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Kapitel 4

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Diese Windsor-Episode bringe ich hier an, damit Sie sich eine ungefähre Vorstellung von dem Storymaterial machen können, das ich schrieb, als ich noch zuhaus wohnte, also in London N.W.3‚ und das ich später in Spezialdemokratien „aus dem Verkehr ziehen“ musste - höchstpersönlich‚ richtig unter der Aufsicht eines Kulturfunktionärs, der in der ersten Zeit, als wir uns kannten, jedesmal „Sag Rolf zu mir“ sagte, weil man sich in seinem Milieu sofort duzt. Ich kann das nicht ausstehen, weil es vortäuscht, dass man sich gut kennt, was in Wirklichkeit meist gar nicht stimmt. Reine Heuchelei. Die Skandinavier haben damit angefangen - die Schweden besonders. Eben im Rahmen ihres Dritter-Weg-Gesellschaftsmodells‚ in dem die Menschen keine Individuen mehr sind, sondern nur noch eine formlose Masse bilden, so dass es nicht länger nötig ist, Unterschiede zu machen. Jeder ist einfach nur noch „Du“. Diese scheinbar intime Art suggeriert gleichzeitig, dass alle eine einzige große Familie bilden. „Volkskörper“ sagten die Nationalsozialisten früher dazu. Ich weiß leider nicht, wie die Internationalsozialisten es nennen – wahrscheinlich haben sie zur Legitimierung ein paar Buchstaben ausgewechselt.

„Kollektiv“ - das Nächstbeste, was mir grade einfällt, ist „Kollektiv“. In einem solchen Kollektiv sollte ich eben mitmachen. Natürlich erst nach meiner Integration - nur dass ich mich um nichts in der Welt integrieren lassen wollte. Nicht in der total verdrehten Ordnung all dieser schizophrenen Nazinachfahren. Denn darauf lief es schließlich jedesmal hinaus: Nazinachfahren wie die beiden Nazitöchter‚ eben Miss Bildung und Miss Handlung, führten und führen in diesem großartigen Kollektiv die Regie. Wer in diesem verdrehten, verlogenen Stück, das sie alle aufführen, nicht mitspielt, den machen sie fertig. Es funktioniert im Prinzip genauso wie bei der Mafia.

Wenn ich nur an Figuren wie Gerhard Waldrab oder Rudolph Giacobi denke. Sie sind zwei „Paten“ der Kulturszene in Spezialdemokratien (um beim Mafiavergleich zu bleiben), und wenn man sich mit ihnen irgendwie anlegt, ist man ganz schnell gestorben. Wobei es absolut ausreicht, dass man sie nur in ihrer Rolle als Heuchler und Schwindler erlebt und ihnen ins Gesicht sagt, dass es bei ihnen vorn und hinten nicht stimmt, dann sollte man sein Testament schon aufgesetzt haben. Oder die Erben des Literaturweltpreisträgers Alfred Bell - wer sich mit ihnen anlegt, wird von ihnen nicht persönlich fertiggemacht, weil sie sich nicht die Finger schmutzig machen, sondern sie haben sozusagen ihre eigene Killerbrigade. Und zwar macht einen die gesamte „Szene“ fertig, sobald man es riskiert, die Bell-Erben zu kritisieren. Aus der Sicht der „Szene“ stehen die Erben nämlich über jeder Kritik. Mit ihrer Selbstdarstellung als „Heilige Familie“ haben die „Erben“ das sehr elegant hingekriegt. Sie sind also die „Heilige Familie“, die zu kritisieren auf Gotteslästerung hinausläuft. Ihr Trick ist es, Alfred Bell als eine Art Jesusfigur zu präsentieren.

Zu diesem Zweck halten sie immer wieder Veranstaltungen ab, in denen die für Alfred Bell charakteristischen Themen „Moral, Ethik und Politik“ im Mittelpunkt stehen. Solange Alfred Bell lebte, konnte er sich wirklich enga­gieren, aber seit seinem frühen Tod besteht dieser Imagefaktor nicht mehr. Damit aber seine Bücher weiter verkauft werden - also zu Werbezwecken -, muss Alfred Bells Image eben künstlich erhalten werden. Und genau dazu dienen diese heuchlerischen Veranstaltungen, die von den „Erben“ immer wieder durchgeführt werden. Das alles wäre vielleicht noch nicht einmal so schlimm, wenn die „Erben“ wenigstens darauf verzichteten, sich selbst als hochmoralisch und enorm engagiert und alles darzustellen. Diese verdammte heuchlerische Pose ist wohl das absolut ekelhafteste, was ich in Spezialdemokratien vorgeführt bekam.

Die Masche, an der Leute wie Waldrab und Giacobi stricken, läuft dagegen darauf hinaus, dass sie seit x Jahrzehnten so tun, als würden in Westdeutschland - also im Gebiet der alten Bundesrepublik - die Nazis von morgens bis abends über die Straße marschieren und in der Regierung sitzen und die Wirtschaft beherrschen und-und-und.

