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Als er in sein Büro zurückkehrte, empfingen ihn Neuigkeiten, die ihn an dieser Überzeugung zweifeln ließen.

Franziska Jahn hatte während seiner Abwesenheit das Schlachtfeld wieder in ein Büro verwandelt. Die gröbsten Spuren waren beseitigt, und sie selbst hatte sich von ihrem Schrecken erholt.

Allerdings fiel sie gleich in den nächsten, als sie Bernds Verletzung sah.

„Was ist passiert? Was hast du angestellt? Bist du auch okay? So sag doch was!“

Bernd schüttelte sich eine Roth Händle aus der Packung und zündete sie an.

„Ein kleines Kunststück“, gab er lächelnd zurück, „wenn du mich nicht zu Worte kommen lässt. Es ist halb so schlimm. Nur ein harmloser Kratzer, den mir ein verhinderter Othello beigebracht hat. Das habe ich Reinhold Lange zu verdanken. Dieser Halunke wollte sich wieder einmal nicht selbst die Pfoten dreckig machen und hat einen Ahnungslosen gegen mich aufgehetzt. Vielleicht lief das bei diesem Meier ähnlich.“

„Es sieht nicht so aus, als hätte Lange überhaupt etwas mit dem Mord zu tun“, widersprach Franziska, die noch immer Bernds T-Shirt trug. Darin fühlte sie sich offensichtlich wohl.

„Nicht?“, fragte Bernd ungläubig. „Was weißt du, was ich noch nicht weiß?“

„Eine ganze Menge. Horst hat vor Kurzem angerufen. Es steht fest, dass der angebliche Meier, der in Wirklichkeit aber Karsten Gerber heißt, wegen einer zu großen Dosis Insektenspray sein Leben aushauchte. Das Gift wurde ihm zwischen acht und neun Uhr heute Morgen eingeschenkt. Vermutlich in einem Gin. Davon muss er ein paar gekippt haben, wie bei der Obduktion einwandfrei festgestellt wurde.“

„Karsten Gerber?“, meinte Bernd nachdenklich. „Der Name kommt mir bekannt vor.“

„Kein Wunder. Gerber wurde vor Jahren als Kopf einer Bande verurteilt, die eine Bank ausgeraubt hatte. Du warst maßgeblich an der Ergreifung zweier Bandenmitglieder beteiligt, die dann beim Verhör ihren Boss verrieten.“

Jetzt erinnerte sich Bernd. Der Fall damals hatte ihn einigen Schweiß gekostet. Trotzdem war die beraubte Bank, die ihn mit dem Fall beauftragt hatte, nicht sonderlich zufrieden mit ihm gewesen, weil der größte Teil der Beute unauffindbar blieb.

Auch Karsten Gerber, der bis zu seiner Verurteilung und auch noch danach Stein und Bein schwor, nur ein kleines Licht in der Bande gewesen zu sein, verriet nichts über den Verbleib des Geldes. Und das, obwohl sein Schweigen das Strafmaß spürbar verschärfte.

Den Prozess hatte Bernd nur flüchtig verfolgt. Mit Karsten Gerber selbst hatte er auch nie etwas zu tun gehabt. Die Polizei hatte ihn geschnappt.

„Ist kein Irrtum ausgeschlossen?“, wollte Bernd wissen. „Ich bin nicht sicher, aber ich denke, dass Gerber noch hinter Gittern sitzen müsste.“

„Irrtum, Bernd! Er wurde vor genau zwei Tagen auf freien Fuß gesetzt. Er hat seine volle Strafe verbüßt. Sicher hätte er sich ein paar Monate ersparen können, wenn er doch noch mit der Sprache über die Million, die bis heute nicht aufgetaucht ist, herausgerückt wäre.“

„Handelte es sich etwa um Goldbarren?“

Franziska wusste, worauf er hinauswollte. „Du meinst wegen seiner Notiz? Nein, Horst hat gesagt, dass es lauter Bargeld war. Überwiegend D-Mark, aber auch ausländische Währungen. Ein Herbert wurde übrigens damals auch nicht als Bandenmitglied identifiziert. Die Nachricht bleibt also rätselhaft.“

„Erhebt sich die Frage, was Gerber bei uns wollte. Nach einem reinen Racheakt sieht das nicht aus. Er hat etwas gesucht. Vermutlich die Akte über den damaligen Auftrag, den ich von der geschädigten Bank erhielt.“

Franziska nickte eifrig. „Da stimme ich mit dir überein. Gesetzt den Fall, Gerber war tatsächlich nicht der Boss der Bande. Er kann ja den eigentlichen Bankraub angeführt haben, aber der Hintermann, der Drahtzieher, war möglicherweise ein anderer. Einer, den er selbst nicht gekannt haben muss und der sich die Million unter den Nagel gerissen hat, während Gerber seine Strafe absaß.“

„Hört sich logisch an“, fand Bernd. „Was sagt Horst dazu?“

„Seine Ermittlungen laufen natürlich auf Hochtouren, doch es sieht so aus, als wäre es bisher ein Leerlauf. Er kommt auch nicht von der Stelle. Jedenfalls vertritt er die Ansicht, Gerber habe nur deshalb die ganze Zeit geschwiegen, um sich nach seiner Entlassung das Geld zu holen. Ob er es nur versteckt hatte oder ob er es einem anderen wieder abjagen wollte, ist noch ein Geheimnis.“

