Читать книгу Die besten Geheimnisromane März 2022: Romantic Thriller Sammelband 6 Romane - Alfred Bekker - Страница 18

11

Оглавление

Einige Tage später - die Dämmerung hatte sich bereits grau über das Land gelegt - saß Maureen in ihrem Wohnzimmer und las in einem Buch, das sie mitgebracht hatte.

Es war ein Roman und sie war derart in die Handlung vertieft, dass sie für eine ganze Weile lang nichts um sie herum wahrnahm. Es war wie eine Art Trance und in der Zwischenzeit wurde es draußen finster. Ein Geräusch holte sie dann ziemlich unsanft auf diesem Zustand wieder heraus.

Sie schrak zusammen.

Das, was sie da hörte, waren die Geräusche galoppierender Pferdehufe.

Sie konnte nicht anders. Unwillkürlich musste sie an den Reiter mit der Maske denken.

Die Geräusche kamen näher heran und Maureen stockte der Atem. Sie machte das Licht aus, um aus dem Fenster sehen zu können. Der geisterhafte Reiter hatte das Haus nun erreicht.

Maureen konnte hören, wie er das Pferd zügelte und abbremste.

Sie schluckte, ging zum Fenster und blickte hinaus.

Es war eine bedeckte Nacht. Nicht ein einziger Stern war durch die schnell dahinziehende grauschwarze Wolkendecke zu sehen, nur hin und wieder schimmerte das fahle Mondlicht etwas hindurch.

Maureen sah nichts weiter, als einen schattenhaften Umriss. Der Reiter stand einfach da und schien das Haus betrachten.

Soweit Maureen das sehen konnte rührte er sich nicht und auch sein Pferd schien sehr ruhig.

Wie das grausige Standbild eines ruhelosen Gespenstes wirkte dieser Schemen und Maureen fragte sich, was sie nun tun sollte. Fest stand, dass der Reiter wusste, dass jemand im Haus war, denn es konnte ihm nicht entgangen sein, dass das Licht ausgemacht worden war.

Maureen atmete tief durch.

Was mag er nur von mir wollen? fragte sie sich. Sie wagte es kaum, sich zu bewegen, denn jede Bewegung konnte sie verraten.

Und dann hörte Maureen seine Stimme. Dumpf und fremdartig, keiner Stimme ähnlich, die sie je

gehört hatte. Erst war sein Rufen sehr leise und verhalten, so dass es kaum zu hören war und größtenteils vom Wind um dem Raschelnder Büsche verschluckt wurde.

Maureen konnte zunächst nicht verstehen, was er rief. Aber sie fand, dass es irgendwie traurig klang. Voll unerfüllter Sehnsucht und unendlichem Schmerz. Doch dann wurde die Stimme lauter und fordernder - ja, regelrecht angsteinflößend. Maureen verstand einen Namen und dieser Name jagte ihr einen eisigen Schauder über den Rücken.

"Ann!", kam es von draußen. "Komm heraus, Ann!"

Ann - das war der Name des Bauernmädchens aus der Legende gewesen!

Maureen schüttelte den Kopf.

Nein, dachte sie. Das kann doch wahr sein! Das durfte einfach nicht wahr sein!

"Ann!", hörte sie ihn erneut. "Komm, Ann!"

Sie überlegte kurz, dann entschloss Maureen sich, in die Offensive zu gehen. Wer auch immer ihr hier eins auswischen wollte, ihm gehörte die Meinung gesagt. Mit einer schnellen Bewegung öffnete sie das Fenster und rief zu dem Reiter hinaus: "Hier wohnt niemand der Ann heißt! Und es wäre nett, wenn Sie meine Privatsphäre respektieren und mich nicht mehr durch Ihr Geschrei

belästigen würden!"

In diesem Moment kam der Mond durch die Wolken hindurch.

Sein fahles Licht erhellte für den Bruchteil eines Augenblicks den Reiter.

Maureen sah die Maske, die Perücken, den Dreispitz... Und vielleicht eine Sekunde lang sah sie auch das Paar blitzender Augen, das sie hasserfüllt anstarrte.

"Warum nur, Ann?", kam es dumpf von dem Reiter herüber. "Warum, um alles in der Welt, hast du mir das nur angetan, Ann?"

Maureen verschränkte die Arme vor der Brust und schüttelte den Kopf.

"Ich habe Ihnen nichts getan. Ich weiß noch nicht einmal, wer Sie sind und wenn Sie nicht machen, dass Sie davonkommen, werde ich die Polizei rufen!", erklärte sie dann mit Entschlossenheit.

Sie versuchte, soviel innere Überzeugung wie möglich in ihre Worte zu legen und tatsächlich schienen sie den Reiter für einen Augenblick wenigstens ein wenig zu beeindrucken.

Jedenfalls sagte er nichts mehr.

Er saß schweigend im Sattel, während seine Gestalt wieder nicht mehr, als ein düsterer Umriss geworden war. Der Mond war hinter einer Wolke verschwunden und Maureen dachte, hoffentlich verzieht er sich jetzt auch wirklich...

Die Sache mit der Polizei, das hatte sie einfach so dahingesagt. Im Grunde war es eine ziemlich leere Drohung, denn was sollte sie den Beamten erzählen? Dass jemand, der sich gab und kleidete, als wäre er Lord Charles Kavanaugh sie - Maureen - offenbar für seine geliebte Ann hielt?

