Читать книгу Männerphantasien - Erxotic (erotische exotische Geschichten) - Yupag Chinasky - Страница 10

Die Rache

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Als Erstes, erklärte ihm Spyder, müsse in diesem Milieu verbreitet werden, dass sich der Fremde entschlossen habe, die Schande zu rächen, die man ihm angetan habe. Feige Gangster hätten ihn reingelegt und seine Schwäche ausgenutzt. Wenn es zu einem fairen Kampf am selben Ort käme, würde er den Hosenscheißern zeigen, wer das Sagen habe. Eine solche Beleidigung könne sich Cut-off-Joe nicht bieten lassen. Er müsse sich stellen und dem Fremden gewaltig auf sein großes Maul hauen, um seine Reputation zu retten, denn Reputation sei in diesen Kreisen alles, erklärte Spyder. Wenn jemand lächerlich gemacht und beleidigt würde, ohne sich zu rächen, sei die Reputation dahin, dann könne er sich nicht mehr lange halten. Cut-off-Joe würde also sicher in die Luke Road kommen und er, der Fremde, würde ihn dort schon erwarten. Natürlich nicht allein und nicht unbewaffnet. Er, Spyder, würde sich mit ein paar Freunden versteckt halten und im entscheidenden Moment eingreifen. Es könne nichts schief gehen. Und was die Bewaffnung anging, so würde er, Spyder, ihm eine Pistole besorgen, mit der er die Gangster notfalls in Schach halten könne. Auf den Einwand, noch nie eine Pistole in der Hand gehalten zu haben und in Wahrheit gar nicht daran denke, jemanden zu erschießen, beruhigte ihn Spyder. Er brauche sich deswegen keine Gedanken zu machen, die Pistole sei ungeladen und solle nur den Anschein erwecken, dass er bewaffnet und zu allem entschlossen sei. Er, Spyder, und seine Freunde würden ja rechtzeitig eingreifen und die Typen überwältigen, bevor die Waffe zum Einsatz käme. Und dann, wenn sie die Gangster gefangen genommen hätten, dann... Er geriet ins Schwärmen und ein kruder, krasser Vorschlag folgte dem anderen. Auf jeden Fall, so sein Resümee, müssten sie den Gaunern einen gehörigen Denkzettel verpassen. Den unbedarften Vorschlag, dann doch lieber die Polizei einzuschalten, hielt Spyder nicht für besonders gut. Er kenne die hiesige Polizei und die würden nur einen Haufen unangenehmer Fragen stellen. Alle Polizisten seien durch die Bank korrupt und er sei sich sicher, dass die Gangster am Ende ungeschoren davon kämen.

Spyders Plan schien arg simpel und voller Unwägbarkeiten zu sein, aber seine Wut war immer noch groß und die Aussicht auf andere Weise Rache nehme zu können, so gering, dass er schließlich einwilligte. Umgehend drehte Spyder sich von ihm ab, schloss die Augen halb und murmelte nahezu unverständliche Worte, die nur in Fetzen zu verstehen waren: morgen, später Nachmittag, Luke Road, Treffen, Herausforderung, Cut-off-Joe .... Als Spyder mit seiner Seance fertig war und den immer noch erstaunten, verständnislosen Blick seines Gegenübers bemerkte, klärte er ihn über seine telepathischen Fähigkeiten auf. Als er die Zweifel förmlich spürte, ob das den so klappen würde, beruhigte er ihn erneut. Er würde im Laufe des Tages und des Abends noch andere Wege der Kommunikation einsetzen, Telefon, Handy, Internet und einige wichtige Leute würde er sogar persönlich aufsuchen. Dann beschrieb er ihm mehrfach den Weg in die Luke Road und schärfte ihm ein, dass er pünktlich um halb vier Uhr dort sein solle, nicht früher und auf keinen Fall später. Er solle sofort in das Haus gehen, der Schlüssel sei unter der Matte, wie er ja schon wisse und er solle im Schlafzimmer warten. Die Hilfstruppen, er benutze tatsächlich dieses Wort aus der Militärsprache, stünde dann bereits gut versteckt in Bereitschaft. Auf keinen Fall solle er im Haus herumgehen und sie suchen, um sich nicht verdächtig zu machen, falls man ihn beobachtete. Die Pistole bekäme er morgen früh, nein nicht hier in der Kneipe, das sei zu gefährlich, sondern in einer der kleinen Nebenstraßen, nicht weit von hier. Als er spürte, wie unangenehm das Thema Pistole für den Fremden war, wiederholte er nochmals sehr eindringlich, dass er sich keine Gedanken machen müsse, weil er ja nur für kurze Zeit, es seien wirklich nur ein paar Sekunden, die Pistole auf die Gangster richten müsse und ihnen befehlen solle, sich still zu verhalten und die Hände zu heben. Dann sei er, Spyder, garantiert mit der Hilfstruppe zur Stelle und würde den Rest erledigen.

