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Kapitel 1 - Pfafferode, 12. März 1941

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Mit bis zum Hals hinauf klopfendem Herzen lief Luise die Allee entlang. Ihr linkes Strumpfband hatte sich gelöst, sodass der daran fixierte Wollstrumpf das Bein hinunter rutschte und oberhalb des braunen Schnürschuhs Falten schlug. Ein klirrender Windhauch kroch an der nackten Haut ihres Oberschenkels unaufhaltsam nach oben.

Es war sehr kalt für Mitte März. Der Winter krallte seine eisigen Klauen noch immer in das Erdreich der großzügig angelegten Parkanlage und hinderte die aufkeimende Natur daran, endlich zu erwachen.

Die junge Frau zog den Mantel enger um ihren Körper und hielt, die Strumpfkatastrophe ignorierend, auf die Tür der Jugendstilvilla zu. Dort angekommen strich sie sich eine rote Locke hinter das Ohr. Die üppige Haarpracht sorgte, wie sie wusste, des Öfteren für neidvolle Blicke unter den Damen ihres Alters, die mit Brenneisen ihre Haare traktierten, und kaum vergleichbare Ergebnisse erzielten.

Bevor sie eintrat, zog sie den verirrten Wollstrumpf wieder an Ort und Stelle. Während Luise sich fragte, ob sie Ernst wohl heute begegnen würde, griff sie mit ziegenlederbehandschuhter Hand nach der Türklinke. Seit sie am Tag nach Neujahr ihren Dienst in der Schreibstube des Klinikdirektors angetreten hatte und dem gutaussehenden Pfleger vor der Apotheke vor die Füße gestolpert war, führte ihr Herz wahre Freudentänze auf, wenn sie nur an ihn dachte. Mit seinem weißblonden Bürstenhaarschnitt, den breiten Wangenknochen und den blauen Augen war er der Inbegriff eines arischen Mannsbildes.

Seit ihrer ersten Begegnung war sie Ernst immer wieder über den Weg gelaufen. Luise glaubte nicht an Zufall, schon gar nicht, seit Elsbeth, eines der Mädchen aus der Schreibstube, ihr erzählt hat, dass er neuerdings freiwillig Botengänge in die Apotheke unternahm und das exakt zu der Zeit, zu der die Frauen ihre Arbeit begannen.

Elsbeths Verlobter versorgte sie mit derlei Informationen. Als Oberpfleger wusste er genau darüber Bescheid, was in den Häusern vorging, die ihm unterstanden. In den mehr als zwanzig Villen, die in der Parkanlage vor beinahe drei Jahrzehnten gebaut worden waren, wurden hunderte Geisteskranke behandelt, viele von ihnen schon seit Jahren.

Luise schloss die Tür hinter sich und stieg die Treppen hinauf. Am Rand eines großen Krankensaals blieb sie stehen und blickte sich suchend um. Ihr Herzschlag setzte für einen Moment aus, als sie Ernst unter den Anwesenden entdeckte. Als er sich umdrehte, winkte sie ihm zu. Sogleich hielt er freudestrahlend auf sie zu. »Fräulein Luise, wie schön, sie zu sehen.«

Die junge Frau genoss die anerkennenden Blicke ihres Gegenübers und bleckte ihre wohlgeformten Lippen mit der Zunge, bevor sie antwortete. »Ich bringe die Post.«

»Aber das wäre doch nicht nötig gewesen.« Lächelnd nahm er die Umschläge entgegen.

»Das oberste Kuvert ist mit einem Eilt-Aufdruck versehen.« Verlegen sah Luise auf ihre zitternde Hand, mit der sie nach wie vor die Schriftstücke hielt.

Das Lächeln erstarb, als Ernst der jungen Frau die Post abnahm. Mit einem Blick auf den Absender ahnte er, was der Umschlag enthielt. Es war nicht das erste Mal, dass ein Brief aus der Berliner Tiergartenstraße eintraf. Dennoch zog sich ihm der Magen schmerzhaft zusammen, wenn er darüber nachdachte, welche Folgen der Inhalt des Schreibens nach sich zog.

