Читать книгу Die besten Geheimnisromane März 2022: Romantic Thriller Sammelband 6 Romane - Alfred Bekker - Страница 9

2

Оглавление

Der Zug hielt mit einer ganzen Stunde Verspätung in Linbury, weil unterwegs ein Baum über die Gleise gefallen war und die Strecke gesperrt hatte. Maureen Stanley atmete auf und blickte aus dem Zugfenster hinaus in die Dunkelheit. Es war schon spät am Abend und sie hoffte, dass sie

überhaupt noch jemanden fand, der sie hinaus nach Dunmoore fahren würde.

Dorthin, wo es keine Bahngleise mehr gab und kein Zug hielt. Der Regen plätscherte unterdessen lautstark auf das Zugdach. Es war ein trüber Tag gewesen, aber irgendwie, so fand die junge Frau, passte dieses Wetter zu der rauen Landschaft Cornwalls.

Der Zug hielt mit einem unsanften Ruck, der Maureen etwas nach vorne riss. Dann nahm die junge Frau ihre beiden Koffer und sah zu, dass sie hinaus kam.

Wenig später stand sie auf dem Bahnsteig und war schon nach wenigen Augenblicken ziemlich durchnässt. Ich habe mir kein besonders angenehmes Plätzchen ausgesucht, um mich als Lehrerin anstellen zu lassen!, dachte sie bei sich, während der Zug schon weiterfuhr.

Aber die Wahrheit war, dass sie es sich überhaupt nicht ausgesucht hatte. Maureen Stanley hatte im Grunde genommen gar keine andere Wahl gehabt, sofern sie in dem Beruf arbeiten wollte, den sie gelernt hatte und den sie liebte: als Lehrerin.

Es war immer dasselbe.

In Orten wie Dunmoore, die irgendwo am Ende der Welt lagen, weit entfernt von allem, was andernorts selbstverständlich war, konnten manchmal Stellen nicht besetzt werden.

Maureen seufzte.

In London, wo sie nicht nur studiert hatte, sondern auch aufgewachsen war, konnte man sich nur in die lange Schlange der Bewerber einreihen.

Maureen wäre gerne in London geblieben. Sie liebte das pulsierende Leben der großen Stadt, aber als sie vor der Wahl stand, eine Anstellung in der Provinz zu bekommen oder erst einmal nichts zu haben, da entschied sie sich für den Spatzen in der Hand - und nicht die Taube auf dem Dach, die vielleicht nie zu erreichen war...

Dunmoore!, dachte Maureen. London... Welch ein Vergleich!

Aber noch war sie nicht am Ziel. Dies war Linbury. Bis hier her kam man mit der Bahn. Dunmoore, das war noch ein Stück weiter draußen.

In ein paar Wochen würden die Ferien vorbei sein, und dann würde sie ihren Dienst in Dunmoore antreten. Bis dahin hatte sie sich vielleicht etwas eingelebt...

Maureen packte ihre Koffer und sah zu, dass sie unter das Vordach des winzigen Bahnhofsgebäudes kam. Der Bahnhof war um diese Zeit nicht mehr besetzt. Der Regen wurde jetzt heftiger. Das Wasser platschte nur so auf den Boden nieder und Maureen schlug sich ihren Mantelkragen hoch.

Sie atmete tief durch und überlegte, wie sie jetzt weiterkam.

Vielleicht konnte sie irgendwo in der Nähe telefonieren und sich dann ein Taxi rufen, das sie nach Dunmoore brachte.

Sie wandte den Blick und sah direkt in die Scheinwerfer eines Autos. Maureen erkannte gleich, dass es ein Taxi war. Der Fahrer drehte die Scheibe herunter und rief ihr zu: "Kann ich Sie mitnehmen?"

"Aber, ja!"

Sie nahm ihre Koffer und schleppte sie durch den Regen. Der Fahrer stieg indessen aus und ging ihr ein paar Schritte entgegen. Er nahm ihr das Gepäck aus der Hand und öffnete den Kofferraum.

Wenig später saßen sie dann beide im Wagen. Maureen strich sich die nassen Haare aus dem Gesicht. Der Taxifahrer - ein dicklicher Mann um die vierzig - grinste von einem Ohr bis zum anderen.

"Kein schönes Wetter heute, was?", meinte er dann. Immerhin klang seine Stimme einigermaßen sympathisch.

"Kann man wohl sagen!", nickte Maureen, erleichtert jemanden gefunden zu haben, der sie an ihr Ziel bringen konnte. "Ehrlich, Sie schickt der Himmel!", setzte sie noch hinzu.

Der Mann lachte.

"Nein, der Zufall! Ich hatte eine Fahrt hier nach Linbury zu machen und dann sehe ich Sie da am Bahnhof stehen!"

Maureen trocknete sich mit dem Taschentuch das Gesicht etwas ab.

"Dann habe ich wohl großes Glück", meinte sie.

"Das kann man wohl sagen! Ich bin nämlich der einzige Taxifahrer in der Gegend." Er zuckte die ziemlich breiten Schultern und fuhr dann fort: "Es kommen eben nicht viele Fremde hier her, die noch mehr von meiner Sorte ernähren könnten!"

Maureen lächelte.

