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Das Tor

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Sonnenstrahlen lugten hinter den zerzausten Bergkämmen hervor. Wind kam auf und wehte die letzten Nebelschleier weg. Der wüste Platz in dem Waldtal bot einen um so trostloseren Anblick. Wolf raffte sich auf. Schließlich war er nicht hier, um die traurigen Überbleibsel der Vergangenheit in dieser einsamen Gebirgsgegend zu begutachten. Er wollte rasch weiter. Der Weg sollte sich jetzt bei der Bahnlinie fortsetzten, die von hier aus noch tiefer in die Berge führte. Da auf der schmalen Trasse die Gleise abgeräumt waren, Schotter und zerborstene Balken einen mehr als unebenen Untergrund bildeten, mußte er das Auto hier zurücklassen. Er tat es ungern, doch hier oben schien er wirklich der einzige Mensch zu sein. Da dürfte nichts passieren, hoffte dachte er. Außerdem war es nach den Angaben der Karte nicht mehr weit. Einen halben Kilometer noch, dann endete die Bahnlinie fast an der Spitze des Berges. Und dort dürfte es schließlich irgendwie hinein gehen. Laut Meurat beginne an diesem Ort ein sehr großes Stollensystem, das mit dem auf der Zeichnung identisch sei. Der Lageplan müßte ab dort den weiteren Weg weisen. Die darin eingetragene Linie begann zumindest unmittelbar an dem Stolleneingang, den er nun bald zu erreichen hoffte. Meurat hatte versichert, daß dies auch wirklich die Öffnung wäre, die auf der technischen Zeichnung als weiterführend angegeben war.

Derart ermutigt machte sich Wolf auf seinen einsamen Weg. Unter den Füßen knirschte der aufgewühlte Schotter und verbogene Gleisenden ragten mitunter gefährlich spitz aus dem Boden. Auch allerlei Schrott lag anfangs noch am niedrigen Bahndamm, der dann allerdings verschwand und hohem Unkraut Platz machte. Als eine sich schlängelnde Schneise zog die schmale Trasse durch den dichten Bergwald. Nach einer letzten sanften Biegung sah der Wanderer endlich ihr vorläufiges Ende. Eine spärlich bewachsene, zerklüftete und steile Felswand erhob sich plötzlich am Ende des letzten geraden Streckenabschnittes. Davor lag wieder ein größerer Lagerplatz, auf dem es aber ähnlich wüst und einsam aussah, wie der Ort, von dem er gerade kam. Ein Fuchs schnürte über die große Lichtung und verschwand schnell im grünen Dickicht, das den Bauplatz von drei Seiten eingrenzte. Wolf stieg am Rande auf eine umgekippte Kabeltrommel und hielt gespannt Ausschau. Für einen Moment glaubte er eine kurze Reflexion, eine Art Aufblitzen in den oberen Felspartien des vor ihm liegenden Hanges wahrzunehmen. Aber eine genaue Absuche mit seinem mitgeführten Fernglas zeigte nichts. Dennoch wurde Wolf noch vorsichtiger. Er pirschte mehr, als das er zwischen den verlassenen Baustellen- und Lagerplatzüberresten aufrecht ging. Anscheinend hatten die Polen schon alles einigermaßen Brauchbare abgeräumt und aus dem Gebirge abtransportiert. Dennoch lagen hier noch genügend Überbleibsel herum, die einen deutlichen Eindruck von der einstigen Größe der Baumaßnahme gaben. Zielstrebig näherte er sich nun den aufstrebenden grauen Felswänden und suchte die Stelle, wo die Gleise der Schmalspurbahn endeten oder besser noch, in sie hineinführen sollten.

Das vom Rost nachgedunkelte Tor lag in einer sanften Senke. Tatsächlich führte die ehemalige Trasse, nach einigen Verzweigungen auf dem Baugelände, dorthin. Und es war ein wirklich mächtiges Tor. Aber die Entdeckung hatte einen Haken. Eine gewaltige Sprengung begrub das Stahltor einst. So unter den Felsmassen weitgehend verschüttet, schaute nur seine schmale Oberkante aus dem angehäuften Steingewirr heraus. Zweifellos war es aber der von ihm gesuchte Stolleneingang. Wolf kletterte auf den schräg am Hang liegenden Haufen zerborstenen Gesteins, den die Detonation abgerissen hatte. Da war nichts zu machen. Die Felstrümmer lagen ineinander verkeilt und hatten derartige Größen, daß sie allenfalls mit schwerer Technik beiseite geräumt werden könnten. Es zeigte sich aber auch nicht das kleinste Schlupfloch. Er stieg zwischen den Brocken umher, nahm nochmals das herausschauende obere Ende des Tores in Augenschein und versuchte mit der Taschenlampe in einen mehr als schmalen Spalt zwischen dem Stahl und Gestein zu leuchten. Der schwache Lichtkegel verschwand aber im Dunst des dunklen Stollens, ohne auf irgendein Hindernis zu treffen. Doch nun war guter Rat teuer. Er konnte hier nicht hinein. Und die Mittel, den Stollenzugang gewaltsam zu öffnen, standen ihm nicht zur Verfügung. Was hatte Meurat ihm da nur für Angaben gemacht?

Das Erbe Teil I

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