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„Faschismus wäre Bündlertum“ - Einleitung
Оглавление„Ein fascio ist ein Verein, ein Bund, Faschisten sind Bündler und Faschismus wäre Bündlertum“.1 Mit diesen Worten hat der deutsche Sozialdemokrat Fritz Schotthöfer schon 1924 auf einen wichtigen, aber viel zu wenig beachteten Sachverhalt verwiesen. Der aus dem italienischen Wort für Bund – fascio – abgeleitete Begriff Faschismus ist gewissermaßen inhaltsleer. Er sagt so gut wie nichts über das Wesen dessen aus, was faschistisch ist oder sein soll. Darin unterscheidet sich dieser „Ismus“ ganz entscheidend von anderen „Ismen“ wie Konservativismus, Liberalismus, Sozialismus et cetera.2
Was Faschismus ist oder sein soll wurde vornehmlich von seinen Gegnern bestimmt, die Theorien des oder besser: über den Faschismus entwickelt haben.3 Kommunisten suchten das Wesen des Faschismus mit dem Hinweis auf seine kapitalistische soziale Funktion zu erklären und definierten ihn als „Diktatur einiger Elemente des Finanzkapitals“. Sie konnten diese instrumentalistische Deutung jedoch empirisch nicht beweisen und waren sich zudem uneinig darüber, ob der Faschismus nun das Produkt des hoch oder des unterentwickelten Kapitalismus sei. Schließlich vermochten sie nicht zu erklären, warum eine dezidiert prokapitalistische Erscheinung wie der Faschismus von sozialen Schichten gewählt und unterstützt wurde, die vom Kapitalismus nichts Gutes zu erwarten hatten.
Hier setzten verschiedene sozialdemokratische Autoren an und behaupteten, dass das Wesen des Faschismus durch seine kleinbürgerliche soziale Basis geprägt werde. Empirische Belege für diese These fehlen jedoch, haben sich die bisherigen bekannten faschistischen Bewegungen doch nachweislich aus Angehörigen aller sozialen Schichten rekrutiert, weshalb sie mehr den Charakter von Volks- denn von Mittelstandsparteien hatten. Außerdem war es nicht die soziale Herkunft allein, die viele Menschen bewogen hat, zu Faschisten zu werden.
Waren es ganz überwiegend psychologische Motive, und wenn ja, welche? Innerhalb der sozialpsychologischen Faschismustheorien gibt es dafür verschiedene, sich teilweise völlig widersprechende Vermutungen – sollen es doch sowohl Gefühle der Angst wie der Aggression gewesen sein, die für den Faschismus anfällig gemacht haben. Wirklich bewiesen wurde weder das eine noch das andere.
Der entscheidende Einwand, der sowohl gegen die sozialen wie die sozialpsychologischen Theorien erhoben wurde, ist aber, dass sich die wie auch immer gearteten sozialen Interessen und psychologischen Merkmale ihrer Mitglieder kaum auf die Politik der faschistischen Parteien und so gut wie gar nicht auf die der faschistischen Staaten ausgewirkt haben. Denn dabei handelte es sich um Diktaturen, die eine Politik betreiben konnten, die keineswegs immer und vollständig im Interesse ihrer Anhänger und finanziellen Gönner war.
Andererseits ist es auch nicht möglich, die Politik dieser Diktaturen einzig und allein auf den Willen ihrer Führer zurückzuführen. Die faschistischen Führer vermochten viel, aber eben nicht alles. Die Politik der faschistischen Staaten hing auch von den politischen und sozioökonomischen Voraussetzungen des jeweiligen Landes ab. Diese waren wiederum sehr unterschiedlich, weshalb der Faschismus an der Macht sowohl als Produkt der Moderne wie als eine Wirtschaft und Gesellschaft modernisierende Entwicklungsdiktatur definiert wurde.
Insgesamt konnte keine dieser ebenso globalen wie monokausalen Faschismustheorien hinreichend bewiesen und empirisch abgesichert werden – weder die über die soziale Funktion noch die über die soziale Basis des Faschismus und die sozialpsychologischen Motive seiner Anhänger. Überhaupt keine Einigkeit konnte über die Frage der – fortgeschrittenen oder rückständigen – sozioökonomischen Voraussetzungen und die Frage der – modernen oder reaktionären – Ziele der faschistischen Staaten erzielt werden.
