Читать книгу but the winner will be DIE SOLARENERGIE - Wolfgang Schreiber - Страница 8
Erste Erfahrungen
ОглавлениеIm Laufe der 80er Jahre reifte in mir die Erkenntnis, dass die Antriebsart der klassischen Automobile aufgrund der zur Neige gehenden fossilen Treibstoffe und der Schädigung der Atmosphäre keine Dauerlösung sein kann. Ich nahm daher im Privatbereich ein Fahrzeug ins Visier, das sich ausschließlich aus der Sonne „ernährte“. Entwicklungen waren gar nicht nötig, da sämtliche erforderliche Komponenten am Markt bereits verfügbar waren. Es galt nur, die entsprechende Kombination zu finden. Ich erwarb ein kleines einsitziges Elektromobil und beschaffte danach auch noch die dazu erforderliche hauseigene Tankstelle – eine netzgekoppelte Photovoltaik(PV)-Anlage. Seit 1991 reicht die jährliche solare Stromernte aus, das Fahrzeug mit „Treibstoff“ zu versorgen. Die Einstellung der Zuschauer bei meinen Unternehmungen zu diesem Gebilde beschreibt – stellvertretend für den Rest der Welt – die Aussage unseres damaligen Bürgermeisters. Nachdem der Gemeinderat einstimmig meinen Bauantrag für die PV-Anlage genehmigt hatte, sagte er zu mir: „Aber wir waren uns einig, dass Du spinnst.“
Mit der Inbetriebnahme meiner netzgekoppelten PV-Anlage am 27. Nov. 1991 – der ersten im Versorgungsgebiet der ehemaligen Isar-Amperwerke AG in Bayern – mutierte mein Elektromobil, das ich bereits ein Jahr zuvor beschafft hatte, zum Solarmobil im Netzverbund. Im Jahr 1998 erzielte ich damit einen Weltrekord (Guinness-Buch).
Für die Demonstrationsveranstaltung „1.Bayern Solar '92“ zum Thema „Fahren mit Sonnenenergie“ hatte der damalige bayerische Umweltminister Gauweiler („Schwarzer Peter“) die Schirmherrschaft übernommen (►Vivaldi). Über ihn hatte offensichtlich mein erstes Papier zur solaren Mobilität [1] den Weg in das bayerische Allerheiligste gefunden. Jedenfalls erhielt ich eines Tages einen bemerkenswerten Anruf. „Hier ist die Staatskanzlei. Mein Name ist Dr. Soundso. Der Herr Ministerpräsident hat mich beauftragt das Grußwort zur nächsten Bayern Solar zu schreiben und mich mit Ihnen über Ihren Bericht zu unterhalten.“ Es entwickelte sich ein längeres interessantes Gespräch, wobei ich – in erster Euphorie über meinen direkten Kontakt zur Bayerischen Allmacht – den Eindruck gewann, dass unsere Auffassungen gar nicht so weit auseinander liegen, wie ich immer vermutete. Das Grußwort des Ministerpräsidenten Dr. Stoiber, das bei der „4. Bayern Solar '94“ zu lesen war, enthielt dann auch hoffnungsvolle Passagen wie
„Der Vorzug der Solarmobile ist unbestritten: Umweltfreundlichkeit in jeder Hinsicht. Ebenso unbestritten sind die Nachteile: Geringe Reichweite, bescheidene Zuladung, sehr bescheidener Komfort und spärliche, passive Sicherheit. Die Befürworter der Solarmobile zögern nicht mit ihrer Entscheidung. Im Gegensatz zum „klassischen“ Elektroauto, das seinen Strom aus der Steckdose bezieht – unabhängig davon, woher wiederum die Steckdose ihn bezieht – lebt das Solarmobil sozusagen von Luft und Liebe und viel Sonnenschein: Das Elektroauto wird zum Solarmobil durch regenerativ erzeugten Strom.“
Aber die weiteren Sätze ließen wieder Ernüchterung einkehren:
„Allerdings kann man verschiedener Auffassung darüber sein, ob Sonnenenergie die einzig akzeptable Lösung sei. Der Standpunkt der Bayerischen Staatsregierung zu dieser Frage ist bekannt. Ich meine, dass moderne Kernkraftwerke – um die Sache beim Namen zu nennen – durchaus ihre Berechtigung im Energieverbund haben. Ich bezweifle, dass eine komplette Sonnenenergie-Wende heute schon realisierbar ist, aber wir streben an, den Anteil erneuerbarer Energien und speziell auch der Solarenergie weiter auszubauen – zunächst von derzeit 5% auf 15% im Jahr 2000.“
Es ist symptomatisch bei Umweltthemen: Der Sinn der Bestrebung wird anerkannt, die Machbarkeit aber angezweifelt bzw. auf spätere Zeiten verschoben. Das Verschieben ist immer das Günstigste. Schließlich müssen sich die nachfolgenden Generationen eh auf die Abarbeitung der von uns aufgetürmten Hypotheken spezialisieren.
Welche Kräfte da bei der Verschiebung wirken, kann man exemplarisch am Clean Air Act, dem US-amerikanischen Gesetz zur Luftreinhaltung des Jahres 1995 erkennen. In diesem Zusammenhang beschloss der Bundesstaat Kalifornien, dass ab 1997 dort keine Autos mit Verbrennungsmotoren verkauft werden dürfen, wenn von der gleichen Firma nicht auch Elektroautos auf dem Markt verfügbar sind. Die Automobilindustrie – auch unsere Daimlers – gingen natürlich sofort zum Gegenangriff über. Es wurde in Amerika dagegen geklagt. Aber General Motors (GM) entwickelte trotzdem das E-Auto EV1 und brachte es 1996 auf den Markt, nicht zum Kauf, sondern als Leasing-Modell. Man wusste offensichtlich warum. Der Kampf gegen die kalifornischen Vorgaben wurde 2003 von den Autokonzernen gewonnen – unter der Präsidentschaft von Bush-Sohn, einer von der Ölsucht geplagten Marionette der Öl-Mafia. Obwohl die EV1-Autos eine große Begeisterung und Nachfrage ausgelöst hatten, wurden sie dann von GM wieder eingezogen, in die Wüste transportiert und dort in den Schredderanlagen der Endlösung zugeführt.