Seit dem Ende der alten DDR und der Öffnung der Archive des DDR-Geheimdiensts, der „Stasi“, ist wenigstens bekannt, dass Waldrab seine sogenannten „Enthüllungsbücher“ über Angelegenheiten der alten Bundesrepublik in enger Zusammenarbeit mit der Stasi schreiben ließ. Das bedeutet, er verbreitete Propaganda, um großen Teilen der Bevölkerung Westdeutschlands ihr politisches und gesellschaftliches System madig zu machen. Soviel zu W.s Inspiration und ihrer großartigen Quelle.

Das heißt, später stellte sich dann auch noch heraus, dass er die Bücher, die unter seinem (Produkt-)Namen erschienen, nicht einmal selbst geschrieben hatte. Er beschäftigte vielmehr ein paar ex-Genossen aus der KP, in der er seine Karriere in den frühen 70er Jahren startete, als Ghostwriter. Peinlicherweise vergaß er dann, sie dafür zu bezahlen. Dieses reizende Detail wurde bekannt, als die Ghostwriter schließlich vor Gericht zogen, um ihre Honorare einzuklagen. Der alte Schwindler W. sorgte bei dieser Gelegenheit noch einmal kräftig für Schlagzeilen. Danach war Ende der Durchsage - neue Bücher, also Publikationen mit seinem Namen auf dem Umschlag, gab es nach dem Fall der Mauer und seit dem Ende der alten DDR nicht mehr. Nach der Zerschlagung der Stasi hörte W.s Inspirationsquelle auf zu sprudeln.

Giacobis Masche ist etwas feiner gestrickt. Er instrumentiert die Medien - vor allem den Spezialdemokratischen Rundfunk und seine TV-Abteilung -, um immer wieder die alte Platte abzuspielen, die früher von Ost-Berlin aus systematisch heruntergeleiert wurde. Wahrscheinlich hat er dafür einen lebenslänglichen Dauerauftrag. Jedenfalls kann niemand behaupten, dass er sich nicht genau daran hält. Der alte Knabe ist immer noch ganz bei der Sache - einem alten Hund kann man eben keine neuen Tricks mehr beibringen. Ohjunge, die Musik auf dieser abgeleierten Platte klingt absolut zum Erbrechen - zackig preußisch, typisch Berlin/Brandenburg. Aber das ist noch nichts im Vergleich zum Text. Die Urfassung stammt im Prinzip aus der Mitte des 19. Jahrhun­derts, als der alte Karl Marx sein Manifest über den Kapitalismus schrieb. Wenn man die Platte hört, könnte man glatt annehmen, es hätte sich seit damals nichts geändert. In den Köpfen von Leuten wie Giacobi scheint es auch wirklich so zu sein - sie sind dermaßen fundamentalistisch, dass für sie die Zeit irgendwie stehengeblieben sein muss. Genau genommen sind Leute wie Giacobi also ultra-ultra-konservative alte Knacker - so wie die vielen alten Männer, die Gerontokraten, früher in Ost-Berlin und in den Politbüros der anderen Hauptstädte des alten Ostblocks.

Logischerweise sind Leute wie Waldrab und Giacobi und all die vielen ande­ren Schriftsteller und Künstler, unter ihnen eben verdammt viele Nazinachfahren‚ nicht besonders gut weggekommen in ihrer Ausbildung. Sie reden zwar ständig von Politik und gesellschaftlichen Zusammenhängen, aber sie haben keine einzige Stunde in einem Hörsaal zugebracht, um sich objektive Kenntnisse in Politik oder Sozialwissenschaften zuzulegen. Alles, was sie je widerkäuen konnten, beschränkt sich auf Propaganda‚ aber bei den bescheidenen Standards im deutschen Bildungssystem reicht es noch immer aus, um Karrieren hinzulegen. Mit sachlichen, objektiven Informationen‚ die internationalen Forschungsstandards entsprechen, lässt sich keine Propaganda praktizieren - also sind derartige Kenntnisse überflüssig. Und jeder, der über solche Kenntnisse verfügt, ebenso. Deshalb lässt das spezialdemokratische Bildungssystem schließlich auch nur Fachidioten vom Band laufen - Leute mit Scheuklappen und Tunnelblick, nützliche Idioten, die kritiklos automatisch ihre Aufgaben erfüllen und nicht auf die Idee kommen, sich das große Ganze anzuschauen und nach dem Sinn zu fragen. Universalisten sind im spezialdemokratischen System ungefähr so gefürchtet wie Aufklärer oder Dissidenten in einem despotischen Regime.