Der Fahrer schien ein freundlicher Mann mit guter Laune zu sein.

"Wohin soll's denn gehen?", fragte er.

"Dunmoore."

"Ist das Ihr Ernst?"

Maureen runzelte die Stirn.

"Warum sollte es nicht?", fragte sie etwas verwundert zurück.

Der Taxifahrer zog die Augenbrauen hoch.

"Ich meine ja nur..."

Er fuhr los. Die Scheibenwischer schafften es kaum, die Frontscheibe einigermaßen trocken zu halten.

"Ist es noch weit?", fragte Maureen.

Der Fahrer zuckte mit den Schultern.

"Weit, nah... Das ist alles relativ, junge Frau. In Meilen gemessen ist es nicht allzu weit, aber die Straßen sind eng und schlecht. Wir werden sicher nicht besonders schnell voran kommen!"

Maureen seufzte.

"So etwas habe ich befürchtet!", meinte sie alles andere als begeistert. Eine Weile lang schwiegen sie beide, während das Taxi die kleine Häuseransammlung hinter sich ließ, die Linbury genannt wurde.

Die Straßen waren tatsächlich alles andere als komfortabel.

Maureen zuckte jedesmal zusammen, wenn der Wagen wieder einmal mitten durch ein tiefes Schlagloch ging.

"Woher kommen Sie?", fragte der Fahrer schließlich. Maureen hatte an seiner Unruhe gespürt, dass ihm diese Frage wohl schon länger auf den Lippen brannte.

"Aus London."

"London?" Er schüttelte ungläubig den Kopf. "Ich frage mich, was jemand aus London in einem kleinen Loch wie Dunmoore zu suchen hat?"

"Ich bin die neue Lehrerin dort", erklärte Maureen in gedämpftem Tonfall und überlegte dabei, ob sie die Stelle wohl auch angenommen hätte, wenn sie zuvor schon einmal hier gewesen wäre.

Der Fahrer wandte sich zu ihr um und musterte sie erst einmal mit großen Augen.

"Dann werden wir uns ja vielleicht öfter sehen", meinte er dann freundlich. "Hier in der Gegend kennt jeder jeden. Mein Name ist Brad McCullum."

"Maureen Stanley."

"Wohin soll ich Sie übrigens in Dunmoore bringen?"

"Kennen Sie jemanden, der Jason Cormick heißt?"

"Sicher. Mister Cormick ist eine bekannte Persönlichkeit hier in der Gegend."

"Wenn Sie mich bitte zu ihm fahren könnten. Ich habe ein Haus von ihm gemietet und muss mir bei ihm den Schlüssel abholen..."

Maureen sah, wie sich McCullums Gesicht schlagartig veränderte. Er runzelte die Stirn.

"Ein Haus, sagen Sie? Von Cormick?"

"Ja."

"Dann wird es sich um das Haus handeln, in dem früher Miss Bradshaw gelebt hat...", murmelte McCullum - mehr zu sich selbst, als zu seiner Gesprächspartnerin. Er schüttelte den Kopf. "Haben Sie das Haus schon gesehen?"

"Nein, nur auf Photos. Ich habe es über eine Zeitungsannonce bekommen. Und die Miete ist in Ordnung."

McCullum lachte rau und Maureen verstand nicht so recht, weshalb sich der Tonfall des Fahrers auf einmal so verändert hatte.

"Hat Cormick es also tatsächlich geschafft, das Haus noch einmal zu vermieten...", brummte er dann.

"Weshalb sollte er nicht? Ist mit dem Haus etwas nicht in Ordnung?"

"Nicht in Ordnung? Jedenfalls würde keiner der Einheimischen dort hineinziehen..."

Maureen verstand kein Wort. War sie am Ende einem Betrüger aufgesessen?

"Weshalb nicht?", fragte sie. "Hat es kein fließend Wasser oder funktioniert die Toilette nicht? Regnet es durch das Dach?"

"Nein, nein, Lady, das ist es nicht. Zumindest äußerlich macht es es einen guten Eindruck. Mister Cormick hat es immer gut gepflegt, seit..." Er stockte. "Seit damals."

Maureen hob die Augenbrauen.

"Seit wann?"

"Ach, diese alten Geschichten...", murmelte McCullum und machte dabei eine wegwerfende Handbewegung.

"Was denn für Geschichten?", erkundigte sich Maureen mit mäßigem Interesse.

"Man sollte nichts darauf geben, sage ich mir immer. Ich werde Sie zu Cormick fahren. Und im übrigen hat das Haus eine sehr schöne Lage!"

Maureen wunderte sich noch immer über den Unterton, mit dem McCullum gesprochen hatte. Wahrscheinlich würde es noch eine ganze Weile dauern, bis sie die Eigenarten dieser Leute verstehen würde.

Einen Vorgeschmack davon hatte sie jedenfalls schon bekommen!

Diese seltsamen Andeutungen, die McCullum gemacht hatte gefielen ihr jedenfalls ganz und gar nicht.

"Wir sind gleich da!", hörte sie den Taxifahrer sagen, während sie durch das Fenster hinaus in den Regen sah.

Die besten Geheimnisromane März 2022: Romantic Thriller Sammelband 6 Romane

Подняться наверх