Trotz dieser Beschwichtigungen hat er ein arg mulmiges Gefühl, als er am späten Nachmittag des nächsten Tages pünktlich um halb vier in die Luke Road einbiegt. Die Erinnerung an die Typen und an seine Hand, die auf die Tischplatte gepresst wird und den raschen Schnitt, mit dem seine Fingerkuppe abgetrennt worden war, steigen übermächtig in ihm hoch. Etwas Ruhe und Sicherheit gibt ihm die braune Papiertüte mit der Pistole, die er in der Hand hält. Es ist ein überraschend großes, schweres Ding, das ihm Spyder am Morgen übergeben hatte. Er hatte ihm nicht viel erklärt, nur wie man sie entsichern müsse und ihm eingeschärft, sie mit beiden Händen zu halten. Der Befehl zum Stillhalten sei „freeze“ und dann noch „hands up“, aber das kenne er ja sicher aus den Krimis. Nachdem er ihm noch das leere Magazin gezeigt hatte, war die Waffenkunde beendet und Spyder erklärte ihm zum x-ten Mal, Schritt für Schritt, seinen Plan. Er hatte zugehört und genickt und vor lauter Aufregung ganz vergessen, Spyder zu fragen, warum er eine ungeladene Pistole überhaupt entsichern müsse. Schlimmer noch, er hatte hast vergessen, die braune Tüte an sich zu nehmen, als sie sich trennten, jedenfalls war ihm Spyder ein paar Schritte nachgelaufen und hatte ihm die braune Tüte in die Hand gedrückt.

Der Schlüssel liegt, wie beim ersten Mal, unter der Fußmatte. Er betritt die Wohnung, lauscht, kein Geräusch ist zu vernehmen. Er geht, wie ihm Spyder befohlen hatte, sofort in das Schlafzimmer. Das Bett ist noch in demselben Zustand, wie er es verlassen hatte und auf der Tischplatte und dem Fußboden sieht er die großen, dunkelbraunen, eingetrockneten Flecken seines eigenen Blutes. Er stellt den Stuhl so hin, dass er die Schlafzimmertür im Auge hat, selbst aber vom Flur aus nicht gleich gesehen werden kann. Dann setzt er sich, wischt sich den Schweiß von der Stirn und nimmt die Pistole aus der Tüte. Was für ein schweres Ding. Er hebt sie mit beiden Händen ein paar Mal hoch, mit einer wäre das kaum zu machen. Dann entsichert er sie und wartet. Was, wenn Spyder nicht rechtzeitig kommt? Was, wenn die Gangster gar nicht kommen? Die Minuten schleichen quälend langsam dahin. Eine fette Fliege ist auf einmal im Raum und umkreist ihn. Ihr Gesumme nervt ihn. Sie setzt sich auf den Tisch, leckt an den braunen Flecken. Startet wieder und kommt auf ihn zugeflogen, um sich kühn auf den Lauf der Pistole zu setzen. Er verscheucht sie mit einem knappen Schwenk nach oben. Wenn das Ding jetzt losgegangen wäre, denkt er erschaudernd. Warum nur, warum hat er sich auf diese Scheiße eingelassen? Der Anfang von „Spiel mir das Lied vom Tod“ fällt ihm ein. Das langgezogene Gequäke der Mundharmonika kreist in seinem Gehirn und verdrängt kurzfristig die Angst, dass Spyder nicht rechtzeitig erscheinen würde.

