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Оглавление2.2 | Zeitgeschichtlicher Hintergrund |
ZUSAMMENFASSUNG
Handlungsort von The Embassy of Cambodia ist der Londoner Stadtteil Willesden, in dem Zadie Smith selbst aufgewachsen ist.
Handlungszeit ist das Jahr 2012. Zu dieser Zeit vollzieht sich in Großbritannien ein gesellschaftspolitischer Umbruch mit der Forderung nach mehr bürgerlichem Engagement sowie die Absage an den Multikulturalismus, der nach mehreren islamistischen Attentaten und den „Riots von 2011“ als Bedrohung empfunden wird.
Großbritannien unter David Cameron
Die Handlung von The Embassy of Cambodia vollzieht sich im London des Jahres 2012, sie fällt also in die Regierungszeit des Konservativen David Cameron, der von 2010 bis 2016 britischer Premierminister war. Cameron modifizierte u. a. die von der ehemaligen britischen Premierministerin Margaret Thatcher[4] geprägte Sozialpolitik, die zu massiven sozialen Verwerfungen und zum Niedergang ganzer Stadtteile geführt hatte. Das in The Embassy of Cambodia beschriebene, heruntergekommene Altenheim mit seinen vernachlässigten Bewohnern ist ein Verweis auf die desolaten sozialen Verhältnisse:
“That house sits opposite a dingy retirement home, where one sometimes sees distressed souls, barely covered by their dressing gowns, standing on their tiny balconies, staring into the tops of the chestnut trees.” (S. 77)
Als Reaktion auf diese Zustände entwickelte Cameron das Konzept der “Big Society”. Damit sollte vor allem der Bildungs- und Sozialbereich gefördert werden, aber nicht etwa durch staatliches, sondern durch zivilgesellschaftliches Engagement. Außerdem postulierte Cameron unter dem Eindruck von durch Moslems/Islamisten begangenen Attentate und den “England Riots” von 2011 eine neue Einwanderungspolitik.
Im Juli 2005 ereignete sich ein Doppelanschlag auf die Londoner U-Bahn und auf einen Bus, bei dem vier eingebürgerte Männer islamischen Glaubens 56 Menschen töteten und Hunderte zum Teil schwer verletzten.
Im Juni 2007 konnte ein erneuter islamistischer Doppelanschlag in London verhindert werden, ein weiterer islamistischer Anschlag auf den Flughafen von Glasgow 2007 forderte viele Verletzte.[5]
England Riots: 2011 kam es in zahlreichen englischen Städten wie London, Birmingham und Liverpool zu Aufständen durch einen multikulturellen Pöbel. Anlass war die Erschießung eines schwarzen Kriminellen durch einen Polizisten, woraufhin sich tagelange schwere Krawalle ereigneten, in deren Verlauf der Mob fünf Bürger tötete.
Auf diese Ereignisse rekurrierend erteilte Cameron dem Multikulturalismus eine Absage mit dem Argument, dass sich aufgrund fehlenden Integrationswillens der Einwanderer Parallelgesellschaften gebildet hätten, die zu einer inhomogenen Gesellschaft inklusive islamistischem Extremismus und Terrorismus geführt habe. Als Gegenmodell formulierte Cameron die Besinnung auf britische Werte (also einen „Monokulturalismus“) verbunden mit dem Verbot islamistischer Organisationen.[6] Der bisher herrschende „Staats-Multikulturalismus“[7] habe zur Verschwendung öffentlicher Gelder geführt und die Menschen kulturspezifische Verhaltensweisen tolerieren lassen, die es nicht zu tolerieren gelte.[8]
Der 29-jährige Mark Duggan wurde am 4. August 2011 in Tottenham von der Polizei erschossen. In der Folge kam es landesweit zu schweren Krawallen.
© picture alliance/empics
In The Embassy of Cambodia spiegelt sich das multikulturelle Milieu in einer der Straße Willesdens, die von Smith wie folgt beschrieben wird:
“In fact, this long, wide street is notable for a number of curious buildings, in the context of which the Embassy of Cambodia does not seem especially strange. There is a mansion called GARYLAND, with something else in Arabic engraved below GARYLAND, and both the English and the Arabic text are inlaid in pink-and-green marble pillars that bookend a gigantic fence, far higher than the embassy’s, better suited to a fortress. Dramatic golden gates open automatically to let vehicles in and out. At any one time, GARYLAND has five to seven cars parked in its driveway.
There is a house with a huge pink elephant on the doorstep, apparently made of mosaic tiles.
There is a Catholic nunnery with a single red Ford Focus parked in front. There is a Sikh institute.” (S. 76)
Literatur des britischen Multikulturalismus
Wichtige Prosa-Veröffentlichungen dieser Strömung in der englischsprachigen Literatur sind:
The Satanic Verses (1988) von Salman Rushdie (dt. Die satanischen Verse, 1989). Die Kernhandlung vollzieht sich im multikulturellen London. Anhand zweier muslimischer Inder, dem übermäßig anpassungswilligen Saladin Chamcha und dem verunsicherten Gibreel Farishta, werden die Identitätskonflikte versinnbildlicht. Dabei lässt Rushdie Episoden aus dem Leben des Propheten Muhammad einfließen.[9]
The Buddha of Suburbia (1990, dt. Der Buddha aus der Vorstadt, 1990) von Hanif Kureishi. Der satirische Roman stellt das Leben im multikulturellen London aus den Augen des 17-jährigen Halbinders Karim Amir dar. Der Roman wurde mit dem Whitbread Book Award ausgezeichnet.
Brick Lane (2003, dt. Brick Lane, 2004) von Monica Ali. In diesem Roman, der ebenfalls in London spielt, thematisiert Ali die sozialen Probleme der Moslems in Großbritannien und die Schwierigkeiten der Integration. Die Wohnsituation und die Probleme, eine qualifizierte Arbeit zu erhalten, werden am Beispiel der Hauptfiguren Nazneen und Karim vorgeführt. Der Roman wurde für den Man Booker Prize nominiert.
White Teeth (2000) von Zadie Smith (dt. Zähne zeigen, 2000). Der Roman wurde vielfach ausgezeichnet.[10]