Wahrscheinlich würde statt eines Streifenwagens ein Nervenarzt geschickt werden!, ging es Maureen durch den Kopf.

Genau in diesem Moment geschah es dann. Maureen hörte ein metallisches Geräusch und einen

Augenaufschlag später wusste sie auch, was es bedeutete. Der Reiter hatte mit einer schnellen Bewegung seinen Säbel gezogen und nun preschte er in wildem Galopp auf das Fenster zu, an dem Maureen stand.

"Ihr werdet bezahlen Ann! Ihr alle beide! Du und James!", schrie er, seine Waffe wild über dem Kopf schwingend.

Es ging unwahrscheinlich schnell.

Der Reiter stürmte heran, während Maureen das Fenster zu schließen versuchte.

Dann wich sie zurück. Maureen stolperte über irgendetwas, taumelte und fiel zu Boden.

Sie hörte gleichzeitig das Splittern von Glas.

Der düstere Reiter hatte mit einem Säbelhieb die Fensterscheibe zertrümmert. Sein Pferd stellte sich wiehernd auf die Hinterhand und er hatte einige Mühe damit, sich im Sattel zu halten.

Aber er schien ein geschickter Reiter zu sein. Jedenfalls hatte er das Tier schon nach wenigen Augenblicken wieder unter Kontrolle. Dann stieg er aus dem Sattel und kletterte durch das Fenster.

Maureen rappelte sich auf und wich vor dem wütenden Eindringling zurück. Es war fast ganz dunkel im Raum. Nur das von außen einfallende Mondlicht konnte einem ein wenig bei der Orientierung helfen.

Maureen dachte an das Telefon. Aber es war aussichtslos, dorthin zu gelangen und irgendwen anrufen zu wollen. Ihr Gegenüber würde es zu verhindern wissen.

Der Eindringling kam näher.

Maureen stürzte den runden Tisch um und rollte ihn dem Fremden entgegen. Und zur gleichen Zeit lief sie zum gegenüberliegenden Fenster, öffnete es und sprang hinaus.

Drinnen hörte sie eine dumpfe Stimme Verwünschungen ausstoßen.

Maureen rannte, bis sie den gebrauchten Austin erreicht hatte. Kalter Angstschweiß stand ihr auf der Stirn. Nein, dies war kein Spaß mehr, dies war nicht einmal mehr ein übler Streich, mit der vielleicht irgendein Schuljunge seine zukünftige Lehrerin begrüßen wollte...

Es ging um ihr Leben.

Maureen hatte keine Ahnung weshalb ihr das geschah und was wirklich dahinter steckte.

Es stand für sie allerdings jetzt fest, dass dieser geheimnisvolle Reiter sie nicht nur ärgern oder erschrecken, sondern umbringen wollte.

Sie öffnete hastig die Wagentür.

Der Schlüssel steckte noch. Sie stieg ein, ließ den Motor an und setzte zurück.

Und dann sah sie, dass der Maskierte das Haus verlassen hatte und sich wieder auf den Rücken seines Pferdes geschwungen hatte, um der flüchtenden Maureen nachsetzen zu können.

Maureen hatte unterdessen die Scheinwerfer angestellt, um besser sehen zu können. Als der Reiter frontal auf den Wagen zuhielt, wurde er direkt angeleuchtet.

Sie sah den metallisch blinkenden Säbel in seiner Hand und die von Wahnsinn gezeichneten Augen, die durch die kleinen Schlitze der schwarzen Maske blitzten.

Maureen setzte noch ein weiteres Stück zurück, aber sie musste auf der Hut sein. Wenn sie irgendwo mit den Reifen steckenblieb, dann war es aus!

Der Reiter preschte heran, kam dicht an der Fahrerseite vorbei und ließ den Säbel krachend auf die Frontscheibe niedersausen, die nun einen Sprung zeigte. Er lenkte sein Pferd herum und schickte sich an zurückzukommen, vermutlich um einen weiteren Angriff auszuführen.

Maureen setzte nun nach vorne, während der Maskierte eine Art Bogen ritt und dann erneut frontal auf den Austin zuhielt.

Mein Gott!, ging es ihr durch den Kopf. Ich dachte, so etwas gibt es nur im Film!

Sie trat das Gaspedal herunter, der Wagen schnellte nach vorne. Es gab keinen anderen Ausweg.

Augen zu und durch!, dachte sie.

Der Reiter zügelte sein Pferd, das sich nun auf die Hinterhand stellte, während Maureen den Motor aufheulen ließ und an Tier und Reiter vorbeischnellte.

Sie atmete auf, als sie an dem Maskierten vorbei war. Im Rückspiegel sah sie für einen kurzen Moment noch, wie er mit dem Pferd zu kämpfen hatte, das offenbar von wilder Panik ergriffen worden war. Dann hatte die Dunkelheit alles verschluckt und Maureen hoffte nur, dass er ihr nicht auch noch folgen würde. Auf diesen kleinen Straßen und Holperwegen konnte ein

Reiter per Abkürzung möglicherweise schneller sein, als ein Auto.

Die besten Geheimnisromane März 2022: Romantic Thriller Sammelband 6 Romane

Подняться наверх