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Überzogen sorgfältige Erziehung liefere Zwergobst, meinte Lichtenberg

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Man sagte gerne den fränkischen Bauern nach, sie seien nicht immer und schon gar nicht, wenn unter Fremden, besonders redselig. Sie dächten lieber erst lange über etwas nach, ehe sie sprächen. Und vor den flotten Preußen, so meinten sie selber, täten sie sich ohnehin schwer, weil sie sich deren schneller Schnauze nicht gewachsen fühlten. – Lieber, so hieß es weiter, hörten die Franken erst mal den Anderen zu. Schnelle Angeberei war eigentlich nicht ihr Ding. Wie sie überhaupt lieber erst mal Luft holten und tief durchatmeten, ehe sie ihre Meinung zum Besten gaben. Auch aus Angst, sich zu blamieren. Oder weil sie meinten, ihr heimischer, fränkischer Dialekt würde von den Rheinländern, Berlinern oder Sachsen nicht auf Anhieb verstanden. Großkotzete Angeber nannten sie alle, die weniger gehemmt auftraten. Doch das hielt sie, die Franken, ihrerseits nicht davon ab, hartnäckig auf ihrem Standpunkt zu verharren, wenn sie von ihrer Sache überzeugt waren. Oder eben gerne auch ein Episode oder einen guten Witz zum Besten zu geben.

Vielleicht hing es aber auch damit zusammen, dass man über Jahrhunderte in den fränkischen Gauen die Kindererziehung mit Drohungen, Schlägen, Höllenpredigten und fast täglichen Aufforderungen zum Brav-Sein verbunden hatte. Das war über Generationen hinweg so – und galt allgemein als gut und korrekt. Man meinte, je härter und strenger die Erziehung der Kinder und Jugendlichen, umso größer die Chance, dass etwas aus ihnen würde; dass sie später das Leben auch meisterten.

Natürlich gab es auch früher schon Zweifel an dieser Methode. Von Georg Christoph Lichtenberg ist uns zum Beispiel folgende Aussage überliefert: Ich fürchte, unsere allzu sorgfältige Erziehung liefert uns Zwergobst!

Heute, am Anfang des noch jungen dritten Jahrtausends, wundern wir (von der älteren Generation) uns umso mehr, wie unbelastet und auf kecke Weise frei und selbstsicher die Kinder inzwischen öffentlich auftreten. Von anerzogener oder eingeprügelter Schüchternheit keine Spur mehr. Und das ist gut so!

Andererseits, auch das muss man der Wahrheit wegen hinzufügen: Wenn einzelne Vertreter des Frankenlandes mit geschwellter Brust zu prahlen beginnen und sich zuweilen wie Hochstapler benehmen, dann tun sie es, leider, nicht selten im grenzenlosen Übermaß! Mitunter so maßlos übertrieben, dass man sich schämen möchte, sie als engere Landsleute zu bezeichnen und mit ihnen den gleichen Dialekt zu sprechen.

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