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Im ersten Moment glaubte Reinhold Lange, Gitte sei wieder zurückgekehrt, als es an der Tür klingelte. Dieses blöde Luder! Was hatte die eigentlich in ihrem Kopf? Wenn sie es auf die Spitze trieb, würde er sich eben von ihr trennen. Weiber, die seine Wünsche erfüllten, brauchte er nicht lange zu suchen.

Als er dann seinem Erzfeind gegenüberstand, verschlug es ihm für ein paar Sekunden die Sprache. Er war so richtig in Fahrt, und in seinen Fäusten kribbelte es verdächtig. Gerade noch rechtzeitig besann er sich darauf, dass Schuster ja nur darauf lauerte, dass er einen Fehler beging. Diesen Gefallen tat er ihm nicht.

„Was für eine Überraschung!“, sagte er. „Wenn auch keine angenehme. Da müsste ich lügen, und ich bin nun einmal ein Mensch, dem die Wahrheit über alles geht. Ich kann Sie nicht ausstehen, Schuster. Damit sage ich Ihnen wohl auch nichts Neues. Ihre Verdächtigungen gehen mir auf die Nerven, und ich überlege schon die ganze Zeit, ob ich nicht gerichtlich gegen Sie vorgehen sollte. Sie als Berufsschnüffler müssten mir eigentlich einen Rat geben können.“

Bernd grinste. „Üben Sie sich besser in Geduld, Lange. Mit dem Gericht bekommen Sie noch früh genug zu tun. Aber vielleicht können wir das in Ihrer Wohnung besprechen. Es ist ja nicht nötig, dass die anderen Mieter erfahren, was für ein Halunke Sie sind.“

Reinhold Lange kniff die Augen zu schmalen Schlitzen zusammen. Der Kerl wollte ihn provozieren, das war klar. Er wollte ihn aus der Reserve locken, ihn zu einer Unvorsichtigkeit verleiten. Das hatte er schon öfter versucht. Auch diesmal würde er keinen Erfolg damit haben.

In der Wohnung klingelte das Telefon. Lange hob bedauernd die Schultern. „Sie sehen, mein Typ wird verlangt. Ich habe leider keine Zeit mehr für Ihr Geschwätz.“

„Das wird der Staatsanwalt sein“, meinte Bernd ungerührt. „Lassen Sie sich durch mich nicht stören.“ Er schob sich einfach durch die Tür, ohne auf den Protest des anderen zu achten. „Sie haben doch keine Geheimnisse, oder?“

Reinhold Lange warf ihm einen hasserfüllten Blick zu. Da das Telefon aber keine Ruhe gab, ging er in das Wohnzimmer und nahm den Hörer ab, ohne sich weiter um den Eindringling zu kümmern.

„Hallo!“, rief er in die Sprechmuschel. Er war auf hundert, und als er seinen Gesprächspartner erkannte, hatte er Mühe, die Fassung nicht restlos zu verlieren. „Du? Warum, zum Teufel, rufst du an?“

Bernd machte es sich inzwischen auf einem Sessel bequem, von dem aus er die Zimmertür und die beiden Fenster gleichermaßen beobachten konnte.

Reinhold Lange sagte eine Weile nichts und lauschte nur. Dann senkte er die Stimme zu einem Flüstern, und Bernd konnte nur mit Mühe verstehen, was er sagte: „Ruf später noch mal an, Herbert. Ich kann dir das jetzt nicht erklären. Wie? Ja, ich schreib sie mir auf. Ich schicke jemand vorbei, der dir das Zeug bringt. Ist doch selbstverständlich, Herbert. Eine Hand wäscht die andere.“

Bernd beobachtete, wie Lange etwas notierte, den Zettel aber zu seinem Bedauern vom Block riss und in die Tasche steckte.

Reinhold Lange legte den Hörer auf und schien erst jetzt zu begreifen, dass er nicht allein war.

Er wirkte nervös. „Sie sind ja immer noch da, Schuster“, giftete er. „Was wollen Sie eigentlich?“

„Mich mit Ihnen über einen gemeinsamen Freund unterhalten, Lange. Bevor er starb, nannte er Ihren Namen. Zufällig habe ich ein Foto von ihm bei mir.“

Bernd hatte den Ermordeten in seinem Büro mit einer Sofortbildkamera fotografiert. Eines dieser Bilder hielt er Reinhold Lange nun unter die Nase und beobachtete ihn scharf.

Lange starrte eine Weile das Foto an, ohne etwas zu sagen. Dann brach es aus ihm heraus.

