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Der Selbst-Geist ist Buddha

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Zen verweist stets mit äußerstem Nachdruck auf den »Herz-Geist«, als die wahre Wesensnatur des Menschen, um uns zu befähigen, die Wahrheit »in uns selbst« zu entdecken und zu unserer ursprünglichen Buddha-Natur zu erwachen. Denn es ist vollkommen unmöglich, den Selbst-Geist, das heißt unser wahres Selbst, woanders zu finden als in unserem eigenen Geist. Wir können noch so viel im Äußeren suchen, doch wie sollte es möglich sein, uns selbst zu finden, wenn wir woanders suchen als in uns selbst? Hierzu sagt der chinesische Zen-Meister Yüan-wu (12. Jh.):

Die große Wahrheit des Zen ist in jedermanns Besitz. Schau nur in dein eigenes, wahres Wesen und suche es nicht durch andere. Dein eigener Geist ist jenseits aller Form, er ist frei und still und sich selbst genügend. Immerwährend offenbart er sich selbst. In seinem Licht löst sich alles auf.

Zen-Meister Yüan-wu gibt uns hier den guten Rat: »Schau nur in dein eigenes, wahres Wesen.«

Dieser wohlgemeinte Rat bezieht sich auf die Praxis der Zen-Meditation, als einem wesentlichen Grundelement des Zen. Obwohl dem so ist, beschäftigen sich heutzutage die meisten Anhänger des Zen-Buddhismus nur theoretisch mit der Lehre des Zen. Das ist ein sehr bedauerlicher Zustand.

Denn ohne die in der Zen-Meditation verwirklichte »Klarschau des Geistes« ist es nicht möglich, sich von dem Dualismus des unterscheidenden, begrifflichen Denkens zu befreien, der wie dunkle Wolken das Licht unseres wahren Selbst überdeckt. Deshalb sagt der chinesische Zen-Meister Hung-chi (12. Jh.):

Um Zen in seiner ganzen Tiefe zu erfahren, musst du den Geist klären und dich in die stille Übung des inneren Schauens versenken. Gewinnst du die völlig ungehinderte Einsicht in den Ursprung des Wirklichen, so ist der Geist offen, klar und hell wie der Mond, der das Dunkel der Nacht fortnimmt. Vollkommen ganz, vom Licht strahlend, leuchtet er durch das ganze Universum und durchschneidet Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.

Die Zen-Meditation ist die unbedingte Voraussetzung zur Erleuchtung. Deshalb wird sie im Zen-Buddhismus als unentbehrliche Praxis auf unserem Weg zur Verwirklichung angesehen. Doch hat sich erst einmal unser inneres Auge der Erleuchtung geöffnet, wird die Meditation keine besondere Übung mehr sein. Denn sie wird jetzt zu einem ganz natürlichen und spontanen Ausdruck unseres täglichen Lebens. Ob wir sitzen oder stehen, wo wir auch sind und was wir gerade tun, alles wird zur wunderbaren Meditation.

In diesem Bewusstseinszustand des anstrengungslosen, mühelosen Gewahrseins des Geistes befinden wir uns in der allumfassenden Ganzheit des Seins und erleben uns als eins mit allen Wesen. Zen-Meister Fen-yan (11. Jh.) gibt uns eine sehr gute Beschreibung dieser hohen Zen-Verwirklichung nach der Erleuchtung:

Ist das Zen zu deinem natürlichen Leben geworden, so bleibt dein Geist gelassen und wird von weltlichen Belangen nicht berührt. Du befindest dich im Reich der Erleuchtung, transzendierst die gewöhnliche Welt und bist vollkommen frei inmitten der Menschen. So bist du in vollkommener Einheit mit dem, was jenseits der Welt ist, und umfängst zugleich, was in den Bereichen des Daseins ist.

Das hier Gesagte bezieht sich auf jene absolute Verwirklichung, bei der das Mumonkan, »Das torlose Tor« zur grenzenlosen Befreiung, wirklich vollkommen durchschritten wurde. Denn nur wenn wir wirklich »tiefgreifendes Satori«, die große Erleuchtung, erfahren haben und nicht nur ein kurzes Aufblitzen unserer Wesensnatur, dann ist dies die große Befreiung. Doch obwohl Satori in einem Augenblick erfahren wird, muss dieses erleuchtete Bewusstsein von hellstrahlender Klarheit über eine lange Zeit mitten im Leben gefestigt werden. Dann erst gelangen wir zur Hum-Verwirklichung mitten in der Welt.

Dieses verwirklichte, hellklare Bewusstsein kann nicht mehr verloren gehen. Das ganze Sein hat sich gewandelt, so dass unser ganzes Leben zu einer Erfahrung der allumfassenden Ganzheit des Seins geworden ist. Hierdurch erleben wir Samsara und Nirvana als untrennbare Einheit.


Der direkte ZEN-Weg zur Befreiung

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