Spyder hatte verbreitet, dass der Fremde die Gangster pünktlich um vier Uhr zum Show-down erwarten würde, Wenn sie nicht kämen, seien sie Feiglinge und Memmen und er, der Fremde, habe es nicht nötig auf Feiglinge und Memmen zu warten und würde um viertel nach vier wieder gehen. Zweifel stiegen in ihm auf, ob die Gangster sich tatsächlich diese Bedingungen diktieren ließen. An das Risiko, beim Verlassen des Hauses überwältigt oder abgeknallt zu werden, denkt er lieber erst gar nicht. Er schaut auf die billige Armbanduhr, die er nun anstelle der teuren Omega trägt. Es ist Viertel vor vier. Er schwitzt noch mehr. Große Tropfen perlen über die Brauen und fließen in die Augen. Diese brennen und ein Schleier breitet sich vor ihm aus. Er fürchtet, im entscheidenden Moment gar nichts mehr sehen zu können. Er hätte zu gerne gewusst, wo sich Spyder und seine Kumpel versteckt hielten, in diesem kleinen Haus, in dem es doch nur wenig Räume gibt. Vielleicht im Keller? Gibt es überhaupt einen Keller? Er wundert sich, dass mehrere Leute sich so vollkommen ruhig verhielten. Wie viele Leute wollte Spyder eigentlich als „Hilfstruppe“ dabei haben? Aber er wagt nicht, sie zu suchen oder nach ihnen zu rufen, nachdem ihm Spyder das mehrfach und eindringlich verboten hatte. Dann beruhigt er sich wieder und klammert sich an Spyders Worte, dass alles perfekt geplant sei. „Du musst absolut keine Angst haben. Du kannst absolut nichts falsch machen.“

Die Digitalanzeige der Plastikarmbanduhr hat 4.00 p. m. schon deutlich überschritten. Er wird wieder unruhig. „Ist das hier überhaupt real oder träume ich? Sitze ich tatsächlich hier mit einer Pistole und warte auf kaltblütige Gangster? Ein schlechter Film, gleich wache ich auf“. Zehn nach vier hört er ein leises Geräusch aus dem Flur. Die Tür zum Flur ist zwar offen, aber er sieht nicht, was dort vor sich geht. Die Haustür muss aber kurz geöffnet worden sein, denn der Lichtschein im Flur war ein paar Sekunden lang etwas heller gewesen. Er lauscht angestrengt, hört aber er, keine Schritte, kein Atmen, kein Knarren, allenfalls ein gedämpftes Schleichen. Noch mehr dicke Schweißtropfen haben sich auf der Stirn gesammelt und laufen ihm über das Gesicht. Er wagt nicht, sie wegzuwischen. Sein Atem geht schneller, sein Mund ist staubtrocken, seine feuchten Hände halten krampfhaft die Pistole, der Lauf ist auf die Tür gerichtet und zittert. Jetzt, gleich jetzt, kommt der entscheidende Moment. Hoffentlich ist dann Spyder zur Stelle. Spyder und seine Freunde. Wer waren die eigentlich? Er hatte Spyder nicht danach gefragt. Er hatte ihn viel zu wenig gefragt. Er hatte alles, die ganze Planung, die Vorbereitung seinem neuen Freund überlassen, den er ja überhaupt nicht kannte und dem er nur vertraute, weil er dieselbe Wut auf Cutt-off-Joe zu haben schien, wie er. Doch jetzt, im Augenblick der Wahrheit, fühlte er sich allein gelassen. Er hat schon lange nicht mehr gebetet, doch nun murmelt er „Lieber Gott, lass Spyder da sein.“