Die bisher entwickelten Faschismustheorien sind daher allenfalls als Theorien „mittlerer Reichweite“ anzusehen, mit denen nur einzelne Phasen in der Geschichte des Faschismus beziehungsweise der Faschismen erklärt werden können. Und es sieht nicht so aus, als ob die Suche nach einer alles umfassenden und erklärenden Theorie des Faschismus jemals erfolgreich sein wird.
Hinzu kommt der Doppelcharakter des Faschismus als politische Theorie und als politischer Kampfbegriff, der ziemlich wahl- und unterschiedslos auf alle möglichen politischen Phänomene und Personen angewandt wurde – und heute immer noch wird. Diese missbräuchliche Anwendung wurde durch einige der monokausalen Theorien begünstigt. Das gilt insbesondere für die instrumentalistischen: Denn wenn Faschismus nur mit dem Hinweis auf seine prokapitalistische und antikommunistische Funktion definiert wurde, dann lag es nahe, auch andere politische Phänomene als „faschistisch“ zu bezeichnen, denen zu Recht oder zu Unrecht eine prokapitalistische und antikommunistische Haltung und Politik unterstellt wurde. Aus kommunistischer Sicht traf dies in erster Linie auf die Sozialdemokraten zu, die folglich ebenfalls als „Faschisten“ beziehungsweise „Sozialfaschisten“ bezeichnet und bekämpft wurden.4
Die ebenso falsche wie politisch gefährliche Sozialfaschismusthese ist zwar revidiert worden, doch nicht die ihr zugrunde liegende Reduktion des Faschismus auf seine soziale Funktion. An ihr beziehungsweise an der sogenannten (aber gar nicht von diesem entwickelten) Dimitroff-Definition hat man in den kommunistischen Staaten bis zum Schluss wie an einem Dogma festgehalten oder auf Anordnung der jeweiligen Partei- und Staatsführungen festhalten müssen. „Faschismus“ war hier wirklich „nur ein Schlagwort“5, das während des Kalten Krieges wie eine Waffe gegen die demokratischen Staaten des Westens eingesetzt wurde.
Umso erstaunlicher und eigentlich unentschuldbar war, dass dies den Beifall zwar nicht aller, aber einiger „Neuer Linker“ im Westen fand, welche die westlichen Demokratien, allen voran die USA sowie die Bundesrepublik, als „faschistisch“ oder, wie das neue und unsinnige Modewort lautete, als „faschistoid“ attackierten. Einige von ihnen nicht nur verbal, sondern mit gewaltsamen und terroristischen Methoden. Verständlich war daher, dass diese missbräuchliche und inflationäre Verwendung des Faschismusbegriffs auf scharfe Kritik stieß. Diese war aber häufig ebenfalls politisch motiviert, weil ernsthaft befürchtet wurde, dass die Anwendung des Faschismusbegriffs generell (und keineswegs nur des marxistischen) zu einer Unterhöhlung des westlichen demokratischen Systems führe. Dem als antidemokratisch angesehenen Faschismuskonzept wurde daher das demokratische Totalitarismuskonzept entgegengestellt.6 Überzeugend war und ist dies nicht.
Anders verhält es sich mit einer anderen Kritik an der Verwendung eines generischen, das heißt nicht allein auf Italien bezogenen Faschismusbegriffs. Gemeint ist der Hinweis auf die fundamentalen Unterschiede zwischen den Faschismen. Sie sind nämlich ohne Zweifel vorhanden. Dennoch gibt es auch unverkennbare Gemeinsamkeiten. Unterschiede wie Gemeinsamkeiten weisen zudem auch andere generische Phänomene wie Absolutismus, Konservativismus und Liberalismus auf. Dennoch hat kaum jemand die Legitimität dieser generischen Begriffe und die Existenz von Absolutismus, Konservativismus und Liberalismus infrage gestellt. Warum soll das beim Faschismus anders sein? Hier wird mit zweierlei Maß gemessen.