Natürlich hängt auch alles mit dem deutschen Anti-Individualismus zusammen. Wer sich irgendwie von der Bevölkerung unterscheidet, bekommt dafür nach wie vor die entsprechende Quittung verpasst - ganz egal, welche Ideologie grade mal wieder auf dem Programm steht, die braune oder die rote (die einzige erlaubte Abwechslung…). Alles und alle müssen möglichst gleich sein - der alte Tacitus kritisierte diese Einstellung sogar schon bei den Germanen, als sie noch in den Wäldern hausten. Sobald jemand von der vorgegebenen Norm abweicht, hat er ein ganzes Rudel am Hals. Oder DAS KOLLEKTIV, wie es in der alten DDR hieß. Nach Adenauer können sich die Deutschen darum auch keine Spitzenpolitiker mehr leisten. Helmut Schmidt war zwar auch noch ein starker Kanzler, aber die Regierungen, die er führen musste, waren verdammt schwach, und darum ließ die letzte ihn vorsätzlich ins Abseits laufen. Seitdem werden Inkompetenz und Unbedarftheit als Qualifikationsgrundlage installiert. Mittelmäßigkeit ist der einzige Beitrag der Deutschen zum freien, demokratischen pluralistischen Rechtsstaat, wie ihn die Alliierten mit ihrer Entwicklungshilfe einmal einrichteten. Verdammt wenig, das alles. Aber um alles ganz langsam abzuschaffen, indem alles immer wieder und überall - hier ein bisschen‚ da ein bisschen und immer so weiter - nivelliert wird, dazu reicht es bestimmt leicht. Um eines Tages alles in die Richtung des „Dritten Wegs“ zu bringen. Und von da aus auf möglichst erschütterungsfreie Weise direkt Richtung Paradies, wo Hauptmann Beatty von der Feuerwehr darauf achtet, dass Bücher brennen und niemand aus der Reihe tanzt. Oder sich sonst irgendwie aus der allgemein vorgeschriebenen Erstarrung löst.

Okay - eigentlich wollte ich jetzt überhaupt nicht über diese Dinge sprechen, nur fällt es mir mit der Zeit immer schwerer, mich auf etwas anderes zu konzentrieren. Die Phase, in der ich nur eher unterhaltende Sachen schreiben wollte, ist mit Sicherheit ein für allemal vorbei. Aus. Gestorben. Dieser Teil von mir existiert einfach nicht mehr. Insofern haben die Nazitöchter und ihr Anhang und überhaupt ihre gesamte Fraktion mich wirklich verändert. Und eigentlich beabsichtigten sie auch immerhin genau DAS: meine VERÄNDERUNG. Durch ihre ganz eigene Art von Pä-da-go-gik. „ERZIEHUNG“ - oder vielmehr: UMERZIEHUNG.

Nur dass ich immer noch etwas Humor übrig halten konnte (für meinen Eigenbedarf reicht’s)‚ und: POLITISCH war ich schließlich immer schon. Insofern haben sie mich doch nicht allzu stark verändert. Etwas schon, aber nicht allzu sehr. Ich stehe noch längst nicht so sehr neben mir wie sie neben sich. Nur die Angelegenheiten, die sie mir eingebrockt haben, wirken wie ein riesiger Schatten, der mich überall hin verfolgt. Oder er läuft sogar schon vor mir her - so wie jetzt zum Beispiel. Es funktioniert eben so wie bei einer klassischen Traumatisierung.

Sie wirkt wie ein Störsender. Eigentlich will man ein ganz anderes Programm laufen lassen, also ein anderes Thema besprechen, aber dann schaltet sich immer diese Angelegenheit dazwischen. Mit dem ständigen Höhepunkt, dass dieser Mann im Zimmer herumtobt und krakeelt „Los, mitkommen, der Wagen steht unten!“

Also es ging, glaube ich, um die Schriftsteller, die in Spezialdemokratien leben und um die Aufgabe, für die sie rekrutiert wurden. Sie leiden eben unter diesem typisch deutschen Symptom, ständig die Welt retten zu wollen. Immer und möglichst überall. Man könnte es auch als „Kaiser-Krankheit“ bezeichnen.

Der letzte Kaiser, Wilhelm II., trug anscheinend dieses ultraprotestantische Sendungsbewusstsein mit sich herum, im Prinzip so ähnlich wie Marx’ Freund Engels, nur dass der Kaiser natürlich keine marxistische Revolution anstreng­te, sondern eben eine Art weltweite Germanisierung. Er betätigte sich dafür sogar als PR-Fachmann - der Spruch „Am deutschen Wesen soll die Welt genesen!“ stammt schließlich von ihm.

Als dann durch einen gigantischen Schlamassel der Erste Weltkrieg entstand, drehte der Kaiser völlig durch und verdrehte sich und der gesamten Bevölkerung den Verstand, indem er allen einredete, Deutschland sei von Feinden umzingelt und von ihnen in den Krieg getrieben worden. Die Wirklichkeit fiel natürlich viel komplizierter aus, aber alle komplizierteren Hintergründe standen der Propaganda und der Massenhysterie im Weg. Die wenigen Men­schen im Reich, die in der Lage waren, kompliziertere Zusammenhänge erkennen und analysieren zu können, wurden mundtot gemacht. Der Kaiser und seine Generäle veranlassten, dass sie als Vaterlandsverräter beschimpft wurden, und man zwang sie entweder ins Exil oder ließ sie in Gefängnisse stecken und die Schlüssel in den nächsten Fluss werfen.

Die Schriftsteller und Kulturfunktionäre in Spezialdemokratien wurden also darauf trainiert, die Avantgarde zu bilden. Avantgarde für die üblichen Errungenschaften, also den ganzen Schrott aus den dunklen Zeiten - Schriftsteller und am besten ALLE Künstler müssten in der vordersten Reihe stehen, um mitzuhelfen, die Gesellschaft zu verändern. Die Menschen sollen ihre Individualität aufgeben und sich nach einem Standardmaß entwickeln (angefangen schon im Kindergarten und später dann natürlich in den Schulen); das System des „Dritten Wegs“ ist immer noch, wie direkt nach 1945‚ das Maß aller Dinge - eben zuerst in Spezialdemokratien und danach in ganz Europa und-und-und.