Irritiert verabschiedete sich Luise. Sie wusste nicht, was sie falsch gemacht hatte. In dem einen Moment wurde sie von dem Mann ihrer Träume mit einem Lächeln begrüßt, das jedes Frauenherz zum Schmelzen bringen konnte, und im nächsten war sein Blick völlig versteinert. Sie war schon drauf und dran, aus dem Krankensaal zu stürmen, als Ernst, der ihren inneren Aufruhr erkannt haben musste, nach ihrem Arm griff. »Fräulein Luise, bitte entschuldigen sie mein unhöfliches Verhalten!«

»Ist schon ...«

»Nein, ist es nicht!« Mit glühendem Blick sah er auf sie herunter. »Würden sie heute Nachmittag mit mir spazieren gehen?«

Völlig aus der Fassung gebracht, klappte der jungen Frau die Kinnlade nach unten.

Als sie nicht antwortete, unternahm Ernst einen erneuten Vorstoß. »Ich könnte sie nach der Arbeit abholen, wenn sie keine anderen Verpflichtungen haben?«

Ein durchdringender Schrei erklang aus einer Ecke des Krankensaals. Mit einem Blick erfasste Ernst die Situation. Im Gehen wandte er sich noch einmal um. »Um vier?«

»Einverstanden.« Luise sah dem Pfleger nach, der zu einem seiner Schützlinge eilte, um ihm zu helfen. Sie zwang sich, den Blick von ihm abzuwenden und murmelte zum Abschied ein »Sieg heil!«


Wie verabredet wartete Ernst bereits am Treppenabsatz des Verwaltungsgebäudes auf sie. Ohne den Pflegerkittel, adrett gekleidet mit Hut und Mantel, sah er ganz verändert aus. Er zog genüsslich an seiner Zigarette, als Luise langsam die Stufen zu ihm hinabstieg. Sie beobachtete den jungen Mann, der lässig an einer Steinsäule lehnte.

Als zwei weitere Mädchen aus dem Schreibdienst das Gebäude verließen und kichernd versuchten, auf sich aufmerksam zu machen, drehte sich Ernst um. Er hatte jedoch nur Augen für Luise, was sie mit einer gewissen Genugtuung registrierte.

Hastig beugte sich der junge Mann nach vorn, um seine Zigarette auf der Treppenstufe vor sich auszudrücken, steckte den übriggebliebenen Stummel zurück in ein Etui, bevor er eiligen Schrittes auf die rothaarige Schönheit zueilte. »Fräulein Luise! Ich bin so froh, dass sie es einrichten konnten. Darf ich?«

Luise legte ihre Hand auf den angebotenen Arm. »Vielen Dank, Herr Schramm. Wohin gehen wir?«

»Nun, meine Teure, in Anbetracht der Tatsache denke ich, dass ich ihrer Familie meine Aufwartung mache.« Ernst schmunzelte, als er den Gesichtsausdruck Luises sah.

Es dauerte einen Moment, bis sie die Sprache wiedergefunden hatte. »Was meinen sie ... in Anbetracht welcher Tatsache?«

»Ich gedenke, sie zu heiraten, so bald als möglich.«

»Heiraten? ... Sind sie von allen guten Geistern verlassen? Sie kennen mich doch gar nicht!«

»Liebes Fräulein Luise, ich weiß alles, was ich wissen muss, um mir sicher zu sein, dass ich bis über beide Ohren verliebt bin. Seit ich sie das erste Mal gesehen habe, am Morgen des zweiten Januar, als sie auf der zugefrorenen Pfütze vor der Treppe zur Apotheke geschlittert und beinahe gestürzt sind, war es um mich geschehen. Sie sind sprichwörtlich in mein Leben gestolpert und haben es auf den Kopf gestellt. Jeden Morgen nach dem Aufwachen gilt mein erster Gedanke ihnen, abends vor dem Schlafen der letzte. Wollen sie wenigstens über den Antrag nachdenken?« Mit flehendem Blick sah Ernst in unergründliche grüne Augen und verlor sich darin.