An keinem Maß gemessen wird ein weiteres Argument gegen die Verwendung eines allgemeinen und auch den Nationalsozialismus einbeziehenden Faschismusbegriffs. Dies ist der Hinweis auf die absolute Singularität des Holocaust, worunter nur der Rassenmord an den Juden und nicht etwa auch der an den Sinti und Roma und anderer Opfer des nationalsozialistischen „Rassenstaates“ verstanden wird. Damit wird eine Hierarchisierung der Opfer nicht nur des deutschen, sondern auch der übrigen Faschismen vorgenommen, die unter wissenschaftlichen wie moralischen Gesichtspunkten fragwürdig ist. Schließlich haben auch andere Faschismen rassistisch motivierte Morde verübt und andere Gewalttaten begangen. Man denke nur an den Rassenkrieg des faschistischen Italien in Abessinien, die rassistisch geprägte Ermordung von Juden, Roma und Serben durch die faschistische Ustascha in Kroatien und die Verbrechen des Franco-Regimes in Spanien. Auch angesichts der deutschen Megaverbrechen dürfen die der anderen faschistischen Staaten nicht relativiert werden. Doch hier wird es schwierig, weil moralisch und philosophisch. Daher sollte man die geschichtswissenschaftlichen von den geschichtsphilosophischen Argumenten trennen und auf jeden Fall beides nicht für geschichtspolitische Zwecke ausnutzen.
Anders als bei uns in Deutschland, wo die gesamte von Ernst Nolte begonnene Faschismusforschung noch vor einigen Jahren vor einem „Scherbenhaufen“ stand,7 hat man dies im westlichen Ausland auch erkannt und die Diskussion über den Sinn und Nutzen eines generischen Faschismusbegriffs unbeirrt fortgeführt. Gekennzeichnet ist sie einmal durch den Abschied von den erwähnten Globaltheorien des Faschismus und zum anderen durch die Entwicklung eines faschistischen Idealtypus. Diese Versuche basieren, auch wenn dies nicht immer zugegeben wird, auf der „historisch-phänomenologischen“ Faschismusdefinition Ernst Noltes,8 der in seinen späteren Arbeiten so etwas wie ein „faschistisches Minimum“ entwickelt hat, wozu er neben dem Antimarxismus auch den Antiliberalismus, das Führerprinzip und den Totalitätsanspruch des, auf eine Parteiarmee gestützten, Faschismus gezählt hat.9
Daran hat der amerikanische Historiker Stanley Payne angeknüpft und neben der nationalistischen, antikommunistischen, antiliberalen und tendenziell auch antikonservativen Ideologie den auf Massenmobilisierung und Führerprinzip basierenden politischen Stil zum „faschistischen Minimum“ gerechnet.10
Andere Autoren haben sich bei der Bestimmung des „faschistischen Minimums“ auf die Ideologie des Faschismus beschränkt. Roger Eatwell wies in diesem Zusammenhang auf sowohl rechte wie linke Elemente hin.11 Damit bekräftigte er die von Zeev Sternhell schon früher betonte allgemeine Ambivalenz des Faschismus, der „weder links noch rechts“ gewesen sei.12
Roger Griffin schließlich reduzierte die, wiederum idealtypisch verstandene, faschistische Ideologie auf den Nationalismus und definierte Faschismus kurz und bündig als „palingenetischen (das heißt auf Wiedergeburt abzielenden) Ultranationalismus“.13 Diese Zauberformel bezeichnete Griffin selber als „new consensus“,14 womit er viel Aufmerksamkeit erhielt, aber auch beträchtliche Kritik hervorrief.15
Einen etwas anderen Weg hat Robert O. Paxton beschritten.16 Er definiert Faschismus praxeologisch17 als Form eines spezifischen „politischen Verhaltens“, das durch Ideologie (in deren Zentrum wiederum der Nationalismus steht) geprägt gewesen sei, und das in insgesamt fünf idealtypischen Stadien unterschiedliche Formen angenommen habe. Das Stadium der Machtergreifung hätten nur solche faschistischen Bewegungen erreicht, denen es gelungen sei, mit den „traditionellen Eliten“ ein Bündnis abzuschließen.