Dann überschlagen sich die Ereignisse. Statt Spyder steht plötzlich eine Gestalt im Türrahmen. Nicht der große Hagere, den er erwartet hat und auch nicht sein untersetzter Kumpan. Es ist die dunkle Silhouette einer Frau mit ausgeprägten Kurven. Es ist, die Erkenntnis trifft ihn schlagartig, Lilly. „Freeze!“, bellt der krächzend mit seinem trockenen Mund. „Bleib um Gottes willen stehen. Nein, hau ab, verschwinde, mach, dass du wegkommst.“ Aber Lilly denkt nicht daran zu verschwinden, sie kann gar nicht, denn hinter hier erscheint die erwartete, hagere Gestalt und die verdammte, heisere Stimme ruft „Wirf die Pistole weg, aber sofort. Sonst ist Lilly dran und dann du, du Mistkerl und diesmal bleibt es nicht bei der Fingerkuppe!“ Bei diesen Worten steigt Wut in ihm auf, die Gedanken rasen durch seinen Kopf. „Nein, das Spielchen spiele ich nicht noch einmal mit.“ Aber was sollte er nur tun? Er hat doch keine Zeit mehr zum Nachdenken. Wo bleibt denn Spyder, verdammt noch mal, wo bleibt denn dieses Arschloch, Asshole-Spyder. Noch während in seinem Kopf dieser eine Gedanke kreist, schreit Lilly auf und stolpert, nach einem heftigen Stoß in den Rücken, in das Schlafzimmer, direkt auf ihn zu. Er erschrickt, als der Schatten auf ihn zu kommt und drückt, mehr instinktiv als gewollt, ab, der Abzug lässt sich fast ohne Widerstand betätigen. Ein reiner Reflex, der ja ohne Folgen bleiben würde, abgesehen von einem nutzlosen Klacken. Doch der Knall ist so laut, so unerwartet laut, dass er meint, dass Trommelfell müsse platzen. Lilly schreit erneut gellend auf und wird, wie von einer starken Hand, in die Gegenrichtung geworfen, zurück in die offene Tür. Und ein zweiter Schrei dringt zu ihm, ein heiserer diesmal. Seine Hände zittern, er ist total verwirrt, sein Zeigefinger ist immer noch am Abzug, er drückt nochmals ab, nochmals und nochmals. Beizender Geruch nach Verbranntem liegt in der Luft. Nachdem der letzte Knall verhallt war, herrscht Stille, eine unnatürlich Stille und die Hitze, die verdammte Hitze.

In der Ferne hört er die Sirenen der Polizei, die offenbar schon vor seinen Schüssen alarmiert worden war. Sie finden einen aufgelösten, weinenden Mann auf einem Stuhl im Schlafzimmer. In der Hand eine großkalibrige Pistole, ein teuflisches Mordinstrument. Vier der acht Patronen fehlen im Magazin. Eine steckt im Türrahmen, drei in der Wand des Flurs. Diese Drei hatten zuvor den Körpern einer Frau und eines Mannes glatt durchschlagen und ihren sofortigen Tod herbeigeführt. Die Personen werden später als Lilian Wesley und John Bernstein, genannt Cutt-off-Joe, identifiziert. Die beiden waren, von einem ungeöffneten Klappmesser in Bernsteins Hosentasche abgesehen, unbewaffnet. Sie waren allem Anschein nach in eine Falle gelockt und dann kaltblütig erschossen worden. Ein klarer Fall von Doppelmord, für den es sowohl einen eindeutigen Täter als auch ein hinreichend nachvollziehbares Motiv gab.

Männerphantasien - Erxotic (erotische exotische Geschichten)

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