Luise verstärkte den Griff um seinen Arm und lächelte zaghaft. »Vielleicht bringst du mich nach Hause, damit ich dir meine Mutter vorstellen kann. Vater ist an der Front. Wir warten jeden Tag auf Nachricht von ihm.«

Ernst drehte sich zu ihr um, griff nach ihren Schultern und strahlte förmlich. »Du? ... Heißt das, du sagst ja?«

»Ja, ... Ja!!!« Noch ehe Luise die Tragweite ihrer Worte begreifen konnte, wurde sie von starken Armen umschlungen. Sie juchzte vor Freude, als Ernst sie emporhob und sich mit ihr einmal um die eigene Achse drehte.

»Du machst mich zum glücklichsten Mann der Welt!« Vorsichtig stellte er seine Braut wieder auf ihre Füße.

»Vielleicht erzählst du mir auf dem Weg nach Hause etwas von dir? Dass du Pfleger bist, weiß ich ja bereits. Wie alt bist du? Wo wurdest du geboren? Hast du Geschwister?«

Erneut hob Ernst den Ellenbogen, damit Luise sich unterhaken konnte. »Nun, wenn du mir sagst, wo du wohnst, beantworte ich dir auf dem Weg dorthin alle deine Fragen.«

»In der Schaffentorstraße ...«

»Nehmen wir die Straßenbahn?«

»Wir können bis zum Blobach fahren und den restlichen Weg laufen.«

»Einverstanden.« Er zog eine Uhr aus der Tasche. »Es ist gleich halb fünf. Wenn wir uns beeilen, schaffen wir die nächste Bahn.«

Gemeinsam schlenderten sie in Richtung Haltestelle, als die vollbesetzte Bahn vor ihren Augen davonfuhr.

»Dann also die Nächste ....« Seufzend griff Luise nach ihrem Schal. Sie zog ihn sich enger um den Hals. »Hoffentlich wird es bald wärmer. Ich kann diese furchtbare Kälte nicht mehr ertragen. Die Kohlen sind auch fast alle. Wir heizen nur noch jeden zweiten Abend.«

»Ich weiß, was du meinst. Dieser verdammte Krieg verlangt uns allen einiges ab. Mein Vater ist im letzten Mai vor Sedan gefallen.«

»Das tut mir leid. Und deine Mutter?«

»Sie ist schon lange tot. Ich kann mich kaum mehr an sie erinnern. Meine Oma hat mich praktisch großgezogen. Sie ist eine tolle Frau.« Mit einem verschmitzten Lächeln auf den Lippen fuhr er fort. »Ich bin überzeugt davon, dass du ihr gefallen wirst.«

Das Läuten der Straßenbahnglocke unterbrach das Gespräch der beiden. Mit einem metallischen Quietschen und dem Zischen der Bremsen hielt der Linienwagen vor dem Paar. Aufsteigender Wasserdampf hüllte die Wartenden in einen feinen Nebel. Die Türen wurden aufgerissen und eine Menschentraube quetschte sich durch die schmalen Öffnungen nach draußen. Ernst und Luise schoben sich durch das Gedränge der Fahrgäste in den Wagen. Die Menschen standen so dicht beieinander, dass auch das Rucken beim Anfahren der Bahn niemanden zum Stürzen hätte bringen können.

Die Fahrt verlief weitgehend schweigend, die Straßenbahn hielt hinter der Feldweiche, am Schwanenteich und an der Aue, wobei an jeder Haltestelle weitere Leute ein- und ausstiegen und das Geschubse ungeahnte Ausmaße annahm.

Nachdem die beiden am Blobach den Linienwagen endlich verlassen konnten, wandten sie sich in Richtung Petristeinweg.

»Hier wurde ich getauft.« Luise zeigte auf eine Kirche mit einem wunderschönen bunten Dach.

