Читать книгу Lucy Heyer-Grote (1891-1991): - Yael Naomi Berit Gsell - Страница 9

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3. Kurzer Überblick über Lucy Grotes Kindheit

Am 30. Juli 1891 kam Lucy Johanna Grote in einer gutbürgerlichen Familie zur Welt18.

Sie war das erste Kind aus zweiter Ehe Ernst Grotes mit Anna Johanna Theresia Grote (geb. Mörschell). Nach ihr kamen noch ihre jüngeren Geschwister Werner und Edith Grote zur Welt. Ihre älteren Geschwister Anna Elisa Wilhelmine und Fritz Grote stammten aus der ersten Ehe mit Anna Grote, geb. Raschle (†1885)19.

Ihr Vater leitete von 1873 bis 1898 eine chemische Fabrik in Basel. Danach leitete er eine neue Filiale der Frankfurter Farbenindustrie in Riga, so dass die ganze Familie Grote im Juni 1898 von Basel nach Ilgezeem in Riga (Lettland) übersiedelten20.

Schliesslich erkrankte Lucy Grotes Mutter an einem Gehirntumor und starb am 19. Juni 1903. Nach ihrem Tod übernahm die älteste Schwester Anna Grote (aus erster Ehe) im Alter von 30 Jahren die Fürsorge für die jüngeren Kinder aus der zweiten Ehe (Lucy, Werner und Edith Grote). Neben Anna Grote kümmerten sich auch Bedienstete und Dienstmädchen, um die Kinder21.

Die Kinder erhielten neben der Schulbildung auch Instrumentalunterricht (Fritz und Werner Grote spielten Violine, während Lucy und Edith Grote das Klavierspiel erlernten). Sie wuchsen mit Tieren, u. a. Foxterriern und Kanarienvögel auf. Zu ihrem Umzug nach Riga erhielt Lucy Grote von ihrem Vater ein Lämmlein, welches sie, wie sie aus ihren Erinnerungen schreibt, zur Enttäuschung ihres Vaters schlecht versorgte.

Im Hause Grote, aber auch später in der Gesellschaft, gaben die Geschwister so manches Mal ein Hauskonzert zum Besten. Ihre musikalische Bildung begleitete sie, insbesondere Lucy Grote, auch im späteren Leben.

Nicht nur die Knaben hatten freie Wahl für ihren beruflichen Werdegang, auch den Mädchen liess Ernst Grote freie Hand. So gehörte Lucy Grote auch zur ersten studierenden Frauengeneration22.


Abbildung 2 "Unsere Familie in der Veranda in Ilgezem 1908?" Auf dem Bild ist die Familie Grote (v. l. n. r. Lucy Grote, Ernst Grote, Edith Grote, Anna Grote, Fritz oder Werner Grote) abgebildet. Fotografie, um 1908 (Universitätsbibliothek Basel, NL 335, A Ig)

3. 1 Der Konzertflügel – ihr Lebensbegleiter

Wie bereits erwähnt, erhielten alle Kinder (Fritz, Werner, Edith und Lucy Grote) alle ein Instrument und gaben hin und wieder kleine Hauskonzerte zum Besten. Voller Freude schenkte Ernst Grote seiner Tochter Lucy Grote zu der bestandenen Matur einen Konzertflügel. Egal wohin sie auch zog, der Flügel war stets mit dabei, bis zu ihrem Einzug ins Humanitas. Ihr Flügel überstand nicht nur jeden Umzug, sondern auch die Zerbombung in München während dem zweiten Weltkrieg. Schliesslich musste sie aber im Sommer 1969 ihren Flügel wiederauffrischen lassen. An ihre Freundin Gertrude Lederer-Eckart schrieb sie dazu: „Er hatte ja harte Zeiten hinter sich. Musste er schon früher die Transporte von Dresden (Firmastandort) nach Riga, von Riga nach München und schliesslich zuletzt von München nach Basel bestehen, so erlitt er doch viel schlimmere Schäden durch den Krieg: die Luftangriffe mit dem Durchblasenwerden mit Trümmerstaub, immer wieder die Winterkälte von draussen, wenn die Fenster zersplittert oder die Hauswände durchlöchert waren. Dabei hatte der Resonanzboden auch einen Sprung bekommen.“

