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Franziska Jahn war nicht untätig gewesen. Aus den alten Protokollen hatte sie sämtliche Namen gesucht, die heutigen Anschriften ermittelt und Kurzsteckbriefe zusammengetragen.

Sie sah erschöpft aus. Dieser Tag hatte ihr einiges abverlangt.

Gespannt beobachtete sie Bernd, während er ihre Aufstellung studierte.

„Dein Arbeitspensum ist enorm, Franzi“, lobte er sie. „Was soll ich nur ohne dich anfangen, wenn du mal heiratest? Mir bleibt dann wohl nichts Anderes übrig, als mich ebenfalls zur Ruhe zu setzen.“

„Mir kommen gleich die Tränen“, behauptete Franziska, aber ihr strahlendes Gesicht strafte sie Lügen. „Wie soll ich einen Mann fürs Leben kennenlernen, wenn du mich hier im Büro festhältst? Oder hast du etwa einen Job im Außendienst für mich? Verdient hätte ich ihn. Findest du nicht?“

Bernd lachte. „Hast du noch immer nicht die Nase voll? Du hast doch gerade erst erfahren, dass es auch am Schreibtisch ganz schön aufregend werden kann. Du erwartest doch hoffentlich nicht von mir, dass ich dich zu einem von diesen Männern schicke, von denen jeder ein Mörder sein kann?“

„Nicht jeder“, widersprach die Blondine mit der Löwenmähne. „Die meisten können wir vergessen. Sie haben in ihrem ganzen Leben keine Million besessen. Es bleiben allenfalls noch vier übrig. Du kannst mir also getrost die drei Unschuldigen überlassen.“

Franziska hatte die Namen ihrer Spitzenkandidaten mit Kreuzen markiert. Bernd ging sie der Reihe nach durch.

„Nummer eins“, las er halblaut. „Vorbestraft wegen Hehlerei in der Antiquitätenbranche. Seit zehn Jahren nicht mehr auf Abwegen ...“

„... oder nicht mehr erwischt worden“, ergänzte Franziska. „Er ist klotzig reich und stand damals im Verdacht, der Boss mehrerer Banden zu sein. Er wurde anschließend jahrelang beobachtet, präsentierte sich aber als untadeliger Ehrenmann.“

„Nun, mit einer zusätzlichen Million ist es nicht schwer, einen Schlussstrich unter eine dunkle Vergangenheit zu ziehen. Der Nächste spekuliert leidenschaftlich und mit offensichtlichem Erfolg an der Börse.“

„Seinen größten Erfolg hatte er interessanterweise ausgerechnet zu der Zeit, als die Million verschwand.“

Bernd horchte auf. „Interessant“, bestätigte er, „aber leider kein Schuldbeweis. Die Börse ist launisch. Du hast sonst nichts Negatives über ihn herausgefunden.“

„Nein“, gab Franziska zu. „Seine Weste ist beinahe unanständig sauber. Nicht mal ein Verkehrsdelikt. Allerdings beschäftigt er auch zwei Chauffeure. Da kann er kaum in Verlegenheit kommen. Er ist in den Porzellanhandel eingestiegen und hat mit der allgemeinen Wirtschaftskrise offensichtlich keine Probleme.“

„Du hast hier Wolfgang Kahn notiert“, wunderte sich Bernd. „War das nicht Karsten Gerbers Verteidiger?“

„Das war er, und seine Kanzlei nahm trotz des verlorenen Prozesses kurz darauf einen unerwarteten Aufschwung. Wenn du die Protokolle kritisch analysierst, wirst du mir recht geben, dass Kahn die Verteidigung nicht gerade geschickt anlegte. Man könnte auf den Verdacht kommen, dass er an der Verurteilung seines Mandanten selbst interessiert war. Inzwischen nimmt er nur noch Fälle an, bei denen es sich für ihn richtig lohnt. Er hat Karriere gemacht.“