Weil sie schließlich darum seit so-und-so-vielen Jahrzehnten in einer Art Selbstisolation existieren, verhalten sich die meisten Bewohner dieses Bundeslandes besonders verdreht - es geht ihnen ungefähr so wie einer Familie, in der Inzest-Verhältnisse seit ewig und drei Tagen praktiziert werden.

Der verdammte Isolationismus ist so stark‚ dass die meisten Leute nie von dort fortziehen würden‚ weil sie Angst haben vor den freieren und offenen Verhältnissen woanders. Die Landespolitiker unternehmen natürlich auch alles, was notwendig ist, um das isolationistische Weltbild aufrechtzuerhalten. Sogar wenn die Leute in Ferien fahren (falls sie Arbeit haben und es sich leisten können), gehen sie am liebsten mit Leuten um, die auch aus Spezialdemokratien kommen. Am liebsten bilden sie sogar in den Ferien Massen - auf Mittelmeerinseln zum Beispiel. Im Prinzip bilden sie dann genauso den „Volkskörper“‚ von dem Hitler so oft herumbrüllte. Die Nazis wollten schließlich auch eine Bevölkerung so umerziehen, dass jeder einzelne Mensch seine Ansprüche auf elementare Werte der Zivilisation und der Aufklärung an der nächsten Garderobe abgeben sollte.

In Spezialdemokratien gibt die politische Führung dem Affen dadurch noch zusätzlich ordentlich Zucker, dass vor jeder Wahl, bei der sich die Politfunktionäre im Amt bestätigen lassen, ein Slogan benutzt wird, der markig klingen soll, aber für jeden Außenstehenden logisch erscheinen lässt, welches verdammte Problem das Bundesland hat. Der Slogan lautet „WIR in Spezialdemokratien!“

„WIR“ - so wie in „WIR - und die anderen!“ oder: „WIR - und der Rest der Welt!“ Der traurige Rest der Welt. Der rückständige Rest. Der unaufgeklärte‚ der noch nicht genügend umerzogene Rest der Welt. So stellt man sich das in diesem Bundesland vor. Und alle‚ die sich als „WIR“ bezeichnen, sollen sich nach diesen verdrehten Vorstellungen zusammenschließen und eben den „Rest der Welt“ genau nach diesen Vorstellungen umerziehen, um alles und jeden zu verbessern. Und willst Du nicht mein Bruder sein, schlag ich Dir den Schädel ein!

Okay - die Strategen der Partei haben sich diesen Slogan natürlich ausgedacht. Berater hat die Spezialdemokratische Partei immerhin genug. Zum Beispiel Soziologen im Dutzend billiger.

Das spezialdemokratische Bildungssystem‚ das in den 70er Jahren massenweise Betonbunker auf bis dahin grünen Wiesen aus dem Boden stampfte (genau wie in Großbritannien damals auch), um dort Betonköpfe auszubilden, um das System der kollektiven Betoniertheit langfristig zu sichern, hat sich selbst ein perfekt erscheinendes Beratungsmodell installiert, in dem jeder jedem rund um die Uhr auf die Schultern haut und einer

dem anderen versichert, wie absolut großartig man doch sei.

Genau zu diesen Leuten hätte ich auch gehören können - oder vielleicht sogar sollen. Offenbar dachten sie wirklich, Gesellschaftswissenschaften würden schon überall in Europa nach ihren Kriterien gelehrt. Das haut mich als nächstes um, wenn ich daran denke. An ihre sagenhafte Überheblichkeit genauso wie an ihre für isolierte Verhältnisse typische Naivität.

Das einzige, was ich ihnen sagen konnte, lief aber darauf hinaus, dass ich alle immer nur darauf aufmerksam machte, wie gefährlich nah sie sich mit ihren verdrehten Vorstellungen am Rand der Ideologie der Nazis bewegten. Und dass sie eben darum unbewusst überall Faschismus wittern - eben weil sie selbst viel näher dran sind, als sie es wahrhaben wollen. Bei den Schriftstellern und Kulturfunktionären kam das natürlich ganz großartig an. Sie waren sozusagen dermaßen froh, dass sie mir der Reihe nach um den Hals fielen. Als zum Beispiel ein paar Jahre nach dem Ende der alten DDR herauskam, dass jemand wie der Auflagenmillionär Waldrab nichts anderes war als eine Marionette der ostdeutschen Stasi, kramten die Leute aus der Rheinstädter Szene reflexartig den Begriff „Siegerjustiz“ aus ihrem kollektiven Unterbewusstsein. Dieses Wort benutzten zeitgleich auch alle möglichen SED-Funktionäre und Stasi-Agenten, wenn sie sich für ihre Verbrechen vor Gerichten verantworten mussten. Bei einigen Obergangstern kam das tatsächlich vor, und zwei oder drei wurden sogar ernsthaft verurteilt.