„Sie wollen mir einen Mord anhängen, Schuster. Ich durchschaue Sie. Ich weiß nicht, was ich Ihnen getan habe, aber aus irgendeinem Grund können Sie mich nicht leiden.“

„Ich kann Verbrecher grundsätzlich nicht leiden“, konterte Bernd Schuster. „Kidnapper, Geiselnehmer, Mörder und Erpresser rangieren bei mir ganz unten.“

„Und bei mir Schnüffler“, entgegnete Reinhold Lange eisig. „Sie tun mir leid, Schuster. Offenbar sind Ihnen Ihre angeblichen Erfolge zu Kopf gestiegen. Jetzt drehen Sie wohl langsam durch. Sie sehen überall nur noch Gangster. Es gelingt Ihnen nicht, Ihre Verleumdung, ich sei ein Erpresser, aufrechtzuerhalten, da versuchen Sie Ihr Glück mit einem angeblichen Mord. Wer soll der Kerl überhaupt sein? Ich kenne ihn nicht. Habe ihn in meinem ganzen Leben noch nicht gesehen.“

„Eine andere Antwort habe ich von Ihnen auch nicht erwartet“, stellte Bernd ruhig fest.

Er erhob sich und schlenderte zum Fenster. Seine Hände hielt er auf dem Rücken verschränkt. Das Foto hatte er wieder in die Tasche gesteckt. „Übrigens habe ich gar nicht behauptet, dass Sie den Mann umgebracht haben. Aus einem mir selbst unbegreiflichen Grund halte ich Sie für zu feige für ein solches Verbrechen. Aber schließlich habe ich läuten hören, dass man sich auch in Berlin einen Killer kaufen kann, wenn man über die nötigen Geldmittel verfügt. Na, und in dieser Hinsicht haben Sie ja keine Schwierigkeiten. Ich traf auf der Treppe Ihre Freundin. Die dürfte nicht ganz billig sein.“

„Was ist, Schuster? Schickt Sie das Finanzamt, um meine Einkünfte zu überprüfen? Da muss ich Sie schon wieder enttäuschen. Alles ordnungsgemäß angemeldet und versteuert. Ich bin ein gesetzestreuer, verantwortungsbewusster Bürger.“

„Das hat sich noch nicht bis zu mir herumgesprochen“, bedauerte Bernd sarkastisch.

„Wollen Sie auch ’nen Drink?“, erkundigte sich der andere. Er öffnete die Tür eines Eichenschranks, und eine kleine Bar wurde sichtbar. „Keine Angst! Sie können unbesorgt davon trinken. Ich habe weder die Flaschen noch die Gläser präpariert.“

Bernd lehnte trotzdem ab. Unbemerkt näherte er sich dem Telefontischchen und riss das oberste Blatt des Notizblockes ab. Bevor sich Lange ihm wieder zuwandte, ließ er es in seiner Sakkotasche verschwinden.

Der Hausherr füllte sich ein Glas mit Scotch halbvoll, nippte aber nur daran. Er wollte kein Anzeichen von Nervosität zu erkennen geben.

Bernd stellte ihm noch verschiedene Fragen, aber er fasste Reinhold Lange verhältnismäßig sanft an. Längst hatte er seinen Plan geändert. Er vertraute darauf, dass sich die Adresse, die Lange zweifellos notiert hatte, auf dem darunterliegenden Blatt abgedrückt hatte. Der bewusste Herbert würde vermutlich aus allen Wolken fallen, wenn er wie ein Blitz aus heiterem Himmel bei ihm aufkreuzte.

Reinhold Lange blieb bei der Taktik des beinharten Leugnens. Er überschüttete Bernd Schuster mit Spott und offenen Drohungen.

Als sich der Detektiv mit dem Versprechen verabschiedet hatte, nicht locker zu lassen, lächelte er nur.

„Es ist schließlich Ihre Sache, womit Sie Ihre Zeit vertrödeln, Schuster“, erklärte er. „Ich kann nur die Narren nicht begreifen, die Sie dafür auch noch bezahlen.“

Bernd ging, und wenig später läutete bei Reinhold Lange erneut das Telefon.

Er grinste, als er die Stimme erkannte.

„Ich glaube, er hat angebissen, Baby“, sagte er zufrieden. „Gute Idee von dir, mich gleich anzurufen, nachdem du erfahren hattest, dass sich Schuster offenbar für einen gewissen Herbert interessiert. Das ist genau das, wonach ich schon lange gesucht habe. Dafür hast du dir wirklich etwas besonders Hübsches verdient.“

„Und zu wem hast du ihn geschickt?“, erkundigte sich Gitte, die von ihrer Telefonzelle aus beobachtete, wie Bernd Schuster in seinen Mercedes stieg und davonfuhr.

„Zu Herbert Schwandner natürlich. Und jetzt rufe ich Herbert an und erzähle ihm ein hübsches Märchen, das ihn so richtig auf die Palme bringt. Du weißt doch, wie schnell er mit dem Messer zur Hand ist.“

„Nicht nur mit dem Messer“, wusste Gitte. „Na, dann kannst du Schuster wohl aus deiner Erinnerung streichen.“

Reinhold Lange lächelte grausam und leerte jetzt genussvoll sein Whiskyglas. „Genau das war auch meine Absicht.“

Mörderglück am Ku‘damm: Krimi Paket 5 Berlin 1968 Krimis

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