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Als Bount Reiniger zurück in die 7th Avenue kam, war es Nachmittag und es regnete wieder. Diesmal war es kein Schauer, sondern eher eine Art Dauerregen, die Bount den ganzen Weg von Yonkers bis hierher begleitet hatte. Ein scheußlicher Tag - und das in mehrfacher Hinsicht.

Aber die Unannehmlichkeiten hatten sich mit der Feuchtigkeit, die da unablässig von dem grauen Himmel herabrieselte, noch lange nicht erschöpft. Das merkte Bount ziemlich bald, nachdem er sich wieder in seiner Residenz befand.

Er ließ die Türen auseinander fliegen und warf den nassen Mantel in eine Ecke.

"Was neues, June?", fragte er seine Assistentin.

"Im Büro sitzen zwei Klienten."

Bount pfiff durch die Zähne.

"Gleich zwei? Haben sie gesagt, was sie wollen?"

"Nein", schüttelte June den Kopf und warf dabei ihre blonde Mähne in den Nacken. "Sie wollen nur mit dir persönlich sprechen. Von mir wollten Sie nicht einmal eine Tasse Kaffee!"

Das Erste, was Bount missfiel, als er sein Büro betrat war, dass jemand hinter seinem Schreibtisch saß und die Füße hochgelegt hatte. Der zweite Besucher lehnte am Fenster und hatte die Hände in den Hosentaschen.

Bount erstarrte.

Das waren die beiden Gorillas, vor denen die junge Frau davongelaufen war, deren Foto jetzt in den Zeitungen bewundert werden konnte. Der Dunkelhaarige hatte seinen rechten Arm bandagiert und trug ihn in einer Schlinge.

Wenigstens fiel er dadurch als Schütze erst einmal aus. Anders der Blonde, dessen Hand in der Manteltasche ruhte und wahrscheinlich einen Pistolengriff umfasste.

Das Gesicht des Dunkelhaarigen blieb sehr ernst und war fast eine Leichenbittermiene. Der Blonde hingegen grinste frech und kaute dabei auf irgendetwas herum.

"So sieht man sich wieder", murmelte Bount.

"Schließen Sie die Tür!", befahl der Dunkelhaarige und ließ seine Worte durch seinen Komplizen dadurch unterstreichen, dass dieser jetzt seine Waffe aus der Manteltasche hervorholte und sie auf Bount richtete. "Ich hoffe, Sie machen keine Dummheiten, Mister Reiniger!"

"Das hoffe ich umgekehrt auch", erwiderte Bount, nachdem er die Tür geschlossen hatte. "Was wollen Sie von mir?"

Auf dem Schreibtisch lag noch die Zeitung, die Bount am Morgen gelesen hatte.

Der Dunkelhaarige schlug die Seite auf, auf der das Bild der namenlosen Toten war. "Sie haben das hier sicher gelesen, nicht wahr?"

"Ja." Reiniger trat näher an den Schreibtisch heran. Bevor er sich in den davor stehenden Sessel fallen ließ, deutete er auf das Foto. "Das ist eure Arbeit, nicht wahr?"

"Sie werden nicht im Ernst erwarten, dass wir dazu etwas sagen, Mister Reiniger."

"Nein, allerdings nicht."

"Ich werde unter anderem dafür bezahlt, dass ich zwei und zwei zusammenrechne und meine Schlüsse ziehe." Bount zeigte auf die Waffe des Blonden. "Acht Millimeter?"

"Die Fragen stellen wir hier, auch wenn Ihnen das nicht paßt!"

"Bitte! Sie sind wahrscheinlich nicht hier, um mir einen Auftrag zu geben!"

"Nein, das sicherlich nicht. Es geht um etwas anderes."

"Da bin ich aber gespannt!"

"Sie erinnern sich an die junge Frau, Montagmorgen im Central Park... Sie haben uns leider dazwischen gefunkt!" Er hob ein wenig den bandagierten Arm an.

"Diese Frau hatte etwas in ihren Besitz gebracht, das ihr nicht gehörte. Wir hatten die Aufgabe, es ihr wieder abzunehmen..."

"Und wie kann ich Ihnen da helfen?"

"Indem Sie es uns jetzt aushändigen."

"Warum nehmen Sie an, dass ich es habe?"

"Weil sie es bei Ihnen deponiert haben wird, wenn sie einen Funken Verstand gehabt hat. Es kann auch sein, dass Sie es ihr abgenommen haben. Der Phantasie sind da keine Grenzen gesetzt."

"Das wird ja immer interessanter" meinte Bount sarkastisch.

"Jedenfalls glaube ich nicht, dass diese Begegnung im Park reiner Zufall war."

Bount zuckte die Achseln.

"Bedaure, ich weiß noch nicht einmal, worum es geht."

Das Gesicht des Dunkelhaarigen blieb regungslos. Mit der Linken machte er eine unbestimmte Geste. Unterdessen bewegte sich der Blonde seitwärts. Er öffnete einen der Büroschränke und begann damit, den Inhalt auf den Boden zu streuen.

"Scheint, als würde Ihre Antwort meinen Freund hier nicht sehr überzeugen, Mister Reiniger."