Was sie jedenfalls immer machten, sobald ihnen die Medienleute ein paar Mikrophone und Kameras entgegenstreckten‚ sie benutzten den Begriff „Siegerjustiz“. Genau diesen Ausdruck führten aber auch die Nazis ein, als sie nach dem Krieg von den Alliierten vor Gericht gestellt wurden. Es passte diesen Isolationisten logischerweise nicht, dass ein paar westdeutsche Juristen versuchten, ans Licht zu bringen, was diese Obergangster hinter ihrer Mauer Jahrzehnte lang angestellt hatten, um elementarste Menschenrechte zu vergewaltigen. Die Nazis reagierten vorher auch schwer beleidigt, als ihnen klargemacht wurde, dass die übrige Welt es nicht für angebracht hielt, so zu tun, als wäre zwischen 1939 und 1945 nichts Besonderes vorgefallen. Und um ihre verdammte Sturheit und Uneinsichtigkeit zu demonstrieren, erfanden sie eben den Begriff „Siegerjustiz“.

Ohjunge, reagierten diese vielen Schönredner der alten DDR aber vielleicht sauer, als ich ihnen gegenüber solche Vergleiche zog. Die verdammte Ironie bei der ganzen Angelegenheit ist nur, dass ich früher, bevor ich nach Spezialdemokratien ging und mit diesen Leuten zu tun bekam, kaum etwas anderes machte, als zum Beispiel die alte DDR zu verharmlosen. Ich war zwar natürlich nie dort, aber genau damit hat es zu tun. Wenn ich früher zuhaus eine deutsche Zeitung las - eine Zeitung, die aus der Bundesrepublik stammte -‚ konnte es vorkommen, dass je nach der politischen Sympathie der Redaktion alles, was die DDR anging, mit Säure übergossen wurde. Manchmal blieb kein einziges gutes Haar an diesem Land, und die Verhältnisse, die sich dort abspielten, wurden in Grund und Boden kritisiert. In den Winterferien sah ich auch manchmal westdeutsche Fernsehsendungen, in denen die Zustände in der DDR wie eine Mischung aus Klappsmühle und Hochsicherheitsstraflager beschrieben wurden.

Und selbstverständlich glaubte ich höchstens die Hälfte davon.

Das lag einfach daran, dass ich Deutschland eigentlich kaum kannte. Tatsache ist, außer in Südbayern und im westlichen Teil von Spezialdemokratien bin ich bis heute nirgendwo hingekommen. Ich hatte keine Lust dazu, und es ergab sich auch nie. Die DDR kannte ich jedenfalls nur vom Atlas. Oder nicht einmal das. Ich meine, ich wusste, dass es die DDR-Landkarte irgendwo im Atlas gab, aber wenn ich sie früher dreimal mit einer leichten Spur Staunen anschaute, war es viel. Dabei bin ich eigentlich ein verdammter Kartenfetischist‚ ein richtiger Landkartenverrückter. Nur dass mich hauptsächlich die Gegenden interessieren, wo ich schon war. Was Deutschland betrifft, beschränkt sich das Interesse auf die Alpen, weil ich dort als Kind eben ziemlich viel Zeit zubrachte und alles. Ich meine, genau genommen hing ich hauptsächlich in der Wohnung meines Erzeugers herum, aber die Kinder­mädchen nahmen mich praktisch an jedem Wochenende mit, wenn sie ihre Eltern auf dem Land besuchten. Weil sie so oft wechselten - die Kindermädchen -‚ kam ich auf diese Weise ganz schön herum. Ich wurde damals zu einem richtigen Bergfreak und wollte später, als ich in London N.W.3 lebte, so schnell wie möglich in die Berge, sobald in einer Gegend, die ich kannte, Schnee gefallen war.

Jetzt stellen Sie sich vor, Sie fahren dort den ganzen Tag Ski oder unternehmen sonst etwas, das Ihnen Spaß macht, und abends oder am nächsten Morgen beim Frühstück blättern Sie interessiert durch die Zeitungen, und dann steht dort irgendwo, an der Berliner Mauer oder sonstwo entlang der verminten und mit Selbstschussanlagen ausgerüsteten Grenzlinie zwischen den beiden Deutschlands seien soeben wieder mehrere Menschen bei einem Fluchtversuch umgekommen. Sprich: ermordet worden!

Oder Sie schalten im Hotel zufällig eine Sendung ein‚ die im westdeutschen Fernsehen läuft. Darin wird aus dem Alltag in der DDR berichtet, und nach fünf Minuten wissen Sie nicht genau, ob Sie weinen oder lachen sollen, weil alles dermaßen verrückt klingt. Sie hören Geschichten über völlig harmlose Leute, die jahrelang eingesperrt wurden (und nicht nur in normale Gefängnisse, sondern auch in sogenannten Psychiatrischen Einrichtungen), nur weil sie einen Witz erzählten, in dem irgendein Politfunktionär ohne Hosen dasteht.

Ich hatte damals einfach Schwierigkeiten, das alles zu verstehen - SINNGEMÄSS, meine ich. So etwas hatte es bei den Nazis gegeben, vor einem halben Jahrhundert - ich konnte mir nicht vorstellen, dass in der DDR auf allen möglichen Ebenen sozusagen die Zeit stehengeblieben war und alles.