Im Anschluss an einige zeitgenössische Theoretiker und spätere Forscher wie Wolfgang Schieder habe ich dagegen vorgeschlagen, anstatt einen faschistischen Idealtypus zu konstruieren, von einem Realtypus auszugehen, der vom italienischen Faschismus geprägt und repräsentiert wird.18 Aufgrund dieser realtypischen Definition könnten solche Bewegungen und Regime als faschistisch bezeichnet werden, die wesentliche Gemeinsamkeiten mit dem namen- und stilbildenden italienischen Faschismus aufweisen. Dies gilt für das Erscheinungsbild der faschistischen Parteien und ihren politischen Stil sowie ihre Ideologie und die Form der Machtergreifung und Machtfestigung. Dies führte zu folgender Definition:
Faschistische Parteien waren hierarchisch nach dem Führerprinzip gegliedert, verfügten über uniformierte und bewaffnete Abteilungen und wandten einen damals neuartigen und spezifischen politischen Stil an, wobei man auf Massenaufmärschen und -kundgebungen den jugendlichen und zugleich männlichen Charakter betonte und ihn mit pseudoreligiösen und gewaltbetonten Riten und Ritualen feierte. Im Mittelpunkt stand jedoch das Bekenntnis zur und die Ausübung von schrankenloser Gewalt gegen verschiedene und durchaus austauschbare „Feinde“. In der Regel waren dies Kommunisten und Sozialisten sowie Juden und andere rassistisch stigmatisierte Minderheiten.
Diese Gewaltausübung wurde mit dem Hinweis auf eine Ideologie begründet, die mehr war als bloß verschleiernde Propaganda, sondern einen programmatischen Charakter hatte. Die faschistische Ideologie setzte sich aus einem rassistischen Kern zusammen, um den sich weitere antisemitische, antimarxistische, antidemokratische, antifeministische und vor allem nationalistische Elemente gruppierten.
Zur Macht gelangten diese Parteien in der Situation eines politischen und sozialen Gleichgewichts durch einen Putsch oder ein Bündnis mit den konservativen Kräften, in dem sich die Faschisten aber gegenüber ihren konservativen Partnern durchsetzen und, gestützt auf ihre Parteiarmee und im Besitz der Exekutive, einen weitgehend totalen Staat errichten konnten.
Das Problem an dieser vorgeblich realtypischen Definition des Faschismus ist einmal, dass sie von den erwähnten idealtypischen kaum zu trennen ist.19 Andererseits ist sie wieder sehr eng am italienischen Faschismus orientiert, weshalb sie einige andere Varianten des Faschismus nicht erfassen kann.20 Das gilt einmal für faschistische Regime, die nicht von unten durch die Machtergreifung einer faschistischen Partei, sondern von oben gebildet worden sind. In der Forschung hat man in diesem Zusammenhang von „Faschismus von oben“ gesprochen. Ebenfalls nicht erfasst werden Bewegungen und Regime, die keinen religionsfeindlichen, sondern einen fundamentalistisch religiösen Charakter hatten, weshalb sie verschiedentlich auch als „klerikalfaschistisch“ eingeschätzt worden sind.
Ein weiteres Manko der realtypischen Faschismusdefinition ist, dass sie nur unter großen Schwierigkeiten auf solche faschistischen Bewegungen und Regime angewandt werden kann, die in einem anderen Raum- und Zeitkontext entstanden sind als der italienische Faschismus zwischen 1922 und 1945. Gemeint sind die „präfaschistischen“ und die „neofaschistischen“ Bewegungen und Regime innerhalb und außerhalb Europas. Wenn es sich beim Faschismus um ein generisches Phänomen gehandelt hat, woran meines Erachtens nicht mehr gezweifelt werden kann, dann ist eine Eingrenzung auf eine Epoche und einen Kontinent weder möglich noch notwendig. Ähnlich wie Konservativismus, Liberalismus und Sozialismus ist Faschismus ein epochenübergreifendes und zugleich globales Phänomen.
„Faschismus global“ soll mit der folgenden „Dreiecksdefinition“ bestimmt werden:
Faschistisch im engeren beziehungsweise klassischen Sinne sind Parteien, die sich durch ihr Erscheinungsbild (uniformierte und bewaffnete und nach dem Führerprinzip aufgebaute Partei), ihren politischen Stil (Terror und Propaganda) und ihre Ideologie (Nationalismus, Rassismus, Antidemokratismus, Antikommunismus, Antisemitismus, Führerkult) von anderen rechten und linken Parteien sowohl unterscheiden wie ihnen gleichen, das heißt „weder rechts noch links“ sind.
