Читать книгу Dreißig Stufen zum Paradies - Wunibald Müller - Страница 15

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Umgürte deine Lenden mit dem Schoßtuche des Gehorsams.“ Mit dieser Aufforderung lädt Johannes Klimakus dazu ein, die vierte Stufe auf der Leiter, die zum Paradies führt, zu besteigen. Man muss, um Johannes Klimakus zu verstehen und sich nicht von seinen drastischen Beispielen geleisteten Gehorsams abschrecken zu lassen, das Ziel immer vor Augen haben, Seelenruhe zu finden und Gott immer näher zu kommen.

Da heißt es bei ihm zum Beispiel: „Der Gehorsam ist das Grab des eigenen Willens“ (41).

Letztlich geht es darum, das eigene Denken und Wollen dem Willen Gottes zu unterstellen. Dabei kommt dem Seelenführer nach Johannes Klimakus eine wichtige Rolle zu. Diesen gilt es, bevor du ihn dir als Begleiter wählst, mit aller Vorsicht zu prüfen und zu beobachten, „damit wir nicht einen gewöhnlichen Matrosen statt eines Steuermanns, einen Kranken für einen Arzt, einen sündhaften für eine sündlosen Mensch, das gefahrvolle Meer für den Hafen der Ruhe in unserer Unwissenheit wählen“ (52).

Haben wir uns aber für einen Seelenführer entschieden, dann sollen wir „über unseren guten Lehrmeister nicht mehr zu Gerichte sitzen, selbst wenn wir an ihm – denn auch er ist ein Mensch – einige kleine Schwächen wahrnehmen“ (52). Ihm sollen wir alle Dinge bekennen, unsere Verschuldigungen und Wunden, „denn Wunden, die man offen zeigt, werden dadurch nicht schlimmer, sondern vielmehr geheilt“ (54).

Ob Johannes Klimakus mir zustimmt, wenn ich ihm sage, dass Gehorsam auch von Hören, sprich Zuhören kommt, weiß ich nicht. Für mich gehört das jedenfalls zum Gehorsam. Da hört jemand – zum Beispiel der Seelenführer und die Seelenführerin – mit mir hin, was Gottes Wille ist. Er nimmt sich die Zeit dafür. Ist wirklich daran interessiert, was Gott von mir will. Hält sich zurück, versucht nicht, mir seine Interessen schmackhaft zu machen usw.

Interessanterweise tauchen bei Johannes Klimakus in diesem Kapitel Begriffe wie „Glück“, „Ewige Freiheit“ und „Geistige Ruhe“ auf. „Die sich dem Herrn in Einfalt des Herzens unterwerfen, wandeln auf dem Weg des Glücks“ (54). Wer sich einmal dem Schicksal überlassen hat, der ist befreit, sagt viele Jahrhunderte nach Johannes Klimakus Hermann Hesse. Das aber heißt: Du entscheidest dich, Gott in der Einfalt deines Herzens zu unterwerfen. Du überlässt dich dem Schicksal. Du könntest dich auch anders entscheiden – und bleibst trotzdem dem Schicksal überlassen.

Überlässt du dich aber dem Schicksal, überlässt du dich der Führung Gottes, kehren selige Ruhe, Gelassenheit in dein Leben ein. Dann bist du „ruhig und gefasst (es ist das Schönste und wiewohl Seltenste) im Geiste inmitten der Sorgen und Verwirrungen“ (71), die dich umgeben.

Ja, das riecht tatsächlich nach Glück. Also klettere weiter auf der Leiter, die zum Glück, zur Herzensruhe, führt.

Höre auf die Stimme deines Herzens.

Überlasse dich der Fügung Gottes.

Dreißig Stufen zum Paradies

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