Interessiert sah Ernst zu dem alten Gemäuer, bevor ein Lächeln sein Gesicht erhellte. »Sankt Petri. Ich kenne das Gotteshaus nur von außen. Was hältst du davon, wenn wir hier heiraten? Würde dir das gefallen?«

»Findest du nicht, dass das alles viel zu schnell geht?«

»Wenn mich die letzten Jahre eines gelehrt haben, dann, dass man keine Zeit verlieren sollte, wenn man sich einer Sache sicher ist. Im Moment diene ich unserem Volk und Vaterland, indem ich mich um die Kranken kümmere. Wer sagt mir denn, dass ich nicht morgen oder nächste Woche einberufen werde, um die tapferen Soldaten im Kampf an der Front zu unterstützen? Hör in dich hinein, Luise! Du musst es doch ebenso fühlen wie ich, dass wir beide füreinander bestimmt sind.« Die Heftigkeit seines Ausbruchs erschrak den jungen Mann selbst, sodass er einen Schritt zurücktrat, um die Frau seiner Träume nicht einzuschüchtern. Als er jedoch das Funkeln in ihren Augen und das Schmunzeln wahrnahm, fühlte er, dass alles gut werden würde.

»Erzähl mir von deiner Arbeit! Wir haben noch ein Stück Weg vor uns.«


»Mutter?« Luise steckte den Kopf durch die Tür zum Wohnzimmer. »Bist du hier?«

Als keine Antwort kam, lief sie in Richtung Treppe. »Mutter?«

Aus der oberen Etage tönte eine Frauenstimme. »Luise, bist du das?«

»Ja, Mutter. Ich habe Besuch mitgebracht.«

»Besuch? Mitten in der Woche?«

Luise bedachte ihr Gegenüber mit einem entschuldigenden Lächeln und einem Schulterzucken, bevor sie antwortete. »Kannst du bitte herunterkommen? Ich würde dir gern jemanden vorstellen.«

»Augenblick, geht doch schon mal in die Küche! Ich komme gleich.«

Abrupt drehte sich Luise zu Ernst um. »Du hast es gehört. Gehen wir! Ich koche uns eine Kanne Kaffee.« Sie wandte sich einer beigebraun gestrichenen Holztür zu, die der Treppe genau gegenüber lag und trat vor ihm in den Raum, aus dem ihr behagliche Wärme entgegenschlug. Der Ofenherd war angefeuert, wie jeden Tag, wenn Luise nach Hause kam. Auf der dicken Eisenplatte stand ein Wasserkessel.

»Wie es aussieht, hat meine Mutter bereits mit mir gerechnet. Wir trinken nach Feierabend immer zusammen Kaffee, allerdings keinen Bohnenkaffee. Den haben wir schon seit Monaten nicht mehr getrunken. Aber wir haben Zichorienkaffee.« Geschäftig schepperte Luise mit dem Geschirr. »Setz dich doch!« Sie deutete auf einen der Küchenstühle, die zu jeder Seite des quadratischen Holztisches in der Nähe des Fensters platziert waren und stellte, nachdem er sich hingesetzt hatte, eine Tasse vor ihn hin und zwei weitere daneben.

Wenig später war das Klappern von Absätzen auf der Treppe zu hören, bevor die Tür zur Küche geöffnet wurde. Ernst sprang auf, als Luises Mutter den Raum betrat. »Guten Tag!«

Überrascht sah sie von dem Besucher zu ihrer Tochter. »Mein Schatz, möchtest du uns nicht vorstellen?«

Röte stieg der jungen Frau ins Gesicht. »Verzeih, Mutter! Das ist Herr Schramm.«

»Ernst.« Er trat einen Schritt auf die adrett gekleidete Mittvierzigerin zu, die ihre kastanienbraunen Haare zu einem Knoten im Nacken zusammengebunden hatte und eine wenig ältere Ausgabe ihrer Tochter zu sein schien. »Es freut mich, sie kennenzulernen.«

»Nun, die Freude ist ganz meinerseits. Wie ich sehe, hat Luise den Kaffeetisch bereits gedeckt. Wollen wir uns nicht setzen und sie erzählen mir, was sie zu uns führt?«

»Mutter!«

»Schon in Ordnung, Luise. Ich schätze es, wenn jemand unumwunden ausspricht, was er denkt.« Er zog einladend einen der Stühle zurück. »Der Kaffee duftet köstlich.«