„Bleibt also die Nummer 4 als letzter des Quartetts. Sein zwischenzeitlicher Reichtum war vergänglich. Ein Spieler, der zu einem Vermögen kam und es auch wieder verlor. Ich sehe schon, in den kommenden Tagen werde ich nicht oft im Büro sein. Aber du hältst ja hier bestens die Stellung, und falls Winter anruft und ...“

„Er hat bereits angerufen“, unterbrach ihn Franziska. „Der Erpresser hat sich wieder gemeldet und seine Forderung auf hundertfünfzigtausend Mark erhöht, weil sich Winter nicht an die Vereinbarung gehalten und einen Detektiv beauftragt hat. Die neuen Übergabeformalitäten soll er noch erfahren. Vielleicht rufst du ihn an.“

Das tat Bernd, und er bekam einen aufgeregten Immobilienmakler an die Strippe, der seinen Unmut wortstark darüber ausließ, dass er den Schuldigen nicht längst zur Strecke gebracht hatte.

„Ich habe mich genau an Ihre Anweisungen gehalten, Herr Schuster, und den Anruf auf Band aufgezeichnet. Soll ich einen Boten zu Ihnen schicken?“

Bernd lehnte ab. „Ich komme bei Ihnen vorbei. Das ist sicherer. Ich möchte nicht, dass dem Boten etwas zustößt.“

Er legte auf und empfahl Franziska, nach Hause zu fahren. Es war spät geworden.

„Ja, alles richtig, Bernd. Aber du solltest auch mal an Lucy denken. Morgen ist ihr Wochenende, das sie mit ihrer Mutter verbringt. Wäre es da nicht angebracht...“

„Franzi, du bist ein Schatz!“, rief Bernd aus und drückte ihr einen Kuss auf die Wange. „Danke, dass du dich wieder einmal um Lucy kümmerst!“

„Schon gut, aber unter zwei Bedingungen: Du machst das wieder gut, dass du sie nicht selbst fährst und dir dabei ihre Sorgen anhörst.“

„Einverstanden – was noch?“

„Wir drei gehen Sonntagabend zum Italiener. Keine Pizza. Saltimbocca.“

„Auch einverstanden. Aber jetzt los, es brennt mir auf den Nägeln!“

Bernd Schuster war erleichtert.

Er wusste, dass seine Siebzehnjährige Tochter aus erster Ehe ein sehr gutes Verhältnis zu Franziska hatte. Die beiden erschienen im oft wie zwei Schwestern, und bei diesem Gedanken musste er grinsen, als er den Mercedes aufschloss.

Er fuhr noch in das Büro von Winter und Sohn, wo ihn der Firmenchef erwartete. Gemeinsam hörten sie die Tonbandaufnahmen an, aber Bernd merkte schnell den Trick.

„Der Bursche hat den Text aus irgendwelchen Rundfunksendungen zusammengeschnitten. Vielleicht hat er die fehlenden Passagen selbst mit verstellter Stimme gesprochen, aber damit lässt sich nichts anfangen. Wir können nur auf den nächsten Anruf warten und hoffen, dass er uns bei der nächsten Übergabe in die Falle geht.“

„Der Strolch hat gedroht, eine Bombe in meinem Haus hochgehen zu lassen, falls ich nicht zahle.“

Bernd nickte. „Nun, ich glaube zwar nicht, dass Lange diese Drohung wahrmacht, aber natürlich können wir uns nicht darauf verlassen. Halten Sie mich auf dem Laufenden.“

Nachdem er sich verabschiedet hatte, überlegte Bernd, ob er noch einen der vier Verdächtigen aufsuchen sollte. Die Zeit schien ihm für diese Mission aber nicht mehr günstig zu sein. Er wollte sich die Kandidaten bei einem harmlosen Gespräch erst einmal in Ruhe ansehen. Da durfte er nichts überstürzen.

Außerdem war es inzwischen spät genug geworden, um sich einmal in der „Säge“ umzuhören. Er war gespannt auf diesen Robby, den Doris Wellner erwähnt hatte.

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