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Die innere Architektur des I Ging

Nach diesem ausführlichen Exkurs zum geistigen Überbau dieses Buches komme ich nun zurück zu den Konzepten, die für die konkrete Anwendung des I Ging eine Rolle spielen.

Yin und Yang

An der Basis steht das uralte polare Konzept von Yin und Yang. Alles, was im Universum geschieht, geht auf diese beiden Urkräfte zurück. Dabei steht Yin für die weibliche Qualität des Kosmos, Yang für das Männliche. Yin wird dargestellt als durchbrochener, Yang als durchgezogener Strich. Da beide Aspekte ständig in Bewegung sind, verwandeln sie sich immer wieder ineinander. Damit gibt es neben dem ruhenden „jungen“ Yin bzw. Yang noch die beiden „alten“ Wandlungsphasen, die dazu tendieren, in den anderen Pol umzuschlagen.


Die Trigramme

Yin und Yang offenbaren sich auf drei kosmischen Erfahrungsebenen, die durch ein vertikales Linienmuster codiert werden: Die Erde (untere Linie) verkörpert den sinnlichen, irdischen Aspekt des Lebens; der Himmel (obere Linie) steht für den spirituellen Aspekt, den Sinn; in der Mitte dazwischen, als Verbindung von Himmel und Erde, steht der Mensch mit seinem Bedürfnis nach Kommunikation und Verbundenheit. Wenn die beiden polaren Kräfte Yin und Yang sich in diesen drei Sphären manifestieren, entstehen 2³ Konfigurationen, also 8 Dreiergruppen – die Trigramme (auch: Halb- oder Teilzeichen). Das I Ging betrachtet sie als die Grundbausteine des Lebens und benennt sie nach archetypischen Elementen der Natur: Himmel, Erde, Donner, Wind, Wasser, Feuer, Berg und See.


Die acht Trigramme des „Pa Kua“


Die Hexagramme

Unser menschliches Erleben schwingt zwischen zwei Bewusstseinsebenen (analog zu den Hirnhemisphären), die wiederum jeweils durch ein Trigramm dargestellt werden. So entsteht die aus zwei Trigrammen zusammengesetzte Hexagrammform, die sich in sechs übereinander liegenden Strichen von unten nach oben aufbaut. Das untere Trigramm gilt als das innere und steht für den Körper, die (unbewusste) Innenwelt, unsere Einstellung zu uns selbst. Das obere und äußere Trigramm repräsentiert Tagesbewusstsein und Außenwelt. Damit vereinigt jedes Hexagramm die inneren und äußeren Ebenen der Wirklichkeit.


Die Kombination aller acht Trigramme ergibt 8² Möglichkeiten - die 64 Hexagramme mit ihren insgesamt 384 (64x6) Linien. Sie veranschaulichen die Fülle aller nur erdenklichen menschlichen Situationen und Fragen (alles in allem kann das I Ging 64 x 64, also 4096 verschiedene Antworten geben).

Diese Hexagramme sind keine statischen, sondern fließende, dynamische Muster. Jedes trägt einen anderen Namen und beschreibt einen anderen Wandlungszustand im großen Fluss des Tao. Ihre tiefere Bedeutung eröffnet sich in den beigefügten Naturbildern und Deutungen, weiterhin in den Ausführungen zu den einzelnen Wandlungslinien. Dabei wurden die ursprünglich sehr knappen Botschaften des Urtextes bereits in der chinesischen Originalversion durch ausführliche Kommentare ergänzt und erklärt.

Strukturanalyse

Die gelehrten Männer, die über die Geschichte hinweg das I Ging erforschten, prüften diese 64 Strichmuster nach verschiedensten Kriterien: Sie beobachteten das Verhältnis der beiden Trigramme zueinander, sie betrachteten Faktoren wie die Bewegungsrichtung der Halbzeichen und Kernzeichen, sie fragten nach der Botschaft des „lauernden Gegenzeichens“. Sie untersuchten die so genannten prägenden Linien jedes Hexagramms und die Beziehung der sechs Linien untereinander. Bei den Wandellinien spielt es eine Rolle, auf welcher Position sie sich befinden, ob sie einen korrekten Platz einnehmen oder nicht, ob sie im Kommen oder Gehen sind…

Die Ergebnisse dieser Untersuchungen habe ich in meine Texte einfließen lassen, aber nicht explizit ausgeführt. Das I Ging kann auch problemlos angewendet werden, ohne dass man sich mit diesen hoch komplizierten Analysen befasst (Wer tiefer in die innere Architektur des I Ging eindringen möchte, den verweise ich auf die Arbeiten von Wilhelm, Adrian und van Osten).

I Ging

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