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1.4 Literarische Formen, Themen und Motive

Epik

Der SchelmenromanSchelmenroman gehört mit Abstand zu den wichtigsten Formen des BarockBarock. Im Mittelpunkt steht der sogenannte Schelm, der, arm und von niedrigem Stand, sich schlau und betrügerisch durchs Leben schlägt. Der wichtigste Schelmenroman des Barock stammt von Johann Jakob Christoffel von Grimmelshausen (1622–1676): Der Abentheurliche Simplicissimus Teutsch (1668). Weitere wichtige epische Formen sind der Schäferroman, der ein idealisiertes Landleben thematisiert, und der höfische Roman, der teils auf mehreren tausend Seiten Liebesgeschichten und Staatsaffären herrschaftlicher Häuser darstellt.

Lyrik

Die Lyrik lässt sich in die geistliche Lyrik (Kirchenlieder) und die weltliche Lyrik einteilen. Besonderer Beliebtheit erfreuen sich strenge Formen wie das SonettSonett im AlexandrinerAlexandriner-Vers. Diese Gedichtform entspricht der zeitgenössischen Vorstellung von künstlerischer Ästhetik und Schönheit. In zahlreichen Sonetten begegnet das Prinzip der Antithetik, die den Widerspruch zwischen Lebenshunger auf der einen und Vergänglichkeit des menschlichen Daseins auf der anderen Seite veranschaulicht. Neben dem Sonett sind auch Lehrgedichte, Epigramme und Figurengedichte vertreten.

In der Regel sind Gedichte des Barock AuftragsdichtungenAuftragsdichtung, die zu besonderen Anlässen verfasst werden, etwa zu Geburtstagen, Hochzeiten, Beerdigungen oder zu besonderen Anlässen des öffentlichen Lebens wie Ratswahlen.

Drama

Drama und Theater haben im 17. Jahrhundert Hochkonjunktur. Verbreitet sind folgende Dramentypen: Trauerspiel, Komödie, Ordensdrama und die Oper. Während die Tragödie das unberechenbare Schicksal des Menschen und die Vergänglichkeit des irdischen Daseins thematisiert, gestaltet die Komödie Missverständnisse, die sich aus der Verwechslung von Sein und Schein ergeben.

Das OrdensdramaOrdensdrama, das an den von den Jesuiten geführten Gymnasien im Sinne der Gegenreformation gepflegt wird, behandelt die Flüchtigkeit irdischen Glücks. Häufig treten dabei Tugend und Laster als allegorische Figuren auf und machen die Bekehrungsabsicht dieses Dramentypus sichtbar. Im Mittelpunkt der MärtyrerdramenMärtyrerdrama stehen das Leben, Leiden und Sterben christlicher Menschen. Bekanntes Beispiel ist das von Andreas Gryphius (1616–1664) verfasste Drama Catharina von Georgien (1657).

EmblematikEmblematik


Abb. 1: »Du musst leiden / Oder meiden«. Emblem aus: Johannes Camerarius d. J., Vierhundert Wahl-Sprüche und Sinnen-Bilder, Mainz 1671

Das EmblemEmblematik ist eine typische Text-Bild-Form des Barock. Embleme sind allegorische Bilder, die mit Textergänzungen versehen sind. Sie bestehen aus drei Teilen:

 einer Überschrift (inscriptio), z. B. eine Sentenz, ein Sprichwort, ein Motto etc. (hier: »Du musst leiden / Oder meiden«)

 einem Bild (pictura), z. B. Tiere, Pflanzen, historische, mythologische, biblische Figur etc.

 einer Erklärung (subscriptio), welche die Überschrift und das Bild verbindet und somit Hinweise für das Verständnis liefert.

Alles zusammen vermittelt einen tieferen Sinn und lässt sich als Aussage oder Lehrsatz entziffern.

Auch die Gedichtform SonettSonett lässt sich als Ausformulierung eines Emblems in Gedichtform deuten.

 Die Überschrift entspricht dem Motto = inscriptio

 Die Quartette entsprechen dem Bild = pictura

 Die Terzette entsprechen dem Text = subscriptio

Themen und Motive

Der Dreißigjährige Krieg und das Leiden der Menschen sind die prägende Erfahrung der Epoche. Tod, Leiden, Trauer, Vergänglichkeit und Not sind Motive, die immer wieder durchgespielt und oft im Kontrast zu Sinnenfreude und Lebenslust gestaltet werden. Folgende Motive sind besonders prägend:

 Memento mori (»Bedenke, dass du sterben wirst!«): Der Gedanke an den Tod ist angesichts der Schrecken des Kriegs und der Seuchen im BarockBarock allgegenwärtig.

 Carpe diem (»Nutze den Tag!«): Dieses MotivMotiv ruft dazu auf, das Leben zu genießen und fröhlich zu sein. Es steht im Kontrast zum Memento mori-Motiv und stellt den Versuch dar, durch Genuss, Tanzen, Feiern und Erotik die vanitas zu überwinden.

 Vanitas (»Vergänglichkeit«): Das Vanitas-Motiv thematisiert die Begrenztheit und Vergänglichkeit irdischen Daseins im Gegensatz zur jenseitigen Ewigkeit.

 Fortuna (»zufälliges Schicksal«): Das Fortuna-Motiv ruft die plötzlichen Schicksalswechsel ins Bewusstsein, die in Zeiten von Krieg und Krankheiten häufig die Biographien bestimmen.

Epochen der deutschsprachigen Literatur

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