„Karsten Gerber war also nur zwei Tage draußen. Es kann doch nicht so schwer sein, seinen Weg während dieser Zeit zu verfolgen. Irgendwann in den heutigen Morgenstunden hat er seinen Mörder getroffen, und es ist nicht auszuschließen, dass der uns auch verraten kann, wo das Geld ist.“

„Gerber muss der Ansicht gewesen sein, etwas in unseren Unterlagen finden zu können, was für ihn wichtig gewesen wäre. Vielleicht hegte er gegen jemand einen Verdacht und suchte nur noch nach dem Beweis, um ihm die Pistole auf die Brust zu setzen.“

„Möglich“, bestätigte Bernd. „Er beging nur den Fehler, seinen Mann zu reizen, bevor er die nötigen Trümpfe in der Hand hielt. Deshalb verlor er die Partie und musste sie mit seinem Leben bezahlen. Hast du die alte Akte schon herausgesucht?“

„Natürlich. Und Horst hat sie sich auch schon geholt.“

Bernd ging in die Luft. „Machst du Witze? Du hast Horst unsere einzigen Unterlagen überlassen?“

„Doch nur eine Kopie“, beschwichtigte ihn Franziska lächelnd. „Er hat sich auch bestens revanchiert und uns mit der alten Polizeiakte versorgt. Das ist doch kein schlechtes Geschäft, oder?“

Bernd war versöhnt. Er ließ sich die Papiere geben, aber Franziska hatte sie schon durchgeackert.

„Kein Hinweis auf einen Herbert“, sagte sie. „Dafür stehen eine Menge Namen von Leuten drin, die damals verhört wurden, denen aber nichts nachgewiesen werden konnte. Namen, die in unserer eigenen Akte fehlen, Bernd. Ich habe sie auf einer Liste zusammengestellt und schon begonnen, den jetzigen Aufenthaltsort der Leute herauszufinden. Es dürften nur diejenigen in Frage kommen, die in Berlin wohnen. Ich bin aber noch nicht fertig.“

„Lass mal sehen.“

Bernd nahm die Liste entgegen und studierte sie aufmerksam. Ein paar bekannte Namen tauchten auf. Die meisten sagten ihm allerdings nichts.

„Diese Leute“, fuhr Franziska fort, „konnten damals alle ein einwandfreies Alibi nachweisen. Aus diesem Grund wird sich die Polizei auch jetzt nicht näher mit ihnen befassen.“

„Trotzdem kann einer von ihnen der Mörder sein, oder er kann zumindest den Auftrag zu der Ermordung erteilt haben. So wie damals, als er möglicherweise auch nur die Bande für den Bankraub anheuerte und selbst im Hintergrund blieb.“

„Reinhold Lange lebte jedenfalls damals noch in Gießen“, wusste Franziska. „Ich glaube, wir müssen ihn tatsächlich von der Liste der Verdächtigen streichen.“

„Jedenfalls, was den Mord an Karsten Gerber betrifft. Für die Erpressungen bleibt er nach wie vor der Top-Favorit.“

„Werden wir jetzt also auf zwei Hochzeiten tanzen?“

„Warum nicht? Den Auftrag, den mir Winter und Sohn erteilt hat, habe ich noch nicht erledigen können. Andererseits stößt es mir sauer auf, wenn man mir eine Leiche ins Büro legt. Von der Beschädigung meiner liebsten Mitarbeiterin ganz zu schweigen. Ich sehe nicht ein, warum ich so tun sollte, als sei nichts geschehen.“

„Ich kann noch ein weiteres Argument beisteuern“, sagte Franziska listig.

„Nämlich?“ Bernd war gespannt.

„Ich habe mich bei der Commerz-Bank erkundigt, ob die damals ausgeschriebene Prämie für die Wiederbeschaffung des geraubten Geldes noch Gültigkeit hat.“

„Und?“

„Hat sie. Man ist logischerweise nach wie vor an der Million interessiert.“

„Und wie hoch ist die Prämie?“

„Genug für ein neues Kleid, damit ich nicht ständig in geliehenen T-Shirts herumlaufen muss. Genau gesagt zehn Prozent. Brauchst du einen Taschenrechner?“

Bernd pfiff durch die Zähne. „Nicht nötig, Liebes. Solche angenehmen Rechnungen schaffe ich im Kopf. Alles, was ich momentan brauche, ist ein großer Topf Kaffee und eine Stunde absolute Ruhe. Kannst du für beides sorgen?“

Franziska strahlte. Bernd hatte genauso reagiert, wie sie erwartet hatte. Der gewünschte Kaffee stellte kein Problem dar. Auch Anrufe und sonstige Störungen wollte sie von Bernd fernhalten, damit er die alten Unterlagen studieren konnte.

Lange würde die Ruhe ohnehin nicht dauern. Dann spielte der Teufel verrückt.

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