Wann immer sie konnte, genoss sie es, am Flügel zu sitzen und zu musizieren. Doch manchmal reichte ihr die Zeit nicht, sich an ihrem Flügel oder an einem Klavier zu entspannen. Sie hatte nach der Scheidung 1933/1934, als alleinstehende, selbsterwerbende Frau kaum noch Zeit für ihr Klavierspiel. Vor ihrer Scheidung (1933/1934) sowie nach ihrer Rückkehr nach Basel (1953) sass sie gerne am Flügel und spielte manchmal mit ihrem Bruder Werner Grote oder auch mit ihrer Schwester Edith Grote vierhändige Stücke. Zu den von ihr vielgespielten Komponisten gehörten vor allem Händel, Bach, Beethoven, Weber und Mozart. Das Musizieren war ihr durch die Jahre wichtig geworden. So schrieb sie 1948: „Hiermit beende ich den Bericht für diesmal, um mich an den Flügel zu begeben. Das Üben ist für mich die schönste Erholung. Ich kann heute gar nicht mehr verstehen, wie ich so lange Jahre auf diese Quelle der Freude und Erholung verzichtet habe23.“ Auch 1950 in einem Brief an Freunde hielt sie fest, dass sie sich beim Klavier spielen am besten erholen kann. Zu den wenigen Momenten, bei welchen sie das Musizieren am Klavier während ihrer erwerbstätigen Zeit geniessen konnte, gehörten die Hauskonzerte, welche sie mit ihrem Chefarzt Krauss (an der Violine) zusammen im Christophsbad zum Besten gab24.

Ihr musikalisches Können beeindruckte auch ihre Enkel Mischa Heyer und Yella

Levecq, sowie ihren Neffen Peter Grote sehr. So schrieb Frau Levecq, dass sie als Kinder voller Hingabe ihrem Pianospiel lauschten. Herr Peter Grote erinnerte sich, wie er als Kind seiner Tante Heyer-Grote ein Stück am Klavier zum Besten gab und sie ihm daraufhin dasselbe Stück so virtuos vorspielte, dass ihm die Lust Klavier zu spielen verging25.

Nach ihrem Einzug ins Humanitas spielte sie jedoch kaum noch auf einem Tasteninstrument, dafür genoss sie umso mehr die klassische Musik am Radio und den Besuch verschiedenster Konzerte. Sie besuchte neben den Konzerten im Humanitas selbst, auch auswärts mit Bekannten Musikveranstaltungen, wie beispielsweise ein Beethoven Violinkonzert in Weil am Rhein (24. September 1977). Zu manchen Konzerten verfasste sie manchmal Konzertkritiken, die dann in der Riehener Zeitung und Badischen Zeitung erschienen (s. Kapitel 10. 3. Lucy Heyer-Grote Bibliografie)26.

18 UB Basel, NL 335, A Ia 3; A Ia 5; A Ib 4 (Bestätigung des Polizei-Departement des Kantons Basel-Stadt, 1953).

19 UB Basel, NL 335, A Ic 3 (oranger Umschlag "Einfälle und Notizen für Bios"); C I 1 (Predigt zu Annas Bestattung 1958).

20 In Riga besuchte Lucy Grote die reichsdeutsche Mädchenschule und später das Gymnasium in Karlsruhe. UB Basel, A Ia 1 (Lebenslauf); A Ia 3; A Ia 5; A Ib 4 (Angaben zum Rückbürgerungsgesuch der Frau Lucy Heyer-Grote); A Ic 1 ("Daten zu meinem Leben"); A Ie 29 (Eintrag vom 12. 4. 1985).