Der Blonde grinste unverschämt. Es machte ihm Spaß, was er tat - besonders als seine Hand dann über ein Regal strich und ein paar recht wertvolle Vasen auf dem Boden zerscheppern ließ.

Jetzt wurde es Bount zu bunt.

Er gab dem Schreibtisch einen kräftigen Tritt, so dass er dem Dunkelhaarigen entgegenkam und dieser mitsamt Sessel nach hinten kippte. Er fluchte unterdrückt, während der Blonde die Waffe hob.

Bount warf sich zu Boden, bevor der Kerl schoss.

Genau diesem Augenblick flog die Tür auf und June kam herein. Der Krach hatte sie angelockt. Auf jeden Fall tauchte sie genau im richtigen Moment auf, denn der Blonde wirbelte mit der Waffe in der Hand herum in ihre Richtung.

Bount rollte sich am Boden herum und riss die Automatic heraus. Blitzschnell ging das. Der Blonde zögerte nur den Bruchteil einer Sekunde, und doch war es jetzt bereits zu spät für ihn. Er blickte direkt in den Lauf von Reinigers Automatic und konnte sich seine Chancen an zwei Fingern ausrechnen, schneller zu schießen als der Privatdetektiv.

"Der Gedanke taugt nichts, der Ihnen da im Kopf herumspukt", zischte Bount. "Werfen Sie Ihr Schießeisen lieber weg, wenn Sie kein Loch in den Kopf wollen!"

Der Blonde zögerte noch einen Moment und atmete dann tief durch. Er sah ein, dass er auch diese Runde verloren hatte, so sehr er sich darüber auch ärgern mochte. Er warf seine Pistole zu Boden. Sein dunkelhaariger Komplize arbeitete sich indessen unter Schreibtisch und Sessel hervor. Er schien Schmerzen zu haben, wenn man nach dem verzerrten Gesicht ging. Vielleicht hatte es seinen verletzten Arm erneut erwischt. Bounts Mitleid hielt sich allerdings in Grenzen.

"Jetzt drehen wir den Spieß mal um!", meinte Bount. "Wer schickt Sie?"

Der Blonde schielte zu seinem Komplizen hinüber und schien abzuwarten, wie dieser reagieren würde. Der Dunkelhaarige schien bei den beiden für das Denken zuständig zu sein.

"Sie können mich mal, Reiniger!", zischte dieser.

Bount wandte sich an June. "Du kannst schon mal die Polizei rufen!"

Der Blonde wurde unruhig. Ihm schien die harte Linie des Dunkelhaarigen nicht zu gefallen, er sagte aber nichts.

June hob indessen die Waffe des Blonden vom Boden auf und ging ins Vorzimmer.

Bount befahl inzwischen dem Dunkelhaarigen, sich zu seinem Komplizen an die Wand zu stellen.

"Sie bluffen, Reiniger!"

"Glauben Sie?"

Inzwischen hörte man June aus dem Nebenzimmer die Polizei anrufen. Der Blonde bekam einen panischen Zug im Gesicht. "Der Kerl ist verrückt!", knurrte er. "Der bringt es fertig und liefert sich selbst mit ans Messer!"

"Halt's Maul!", zischte der Dunkelhaarige.

"Vielleicht können wir uns so mit ihm einigen!"

"Ich sagte: Halt's Maul!"

Jetzt mischte sich Bount ein: "Das mit der Frau in Yonkers - wart ihr das?"

"Kein Kommentar", zischte der Dunkelhaarige.

"Wir haben damit nichts zu tun", schnatterte der Blonde, der es langsam mit der Angst zu tun bekam.

Bount hielt sich daher an ihn. "Die Frau wurde mit einer 8-mm-Pistole erschossen. Wenn ich mich nicht irre, dann ist Ihre Waffe von demselben Kaliber."

"Es gibt viele 8-mm-Pistolen."

"Im Labor wird sich herausstellen, ob es diese hier war."

"Willst du mir was anhängen?"

"Warum nicht? Meine Beziehungen zur Polizei sind hervorragend!"

"Ich sage dir, der Kerl blufft!", knurrte der Dunkelhaarige dazwischen. Bount hielt sich länger mit dem Katz und Maus-Spiel auf. Bis die Polizei kam, hatte er noch ein bisschen Zeit und die nutzte er, indem er die Taschen der beiden Kerle durchsuchte. Er fand ihre Brieftaschen.

Der Blonde hieß Glenn Peters, der Dunkelhaarige Miles McCarthy - jedenfalls wenn man nach dem ging, was in den Führerscheinen stand. Aber die beiden waren natürlich nur Handlanger. Bount hoffte, durch sie vielleicht eine Etage höher zu gelangen. Er wollte wissen, wer dahinter steckte - und das jetzt nicht mehr nur deshalb, weil er diesen Hintermännern den Mord in Yonkers nicht verzeihen konnte, sondern weil er jetzt selbst in der Sache mit drinsteckte. Ob es ihm passte oder nicht.

In der Brieftasche des dunkelhaarigen McCarthy steckte ein kleiner Zettel, auf dem eine Adresse stand. Bount hob die Augenbrauen. Es stand kein Name dabei, aber das machte nichts.

Es war eine Adresse, die er kannte.

Jim Lacroix. Wenn das keine Überraschung war!


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