Bonapartistisch sind Regime, die in der Situation eines politischen, von rechten und linken Parteien gebildeten, oder eines Klassengleichgewichts entstanden sind und sich auf Polizei und Armee, aber nicht oder kaum auf eine Partei stützten.21 Derartige Regime können sich zu bonapartistisch-faschistischen entwickeln, wenn sie sich mit faschistischen Parteien verbünden oder selber Einheits- beziehungsweise Staatsparteien aufbauen, welche die Funktionen der „klassischen“ faschistischen Parteien übernehmen, das heißt die Bevölkerung sowohl kontrollieren wie mobilisieren. Diese Variante des Faschismus ist auch als „Faschismus von oben“ bezeichnet worden.
Fundamentalistisch ist eine nach der amerikanischen protestantischen Schriftenreihe The Fundamentals. A Testimony of Truth, Chicago 1910–1915, benannte Ideologie, wonach die Religion die Politik prägen soll und zur politisierten Religion beziehungsweise „politischen Religion“ wird. Fundamentalistische Ideologien haben sowohl Parteien wie (diktatorische) Regime beeinflusst und sie zu fundamentalistisch-faschistischen gemacht, wenn sie eine Verbindung mit anderen spezifisch faschistischen Ideologemen eingegangen sind, vor allem mit Antisemitismus und Antikommunismus, Nationalismus und Rassismus. Dabei werden diese faschistischen Ideologeme religiös begründet und religiöse Glaubenssätze zur Rechtfertigung faschistischer Politikbereiche benutzt. Betroffen sind vor allem die jeweiligen Gegner und Feinde, die im wörtlichen religiösen und übertragenen politischen Sinne dämonisiert werden, um gegen sie einen „Heiligen Krieg“ führen zu können.22
Katholisch fundamentalistische Bewegungen und Regime sind bisher auch als „klerikalfaschistisch“ bezeichnet worden. Für islamischfundamentalistische scheint sich dagegen der Begriff „Islamofaschismus“ einzubürgern. Beide Begriffe sind problematisch, weil sie ganze Religionsgemeinschaften und keineswegs nur ihre fundamentalistischen Ausprägungen in die Nähe des Faschismus rücken.
Faschismus im generischen, nicht allein in Italien anzutreffenden Sinne ist folglich die Bezeichnung für ein globales, das heißt weltweites Phänomen, das über eine klassische, bonapartistische und fundamentalistische Variante verfügt und sowohl im 19. wie im 20. Jahrhundert anzutreffen war – und bis heute anzutreffen ist.
Seine Geschichte wird in den folgenden insgesamt 16 Kapiteln behandelt. Dabei beschränke ich mich nicht auf Italien, Deutschland und einige andere westeuropäische Länder, sondern beziehe auch das in vieler Hinsicht andersartige Osteuropa mit ein. Danach wird untersucht, ob es auch in anderen Teilen der Welt Faschismus gegeben hat und immer noch gibt: in Nord- und Südamerika, Afrika und Asien.23
In fast jedem der insgesamt 16 Kapitel ist ein biographischer Zugriff gewählt, weil alle drei Varianten des Faschismus ohne „Führer“ nicht denkbar sind. Die Geschichte der einzelnen Bewegungen und Regime ist zwar nicht mit der Biographie der jeweiligen Führer identisch, aber ohne sie auch nicht zu begreifen. Daher muss beides berücksichtigt werden.
Doch zunächst und vor allem wird die jeweilige Geschichte erzählt – in bewusst knapper Form und in einer allgemein verständlichen Sprache.24 Wendet sich das vorliegende Buch doch keineswegs nur an die Spezialisten, sondern an alle, die sich für die Geschichte des Faschismus interessieren, die sich nicht nur bei uns in Europa ereignet hat und mit dem Untergang des europäischen Faschismus auch keineswegs zu Ende gegangen ist. Faschismus global ist nicht Vergangenheit, er stellt eine gegenwärtige und weltweite Gefahr dar.