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Am Abgrund des Nichts

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Ein Koan ist kein Rätsel, wir können es nicht lösen. Denn es hat keine Lösungsmöglichkeit wie ein Rätsel, bei dem wir nur die richtige Antwort finden müssen. Ein wirkliches Zen-Koan ist unlösbar, wir können es nicht lösen, wir können es nur »auflösen«. Und weil wir ein Koan nicht lösen können, gibt es nur einen einzigen Ausweg:

Wir müssen aufwachen aus unserem Traum aus Körper, Geist und Welt und so die Illusion unseres Gebundenseins an den Kreislauf von Geburt und Tod »auflösen«. Das heißt: Die Antwort auf das Koan liegt »in uns selbst«, denn das Koan hat einzig und allein nur mit uns zu tun.

Das hervorstechende Merkmal bei allen Koans ist das Alogische, das Widersinnige der Worte und Handlungen. Liest man die aus dem Geist des Zen gesprochenen Antworten der Zen-Meister auf die Fragen ihrer Schüler, dann ist man verwirrt und fragt sich, was die Antwort eigentlich mit der Frage zu tun hat.

Doch sollten wir uns bewusst machen, dass es sich bei diesen Äußerungen der großen Zen-Meister nicht um eine begriffliche oder intellektuelle Feststellung innerhalb unserer gewohnten Grenzen des Einführung in das Wesen und die Praxis des Zen logischen Denkens handelt. Vielmehr haben wir es hier mit dem Ausdruck einer gewaltigen Erfahrung von solch einer allumfassenden Universalität zu tun, dass in ihr alle Schranken von Raum und Zeit und alle Begrenzungen einer verbalen Vermittlung überschritten werden.

Das Koan überwältigt unseren Intellekt. Es verursacht einen Kurzschluss in unserem Denken und lähmt unser kritisches Unterscheidungsvermögen.

Denn der Sinn und Zweck eines Koans ist, dass es in uns eine geistige Grenzsituation herbeiführt, bei der unser Verstand festsitzt und wir weder vor- noch zurückkönnen. Wir befinden uns am Abgrund des Nichts, und unsere einzige Rettung ist, uns selbst und alles, was es auch sei, loszulassen. Mit den Worten des chinesischen Zen-Meisters Ta-hui (12. Jh.):

Wenn man seinen Geist jählings in die unergründliche Tiefe entsinken lässt, die Verstand und Denken niemals zu erreichen vermögen, wird man den absoluten, strahlenden Einen Geist erschauen. So erlangt man Befreiung vom Kreislauf von Geburt und Tod.

Das Wesentliche bei der Beschäftigung mit einem Koan ist, dass wir eben jenen hellklaren Bewusstseinszustand erlangen, aus dem heraus die Worte gesprochen wurden und den logische Analyse niemals erreichen kann. Denn erst wenn der Geist so weit gereift ist, dass er vollkommen gleichgestimmt ist mit dem Geist des Meisters, der uns das Koan gab, enthüllt sich uns die tiefe Wahrheit, die im Koan verborgen war.


Der direkte ZEN-Weg zur Befreiung

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