Читать книгу Wissenschaftlich formulieren: ein Arbeitsbuch - Yomb May - Страница 3
Vorwort
ОглавлениеWissenschaftliche Texte sind selten beliebt und werden meist nicht gern gelesen. Sie gelten als trocken und kompliziert. Doch das liegt nicht so sehr an den Inhalten solcher Texte, sondern vielmehr an der Sprache, in der die Inhalte oft kommuniziert werden. Den Anspruch, wissenschaftliche Erkenntnisse sprachlich angemessen zu „verpacken“ und verständlich zu vermitteln, erfüllen nur wenige Wissenschaftler – zum Leidwesen der Leserinnen und Leser: Ein Großteil der Lehrbücher und anderer im Laufe des Studiums relevanten wissenschaftlichen Publikationen zeichnen sich durch eine verschraubte Sprache aus. Und nicht selten verfallen Studierende dem Irrglauben, sprachliche Komplexität sei ein Qualitätsmerkmal der Wissenschaft. Andererseits konzentrieren sich die zahlreichen wissenschaftspropädeutischen Publikationen auf das „wissenschaftliche Arbeiten“, d.h. auf die Arbeitstechniken, sodass „wissenschaftliches Formulieren“ kaum behandelt wird.
Das vorliegende Buch schließt diese Lücke. Es grenzt sich von Publikationen zum wissenschaftlichen Arbeiten durch seine thematische Ausrichtung ab: die Formulierung wissenschaftlicher Arbeiten. Viele Lehrbücher zu wissenschaftlichem Schreiben erschöpfen sich in der Aufstellung und Beschreibung von Kriterien, die eine ideale wissenschaftliche Arbeit ausmachen. Tatsächlich aber kommen Studierende mit diesen Anforderungen nur selten zurecht, weil sie häufig abstrakt bleiben, so zum Beispiel, wenn Studierende „treffsicher“ und „verständlich“ formulieren oder den „roten Faden“ einhalten sollen. Wie man im schreibpraktischen Kontext einen solchen roten Faden herstellt, warum eine treffsichere Formulierung überhaupt notwendig ist und wie man sie erzielt, gibt vielen Studierenden Rätsel auf.
Erfolgreiches Hochschulstudium steht und fällt mit der Beherrschung akademischen Schreibens. Und wissenschaftliche Arbeiten können nur gelingen, wenn sich der Verfasser mit der Sprache der Wissenschaft als seinem wichtigsten Handwerkszeug vertraut macht und sie richtig einsetzt. Deshalb will das vorliegende Buch Studierende für die sprachlichen Besonderheiten des akademischen Schreibens sensibilisieren.
Schreiben lernt man nur durch schreiben, „aber nur dann, wenn es reflektiertes Schreiben ist“ (Otto Kruse). Deshalb ist dieses Buch als Lehrwerk konzipiert, das die akademische Schreibfähigkeit in praktischer Absicht vermittelt, und zwar sowohl durch rezeptive als auch produktive Schreibübungen.
Das Buch gliedert sich in sieben Kapitel. Jedes Kapitel ist nach folgendem Prinzip aufgebaut:
Aufstellung und Erklärung der Regel (wir sagen, was gilt)
Erläuterung der Relevanz für das wissenschaftliche Schreiben (wir sagen, warum es so geht)
Veranschaulichung durch Beispiele (wir zeigen, wie es geht)
Übung zur Überprüfung der erworbenen Kompetenz (wir lassen ausprobieren, wie es geht)
Dieses Buch ist auf die Vermittlung akademischen Schreibens sowohl für wissenschaftspropädeutische Seminare als auch für Schreibkurse zugeschnitten. Es wendet sich gleichermaßen an Studierende aller Fachrichtungen, die im Selbststudium ihre Fähigkeit zum wissenschaftlichen Formulieren verbessern wollen.
Zugunsten der besseren Lesbarkeit haben wir uns dafür entschieden, in diesem Buch die männliche („Leser“) und weibliche Form („Leserin“) abzuwechseln. Bei beiden Schreibweisen sind jeweils alle Geschlechter mitgemeint.
Bayreuth, im September 2019 Agnes Lieberknecht, Yomb May