»Ich wünschte, dem wäre so. Wenigstens schmeckt er nicht einmal halb so schlecht, wie er riecht.« Lächelnd sah sie zu Luise, die ihr gegenüber kopfschüttelnd Platz genommen hatte. »Ich hoffe, dass dieser verdammte Krieg bald ein Ende findet, sei es nur, um wieder eine Tasse frischen Bohnenkaffee trinken zu können.«

»Mutter!«

»Lass nur, Luise, sie hat ja Recht. Freilich würden mir noch einige Dinge einfallen, die ich nicht mehr missen möchte.«

»Sie sprechen mir aus der Seele, Herr Schramm.«

»Ernst ... bitte!«

Bevor sie etwas erwidern konnte, schwoll der ohrenbetäubende Lärm von Sirenen zu einem Crescendo an, wurde wieder leise, sodass das Läuten der Kirchenglocken von Sankt Petri zu hören war, nur um kurze Zeit später erneut jedes Geräusch zu übertönen.

Luise sprang auf. »Schnell, in den Keller ...«

Ernst griff nach ihrer Hand und ließ sich von ihr mitziehen.

»Ich öffne die Haustür. Lauft schon, ich komme gleich!«

Die beiden polterten die Kellertreppe hinunter und warteten darauf, dass Luises Mutter zu ihnen stieß und vielleicht noch einige Passanten von der Straße, die sich nicht schnell genug in ihren eigenen Häusern in Sicherheit bringen konnten.


Zu dritt saßen sie in den Kellerräumen zwischen den wenig verbliebenen Kohlen und Kartoffeln und warteten auf das erlösende Signal, das ihnen anzeigte, dass die Gefahr des Fliegeralarms vorüber war.

Luises Mutter war auch im schummrigen Licht des Kerzenstummels nicht entgangen, dass die beiden sich nach wie vor bei den Händen hielten. »So, nun mal heraus mit der Sprache! Was geht hier vor?«

Ernst sah Luise in stummen Einverständnis in die Augen. Er schluckte kurz und räusperte sich, sodass sein Adamsapfel zu tanzen schien, bevor er auf die Frage antwortete. »Ich möchte sie um die Erlaubnis bitten, ihre Tochter heiraten zu dürfen, Frau Seidenstücker. Freilich hätte ich das gern unter anderen Umständen ...«

Luises Mutter erhob sich. Sie stemmte die Hände in die Hüften und baute sich vor den beiden auf. Ihre Gesichtszüge waren an Strenge kaum zu überbieten, der Mund zu einer schmalen Linie zusammengepresst. »Bist du schwanger?«

Nun war es Luise, die sich wutschnaubend erhob und sich vor ihre Mutter postierte. »Wofür hältst du mich? Für ein leichtes Mädchen?«

Zornig funkelten die beiden Frauen sich an. Verblüfft über diese Tatsache überlegte Ernst, ob er dazwischengehen und den Streit schlichten sollte, hielt es jedoch für vernünftiger, sich nicht einzumischen. Er staunte über die Facette an Luise, die er noch nicht hatte kennenlernen dürfen. Sie hatte auf ihn so schüchtern gewirkt. Umso mehr überraschte und fesselte ihn diese bisher unentdeckte Seite an ihr. Die Luft knisterte förmlich, als die Sirene das Ende des Fliegeralarms signalisierte und die zum Zerreißen gespannte Atmosphäre auflockerte.

»Sollten wir nicht nach oben gehen und dort alles Weitere besprechen? Ich bin mir sicher, dass wir dieses ... Missverständnis schnell aufklären können.« Ernst sah erst zu Luise, dann mit bittendem Blick zu deren Mutter.

»In Ordnung. Ich hoffe, ihr habt eine gute Erklärung parat.« Sie wandte sich um und stapfte die Kellertreppe hinauf, zurück in die Küche, wo der frisch aufgebrühte Kaffee in der Zwischenzeit kalt geworden war.


Nr. 983

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