Außerdem traten als Berichterstatter fast immer ältere Männer auf, und ich hatte damals die Angewohnheit, Ansprachen von älteren Männern, wenn sie nicht grade aussahen wie Prof senior, nicht besonders ernst zu nehmen. Ich meine, ich wollte als Kind und als Teenager mit alten Knackern nichts zu tun haben, und vor allem wollte ich nicht wissen, was sie zu erzählen hatten. Ich dachte, ihre Zeit sei einfach vorbei. Wenn solche Leute damals über die DDR berichteten, hielt ich sie für reaktionäre Ewiggestrige, und was sie von sich gaben, konnte in erster Linie revanchistisch gemeint sein.

Aber am allerwenigsten erschienen diese Geschichten glaubwürdig, wenn man fünfhundert Kilometer weit entfernt davon im fast schon kitschigen Winterwunderland herumhing. Das ist so, als würden Sie vielleicht Weihnachten erleben, als Kind, auch richtig kitschig und alles, während im Haus nebenan das große Kettensägenmassaker stattfindet. Oder stellen Sie sich vor, Sie seien in London, und dort hören oder sehen Sie im BBC-Programm, dass es ungefähr eine Flugstunde entfernt eine europäische Großstadt gibt, die von einer mehrteiligen Maueranlage und allen möglichen anderen Sperren in Hälften geteilt ist‚ und sobald Leute von der einen Hälfte in die andere fahren wollen, kommen die, die von Westen nach Osten möchten, wahrscheinlich gar nicht erst hinein, während die anderen ganz bestimmt nicht hinausgelassen oder sogar einfach erschossen werden.

Wenn Sie schon einmal in einer richtigen Weltstadt waren oder vielleicht sogar selbst in einer leben, können Sie sich so etwas gar nicht vorstellen. Solche verdrehten Verhältnisse und die Sammlung kranker Köpfe, die sie geschaffen haben und sich immer noch mehr verdrehte Ideen einfallen lassen. Und dass es dann auch noch jemanden gibt, der diese Perversionen verwirklicht. Im Fall der alten DDR waren es nicht weniger als mehrere Millionen, während es nur ein paar Zehntausend brauchte, um dagegen so erfolgreich zu protestieren, dass die alte Tyrannei in kürzester Zeit auseinanderbrach.

Wenn man dann auch noch in meiner alten Nachbarschaft leben darf - in N.W.3 -, mit jemandem wie eben Prof senior‚ dem jüngeren Bruder meines Erzeugers, fällt es einem erst recht schwer, den ganzen Horror zu glauben. Wenn man mit aufgeklärten Menschen zusammen ist und von ihnen mehr oder weniger geprägt wird und alles, geht man nach einiger Zeit automatisch davon aus, dass es draußen nur vernünftige Menschen gibt. Man vergisst dann leider nur, dass man selber gar nicht mehr „draußen“ ist, sondern man sitzt im Elfenbeinturm.

Und genau da saß ich - sogar dann noch, als ich in Ostende blöderweise falsch abbog. In östliche Richtung, meine ich. Je weiter man auf dem Kontinent nach Osten vorstößt, desto seltener findet man Elfenbeintürme‚ in denen man ein zivilisiertes Leben führen könnte. Stattdessen gibt es dort jede Menge Wachtürme. Es gibt sie immer noch, nur früher konnte man sie auch gleich auf der Stelle erkennen - sie bestanden schließlich aus nacktem Beton. In der Zwischenzeit sind sie besser getarnt worden. Man steht direkt davor und kommt nicht im Traum auf die verdammte Idee, dass es ein Wachturm sein könnte. Man verkauft Ihnen das Ding als Freizeitpark oder als Sportanlage, und Sie müssen schon reichlich genau hinschauen, um die Überwachungsanlagen zu erkennen. Damit hat es schließlich auch noch etwas auf sich - man benutzt keine uniformierten Wächter mehr, die mit Ferngläsern ausgestattet sind; es wird jetzt mit fernbedienbaren Kameras gearbeitet. Und die Objektive bleiben selbstverständlich auch unsichtbar. Die meisten stecken vermutlich hinter Spiegeln - oder hinter Objekten, die auf den ersten Blick wie Spiegel aussehen. Sie werden überall angebracht, damit der einzelne Bürger sich möglichst oft selbst sehen kann - dass er DA IST, und wie großartig er wieder ausschaut in seinem neuen Zeug, das er grade eben wieder gekauft hat. Kaufen durfte. Und damit der einzelne Bürger nur sich selber sieht, sich selber selbst sieht und dadurch glaubt, ein Individuum und kein namenloser Angehöriger einer immer formloser werdenden Masse zu sein. Obwohl in Wirklichkeit genau das der Fall ist. Die Menschen werden zu verdammten Strichmännchen degradiert. In Spezialdemokratien erzieht man sie schon so, dass sie sich freiwillig selbst entmündigen.