21 In einem Brief an ihre Schwester Anna, schrieb Edith Grote, wie oft sie und Heyer-Grote an die Zeit denken, als Anna auf sie aufpasste und was für lebhafte Kinder sich doch gewesen sind. Heyer-Grote fragte sich noch 1984 ob das Kinderfräulein Helwig wegen Eifersucht seitens Anna gehen musste. Als Nachfolgerin Helwigs bekamen die Kinder ein Fräulein Heibling. UB Basel, NL 335, A Ic 1 ("Daten zu meinem Leben", Eintrag vom 12. 5. 1984); A Ic 3 ("Einfälle und Notizen für Bios"); A IIa 6 (Brief von Edith Grote an Anna Grote, 15. 6. 1923, S. 1); B6 (Heyer, Lucy: Der Tod, Bestandteil des Lebens, war in meiner Kindheit noch in unser Dasein einbezogen. In: Kirchenbote, Nummer 11, Nov. 1982, auf S. 4, 3.-5. Spalte); C I 1, (Predigt zu Annas Bestattung 1958).

22 Ihrer Schwester Anna Grote gehörte ein Papagei Namens Jacot. Obwohl Lucy Grote mit Tieren aufwuchs, tat sie sich nie ein Haustier zu und verhielt sich distanziert zu Tieren. So äusserte sie sich 1977 auch in einem Brief an "Nonna" (richtiger Name unbekannt, war eine Freundin von Sonda Heyer) über mögliche Unannehmlichkeiten bei der Haltung eines Katers in einer Wohnung. Was Heyer-Grotes musizieren an einem Klavier oder ihrem Flügel betrifft, würde eine Auflistung aller Daten hier zu viel Platz beanspruchen. So gibt es hier ein paar Angaben aus den beiden Jahren 1945 und 1958. UB Basel, NL 335, A Ie: 6 (Agenda von 1945, Einträge von 12. 8. und 23. 9. 1945); A Ie 9a, (Agenda von 1958, 1. Vierteljahr, hier Einträge von 11. und 26. Jan. 1958); A Ic 8 (Brief von Heyer-Grote an "Nonna" vom 25. 1. 1977); A Ie 29 (Eintrag vom 12. 4. 1985); A IIa 5a, (Brief von Lucy Grote an ihren Vater Ernst Grote, 14. 6. 1906). Birn, Marco: Die Anfänge des Frauenstudiums in Deutschland, Heidelberg 2015, S. 21-22, 28, 29, 32, 118. Fritz, Marc Oliver: Mail zu Lucy Heyer-Grote, 21. 7. 2020.

23 UB Basel, NL 335, A Ic 3 ("Einfälle und Notizen für Bios"); A Ic 5 (Agenda von 1956, hier Einträge von 12. Mai und 24. Juni 1956); A Ie 8 (Agenda von 1954, hier Einträge von 20. Februar, 7. März, 6. und 19. Juni 1954). Zitiert aus: UB Basel, NL 335, A Ic 9 (Verschiedenes, hier Einträge von 7.2 - 9. 2. 1948); C II 54, 20 (Brief von Heyer-Grote an Gertrude Lederer-Eckart, 24. 11. 1969).

24 UB Basel, NL 335, A Ic 9 (Rundbrief von Heyer-Grote an ihre Freunde, hier 23. 2. 1950).

25 Levecq, Yella: Brief über ihre Erinnerungen zu Lucy Heyer-Grote, 6. 8. 2018. Grote, Peter: Interview zu Lucy Heyer-Grotes Leben, 11. 7. 2018.

26 Neben den Konzertkritiken verfasste sie auch kleine Essays aus dem Alltagsleben im Humanitas für das "Autal-Blättli", die Hauszeitung des Humanitas. UB Basel, NL 335, A Ie 14 (Agenda von 1977, hier Einträge von 22. April, 27. August, 24. und 26. September 1977); B6 (Heyer-Grote, Lucy: Freude am Heimatland. In: Riehener Zeitung, 16. 9. 1977; Heyer-Grote, Lucy: "Vom Geben und Nehmen". In: Hauszeitung der Humanitas, Weihnacht 1977, S. 1-2; Heyer-Grote, Lucy: "Was geschieht im Goetheanum". In: Autal-Blättli, Weihnachten 1979; Heyer-Grote, Lucy: Die Weisheit Indiens. In: Autal-Blättli, Weihnachten 1980.)

Lucy Heyer-Grote (1891-1991):

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