich eine Auto-Biographie schreiben. Hierbei habe ich im Wesentlichen die letzten 20 Jahre im Blickfeld, wage darüber hinaus aber auch einen Blick in die Zukunft.
Das Auto hat uns im Laufe der letzten hundert Jahre einen Freiheitsgrad bei der individuellen Mobilität geschaffen, der vorher unvorstellbar war. Das „Automobil“, das sich dem Namen nach von selbst bewegt, wird vom Besitzer so wahrgenommen, dass für die Bewegung nur noch ein möglichst kleiner Obulus an der Tankstelle für den Treibstoff entrichtet werden muss. Woher dieser Treibstoff kommt und was er neben dem Antrieb sonst noch bewirkt, ist im Allgemeinen nicht von großem Interesse. Er wird in der Regel nur als Kostenfaktor wahrgenommen. Doch er kommt nicht von der billigsten Tankstelle, sondern tief aus der Erde, wo sich im Laufe von hunderten Millionen Jahren der Kohlenstoff (C) abgestorbener Pflanzen angesammelt hat. Er ist historisch gespeicherte Sonnenenergie. Der fossile Treibstoff wird allerdings millionenfach schneller aus dem Erdspeicher entnommen, als dieser aufgefüllt wurde. Dieses Prinzip stößt also recht schnell an seine Grenzen. Bei der Verbrennung des Stoffes im Motor unseres Freiheitsvehikels wird Kohlendioxid (CO2) frei und entweicht unsichtbar in die luftige Deponie. Der beim Fahren anfallende Müll wird also kostenlos „entsorgt“. Für den Besitzer ist das ideal. Dieser Müll reichert sich in unserer Atmosphäre an, beschleunigt den Klimawandel und damit die uns drohende Klimakatastrophe.
Die Zusammenhänge wurden bereits vom Club of Rome thematisiert und während der 1. Ölkrise 1973 auch teilweise schmerzhaft erfahren. Schlüsse wurden auch gezogen, auf höchster Ebene sowie in der Automobilindustrie – allerdings überwiegend nur theoretisch. Denn bei der praktischen Umsetzung bläst ein mächtiger Gegenwind.
In den 80er Jahren haben sich daher Gruppen gebildet, die das Thema nebenberuflich aufgriffen wie z.B. die Bayerischen Solarinitiativen und die damit verbundenen Solarmobilisten, mit viel Phantasie und Zeitaufwand, aber mit wenig Geld. Das waren Idealisten. Als einer von ihnen wollte ich nicht auf die große Lösung warten. Darum habe ich im Rahmen meiner kleinen Möglichkeiten und einer konkreten, realisierbaren Vision versucht, exemplarisch Fakten zu schaffen. Das dreirädrige Gefährt, das ich von einem dänischen Hersteller kaufte, ist der Klasse „Verzichtmobile“, wie Spötter sagen, zuzuordnen und wird entsprechend belächelt. Doch die Tatsache, dass es sich die zur Fortbewegung erforderliche Energie direkt von der Sonne beschafft, keinen Abfall emittiert, fast lautlos fährt und nur geringe „Treibstoff“-Kosten verursacht, nötigt dem einen oder anderen inzwischen doch einen gewissen Respekt ab.
Die Realisierung der großen Vision „Elektro-Mobilität“, wie sie von der Bundesregierung und der Automobilindustrie offiziell angestrebt wird, wird vermutlich aber ebenso ablaufen wie ähnliche unkonventionelle Projekte. Gute Ideen durchlaufen – frei nach Schopenhauer – immer drei Phasen:
1 Totschweigen oder der Lächerlichkeit preisgeben
2 Aufgreifen des Themas, abwiegeln und abwehren von Maßnahmen
3 Akzeptieren und umsetzen
Weiter meint der Philosoph: „Das Wahre und Echte würde leichter in der Welt Raum gewinnen, wenn nicht alle, welche unfähig sind, es hervorzubringen, zugleich verschworen wären, es nicht aufkommen zu lassen. Dieser Umstand hat schon manches, das der Welt zugute kommen sollte, gehemmt und verzögert, wo nicht gar erstickt.“
Phase 1 haben wir inzwischen hinter uns gelassen. Ich bin fest davon überzeugt, dass es auf Dauer keinen anderen Weg geben wird als den der solaren Elektro-Mobilität. Die Argumente habe ich bereits in [1] ausgeführt und werde sie hier weiter präzisieren. Jetzt befinden wir uns mitten in der Phase 2, über die ich hier meine Auffassung offenlegen möchte.
Meine persönlichen Beobachtungen und Erfahrungen münden naturgemäß in eine ganz individuelle Sichtweise. Diese möchte ich gerne mit diesem Büchlein weitergeben. Ich wende mich nicht an den Energie- oder Autoexperten, sondern an den Normalbürger.
Von technischer Seite gibt es eigentlich keine unlösbaren Probleme. Der Weiterentwicklung stehen andere Barrieren im Weg. Diese versuche ich offenzulegen. Es wird gezeigt, wie die technische Ausrichtung des Autos durch die fossilen Energiequellen und der sie begleitenden internationalen Politik bestimmt wurde. Das Verhältnis der Entstehungszeit der fossilen Quellen zu der Verbrauchszeit zeigt auch, dass dieses Prinzip nur eine kurze Episode durchgehalten werde kann. Gleiches, die schnelle Anreicherung der Atmosphäre mit Kohlendioxid und die nur sehr langsame Wiedereinbindung des Kohlenstoffes in die Biosphäre, führt schließlich zu der uns drohenden Klimakatastrophe. Doch die alternative Nutzung der eigentlich „ewig“ zur Verfügung stehenden Sonnenenergie bietet Chancen, die nicht zielstrebig und konsequent angenommen, sondern bekämpft werden. Dabei werden als Ursache die Marktwirtschaft und die sich mit ihr gegenseitig fördernden Egoismen in ihren unterschiedlichen Ausprägungen wahrgenommen.
Unter diesem Aspekt möchte ich mich mit den Wechselwirkungen zwischen Politik, Wirtschaft und dem sogenannten Souverän befassen. Ich möchte auch von den Lokomotiven und den großen und kleinen Köpfen in den Bremserhäuschen berichten und versuche das Ganze mit hin und wieder eingeschobenen exemplarischen Episödchen und Skurrilitäten (►siehe Hinweise) zu garnieren. Ich werde von meinen gewiss subjektiven Eindrücken vom Lobbyismus und von direkten und indirekten Widerständen berichten, also von Zuständen, wie sie eben symptomatisch sind für in Phase 2 befindliche Projekte. Daher auch der Untertitel meiner Auto-Biographie.
Meine Erfahrungen mit Fakten und Meinungen im derzeit standardisierten Umfeld des Automobils bewirken hin und wieder einen etwas larmoyanten Stil. Ich hoffe, dass der Leser das versteht und toleriert. Ich werde von meinem Automobil-Nabel aber auch weit weg über den Zaun hinaus schauen und versuche bei all den interessanten Ablenkungen den Faden nicht zu verlieren.
Trotz allem Auf und Ab ist eine positive Entwicklung der solaren Zukunft des Elektroautos am Horizont erkennbar. Die Sache schwingt letztendlich also doch in Phase 3 ein und endet damit hoffnungsvoll und optimistisch.