Es hat damit zu tun, dass man es darauf abgesehen hat, eine individualistisch kultivierte Gesellschaft in eine kollektivistische umzuwandeln. Ich konnte mich in meinem Elfenbeinturm früher nur individuell entwickeln, weil für alles Massenhafte dort gar kein Platz war. Darum weiß ich genau, wie es ist, ein Individuum zu sein. Ich weiß genau, was das Original ist, und darum erkenne ich eine verdammte Fälschung‚ wenn ich sie sehe. Und, ohjunge‚ bekam ich vielleicht eine Menge Fälschungen präsentiert. Zuerst eben in Sie-wissen-schon-wo, aber mittlerweile laufen Sie schon überall herum. Wahrscheinlich werden sie an Fließbändern hergestellt. Alles‚ was Massen angeht, wird schließlich irgendwo an irgendwelchen Fließbändern hergestellt.

Wenn man in einer anderen Kultur lebt oder aus einer anderen Kultur kommt, kann man sich unmöglich vorstellen, dass sogar Schriftsteller so verdammt konformistisch sind und entsprechend gleichgeschaltet arbeiten. Dass sich fast alle zu Werkzeugen einer Ideologie machen lassen, meine ich. Aber so funktioniert das leider im deutschsprachigen Kulturraum. Dafür gibt es sozusagen einen Kronzeugen. Und zwar gibt es diesen ausgezeichneten Roman von Saul Bellow, der 1976 den Literaturnobelpreis bekam.

Der Roman heißt „Mr. Sammlers Planet“. Darin erklärt Bellow, warum die deutschsprachigen Intellektuellen und alle, die sich dafür halten oder ausgeben, eine derartige Angst vor allem haben, was als Kitsch durchgehen könnte. Ich las Miss Bildung und Miss Handlung daraus vor (und einigen anderen Kulturfunktionären selbstverständlich auch), und nicht zuletzt dadurch, ohne es zu ahnen, setzte ich mich auf ihre Abschussliste. Ich hätte einen ihrer Schwachpunkte berührt. Aber auch wenn diesen Funktionären und der übrigen Kulturmafia Saul Bellows Analyse mächtig gegen den Strich geht, ändert das trotzdem nichts an den Tatsachen. Die Analyse dieser Leute und ihres gemeinsamen Affen läuft darauf hinaus, dass sie Angst haben vor allem, was trivial ist - oder es wenigstens zu sein scheint. Saul Bellow hat sich seine deutschen Kollegen und die hundert Millionen Funktionäre und überhaupt diese großartigen Kulturleute und solche, die sich dafür halten, etwas genauer angesehen. Er schrieb den Roman in Chicago, also mehrere tausend Kilometer oder Meilen von Deutschland entfernt. Eine so große Entfernung bedeutet Sicherheit. Sicherheit davor, gewisse Leute gegen sich aufzubringen, nur weil man ihr kollektives Unterbewusstsein auf den Prüfstand gestellt hat. Sicherheit davor, dass sie einem hinterrücks den Hintern an die Wand nageln oder jemanden vorbeischicken, der plötzlich ins Zimmer stürmt und herumschreit: „Los, mitkommen, der Wagen steht unten!“

Es ist wirklich großartig. Ich meine, Saul Bellow hat genau ins Schwarze getroffen. Der Roman, in dem er bequemerweise seine Analyse der deutschen Verhältnisse untergebracht hat, heißt also „Mr. Sammlers Planet“, und dieser Sammler ist natürlich Bellows zweites Ich. Sammler alias Bellow überlegt: „...Es gibt bei den Deutschen auf intellektueller und kultureller Ebene eine Methode. Um sich von Rationalität und Kalkulation, Maschinerie, Planen und Technik zu erholen, betreiben sie besonders nachdrücklich Romantik bzw. Mythomanie, einen seltsamen ÄSTHETISCHEN FANATISMUS.“

Auch diese Romantik bzw. Mythomanie gleichen Maschinen:

Es gibt die ästhetische Maschine, die Philosophiemaschine, die mythomani­sche Maschine. Und, last not least, DIE KULTURMASCHINE.

„Maschinen“ gemeint im Sinne von „Systematik“.

„Jedes System erfordert zu seiner störungsfreien Funktion MITTELMÄSSIGKEIT. Das System als solches beruht auf ARBEIT.

Arbeit mit KUNST bzw. KULTUR verbunden ist Banalität...“

Und so geht das noch eine ganze Weile weiter. Es handelt sich eben um eine präzise Analyse oder Diagnose. Mittelmäßigkeit ist das Gegenteil von Größe - Größe wiederum ist Ausdruck von Individualität. „Maschinen“ funktionieren nur, wenn man sie zusammenschaltet, also kollektivistisch - das Gegenteil von individualistisch. Alle zusammengeschalteten „Maschinen“ ergeben das „System“ - im vorliegenden Fall: die deutsche Kulturmaschinerie. Bellows bzw. Sammlers Fazit lautet:

Jede Art von Individualität würde die Maschinerie bzw. das „System“ am Funktionieren hindern - am kollektiven Funktionieren. Und selbstverständlich am gemeinsamen Unglücklichsein. Sogar ihren berühmten Weltschmerz-Masochismus müssen sie in der Gruppe kultivieren.

