Читать книгу Dreißig Stufen zum Paradies - Wunibald Müller - Страница 13

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Der Aufstieg nach oben geht steil aufwärts. Die Richtung, die Johannes Klimakus vorgibt, ist klar. Es ist nichts weniger als der Himmel. Weg vom Irdischen, hin zum Überirdischen. Dabei müssen beide Augen zum Himmel ausgerichtet sein, nicht etwa das eine zum Himmel und das andere zur Erde. Er verlangt einen radikalen Schnitt. Eine radikale Kehrtwendung. „Eine Widmung des Menschen an den Himmel“ (40).

Für mich heißt das: eine Kehrtwendung nach innen. Die Leiter führt, so paradox das klingen mag, über den Abstieg in die Tiefe in die Höhe des Himmels. Johannes Klimakus geht es bei der dritten Stufe um „ein Denken in der Tiefe der Seele“; „einen Verzicht auf den Ruhm der Welt“; „einen Abgrund des Schweigens“. „Die Zurückziehung aus der Welt ist die Mutter der Tugend, durch welche wir keinen Sinn für das Irdische haben“ (42). Rückzug, Exil, um uns von allem zu trennen, was uns daran hindern könnte, um ganz auf Gott ausgerichtet sein zu können.

Es geht dabei um das, was der Tiefenpsychologe C. G. Jung die Person Nr. 2 nennt. Die Person Nr. 1 ist die Person, die ihren Platz in der Welt und in der Gesellschaft hat beziehungsweise sucht, im Unterschied zu der Person Nr. 2, die nach innen hört, ein reiches Innenleben führt, eintaucht in ihre Tiefe, wo sie mit ihrer Sehnsucht nach dem Grenzenlosen, dem Ewigen in Kontakt kommt. Die Pflege dieses inneren Lebens ist nicht weniger wichtig als die Pflege und Gestaltung des äußeren Lebens, ja nach Klimakus sogar wichtiger.

Der Kontakt mit Gott, die Pflege der Beziehung zu Gott, wird von der äußeren Person wahrgenommen etwa durch die Zugehörigkeit zu einer Religionsgemeinschaft oder einer Kirche, die Teilnahme an Gottesdiensten, das persönliche Beten. Allein die innere Person trägt dafür Sorge, dass der äußere Versuch, mit Gott in Kontakt zu kommen, zu einem inneren Geschehen wird, bei dem die Verbindung mit Gott innerlich erfahrbar wird. Wir jetzt schon in uns etwas von der Sehnsucht nach dem Himmel, hinter der letztlich die Sehnsucht nach Gott steht, anfanghaft erfahren dürfen. Diese Sehnsucht nach Gott aber verdrängt, so Johannes Klimakus, die Sehnsucht nach dem, was uns an Irdischem geschenkt worden ist, einschließlich unserer Eltern und Freunde.

So wirst du in der dritten Stufe auf der Leiter zum Paradies dazu aufgefordert, dich von der Sehnsucht nach dem Größeren, der Sehnsucht nach Gott, leiten zu lassen. Der Melodie zu folgen, die vom Himmel kommt. Alles zu vermeiden, was dich davon abhält, dieser Melodie zu folgen. Auch nicht von Überzeugungen, die dir einflössen, gebraucht zu werden, die anderen nicht im Stich zu lassen. „Wenn wir uns eine geringe Fähigkeit im Leben oder oberflächliche Kenntnisse erworben haben, so meinen wir, wir müssten nun zur Belehrung und Rettung der Welt in die Welt zurückgehen – ja, damit auf dem Meere wieder verloren gehe, was im Hafen gesammelt ist“ (43).

Das alles könnte auch als Egotrip missverstanden werden, und die Gefahr, dass es zu einem Egotrip wird, besteht. Es geht dann nicht um Egotrip, wenn du dabei das für dich tust, was du für dich tun kannst, um deiner Sehnsucht nach Gott die Bahn zu brechen, um glücklich zu werden. Du nicht glaubst, das Heil und das Glück, gar die Erlösung der anderen hingen von dir ab. Du dich von Allmachtsphantasien frei machst, die dich letztlich von der Auseinandersetzung mit dir selbst abhalten.

Folgst du aber deiner Sehnsucht nach Gott, folgst du der Stimme deiner Seele, angefeuert von der göttlichen Flamme. „Beeile dich also, wenn du die göttliche Flamme erhalten hast, denn du weißt nicht, wann sie erlischt und dich in Finsternis lässt“ (41).

Schenke deinem Innenleben genauso viel

Aufmerksamkeit wie deinem äußeren Leben.

Dreißig Stufen zum Paradies

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