Wenn Sie schon immer wissen wollten, warum „kultivierte“ Deutsche auf alles scheinbar Triviale hundert Prozent zuverlässig so reagieren wie fundamentalistische Puritaner auf die Titelseite von „Penthouse“, dann haben Sie jetzt ein wesentliches Problem weniger. Und falls Sie mir für diese Aufklärung einen Gefallen erweisen möchten, erzählen Sie einfach dem erstbesten dieser Kulturfunktionäre‚ egal ob in Spezialdemokratien oder sonstwo‚ irgendeinen Witz - die Chancen, darauf setze ich jede Wette, stehen ziemlich hoch, dass er auf der Stelle tot umfällt. Es bleiben schließlich immer noch genug Leute übrig, die krank sind im Kopf.

Es ist schon irgendwie grenzenlos verrückt. Ich meine, wenn man von auswärts kommt‚ zum Beispiel aus einer richtig großen, richtig alten Stadt mit einer ungebrochenen Geschichte, in der man diese Geschichte auch überall sehen und anfassen kann, und wo mehr als nur ein paar Leute Sinn für Humor aufbringen -, dann ist es schon irgendwie ganz verrückt, was man alles mit diesen verbissenen Kulturfunktionären erleben kann. Hier noch einmal Mr. Sammler alias Saul Bellow: „Das Banale stellt die REGEL bloß‚ die MACHT der METHODE sowie die UNTERWERFUNG (der Funktionäre) unter die Methode.“

Das ist nichts weniger als eine richtige Offenbarung. Worauf es hinausläuft ist wirklich eine Offenbarung der unbewussten Gründe, warum die Leute, die in Deutschland das Kulturgewerbe managen, so absolut hysterisch reagieren, wenn man in ihrer Gegenwart riskiert, auch nur eine Spur von Individualität zu zeigen. Weil sie eben so unglaublich mittelmäßig sind und ständig alles blockieren, was nicht an ihre Maschinerie angeschlossen ist und darum nicht zu ihrem System gehört. Und warum sie sich in die Hosen machen vor Angst, es könnte irgendwie herauskommen‚ DASS SIE SO SIND - denn besonders draußen in der Welt darf es schließlich niemand erfahren. Wenn man in anderen Ländern erst einmal spitzkriegt‚ dass sie, die deutschen Kulturfunktionäre, eine Maschinerie betreiben, die IM PRINZIP nicht anders funktioniert als das System in der Nazizeit, in dem jeder, der nicht dazu gehörte und auf seiner Unabhängigkeit bestand, an die Wand gestellt werden konnte. Und dass sie sich nur deshalb in den Medien und vor der Öffentlichkeit so aufblasen, weil sie dadurch von ihrer verdammten Mittelmäßigkeit ablenken wollen.

Ihnen ist klar: Wenn DAS bekannt wird, sind sie geliefert.

Immerhin haben sie ewig und drei Tage lang an ihrem Image gebastelt. Und ihre Freunde in den Medien haben ihnen reichlich bereitwillig dabei geholfen. Ihre Freunde in den Medien, die genauso bereitwillig jeden fertigmachen, der nicht die kollektivistische Linie vertritt, weil er eben ein Individuum ist und es auch bleiben will.

Das ist der einzige verdammte Spaß, zu dem sie fähig sind in ihren verdrehten Köpfen: Intrigen und Fertigmachen. Wenigstens kann man Statistiken auf­stellen. In ihnen steht zum Beispiel, dass nur ein eher kleiner Teil deutschsprachiger Romane und Stories und alles in andere Sprachen übersetzt wird, weil sich das Material in anderen Ländern einfach nicht verkaufen lässt. Das kann ich verdammt gut verstehen. Ich meine, ich möchte wissen, warum sich die Menschen in anderen Ländern und Kulturen mit Literatur herumschlagen sollen, also mit deutschsprachigen Büchern, die nach einer Variation des Arier-Gesetzes der Nazis entstehen: 100% „REIN“, das heißt „ARISCH“ im Sinne der Nazi-Gesetze, sind nur Bücher mit möglichst komplizierten, am besten unverständlichen Texten. (Und die entsprechenden Autoren sitzen als die reinsten aller reinen Litarier selbstverständlich auch auf den höchsten Thronen in der Litarier-Walhalla.)

Das System ist selbstverständlich so tief wie möglich mit PHILISOPHIE und WELTANSCHAUUNG abgestützt. Diese Leute müssen sich schließlich den Rücken freihalten. Wer irgendetwas dagegen sagt, ist sowieso nur ein Untermensch und kann genauso gut gleich um die Ecke gebracht werden. Jemand, der einfach nur gute Unterhaltungsromane schreiben will, oder Kinderbücher ohne PÄ-DA-GO-GI-SCHEN ANSPRUCH, ist lebensunwertes Leben und in der „Maschinerie“ schätzungsweise soviel wert wie 1944 ein Güterzug voller Leute, die Goldblum oder Bernheimer hießen. Soviel zum unbewussten Motiv dieser Maschinisten für ihr rund um die Uhr mobilisierbares „antifaschistisches Engagement“ - nichts als Verdrängung und Projektion. Und es funktioniert natürlich auch wie eine verdammte Maschine.

Die Hölle ist hier und jetzt

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