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Sol Guard vs. Duquette

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~8~

*** 05:40 Uhr ***

*** Kap Rosa, Sektor E, Tower 4 ***

Skyrock-Inspektor Edwin Duquette fegte in das Herz der Sol Guard-Zentrale wie die leibhaftige Hiobsbotschaft.

Triumph glühte in seinen eisgrauen Augen. Er war ohnehin mit dem Plan angetreten, Isherhill und dessen überbezahlte Pseudo-Schutzfirma unter Druck zu setzen. Deshalb hatte er vor kurzem die Datenverarbeitung aufgesucht, um sich einen Überblick zu verschaffen. Doch jetzt, nach Einsicht der Sicherheitsprotokolle, vermochte er diesem Haufen von Versagern so richtig Feuer unter den Ärschen machen.

Seine Beweise bestätigten, dass die Sol Guard eine erhebliche Anzahl der Zwischenfälle in letzter Zeit hätte verhindern können, wäre sie mit Kompetenz vorgegangen. Und der kritischste aller Vorfälle, der in Mine C vor einer knappen Stunde, galt als Paradebeispiel dafür, welche Schlamperei in den sensiblen Bereichen der Kristallbestände herrschte – sogar ein Blinder konnte sich da unten Zutritt verschaffen. Es befriedigte Duquette, die Auswirkungen einer so groben Fahrlässigkeit heute Morgen live mitzuerleben. Zudem hatte er eine alte Rechnung mit Isherhill offen. Wenn er ihn durch die Mangel gedreht hatte, würde der Mann seine Karriere bei der Sol Guard an den Nagel hängen können.

Vor Duquette öffnete sich die Tür zur Chefetage. Er marschierte in den ovalen Hauptkommandoraum, in dem die Hektik der Computerspezialisten zur Tagesordnung gehörte und das Summen der Unterhaltungen einem Bienenstock glich. In der Mitte des Raumes thronte in erhöhter Position sein Ziel, das kapselartige Büro des »Senior Chief of the Guard« Simon Isherhill.

Er steuerte eine der beiden Treppen an, die zu dem Büro hinauf führten. Eine schlanke Frau Mitte zwanzig, die braune lange Haare und ein VidCom an der Schläfe trug, fing ihn lächelnd ab.

»Guten Morgen, Mr. Duquette. Mein Name ist Angelica Anderson, ich bin die Leitende Assistentin von Chief Isherhill. Wir haben Sie bereits erwartet, Sir. Mein Boss wird in Kürze für Sie da sein und hat mich gebeten, mich solange um Sie zu kümmern, bis …«

»Ms. Anderson«, giftete Edwin Duquette die Frau an, »Ihre Zuwendung interessiert mich einen Dreck! Ich bin nicht gekommen, um mich von Ihnen unterhalten zu lassen, sondern um Ihren Boss zu sprechen. Jetzt!« Seine Nasenflügel blähten sich und seine Mundwinkel zuckten vor Verachtung.

Einige Mitarbeiter der Abteilung drehten die Köpfe.

Angelica schluckte, zwang sich jedoch zur Freundlichkeit. »Natürlich, Sir. Wie Sie wissen, fand ein Sicherheitsbruch in Mine C statt, der uns aktuell beschäftigt. Chief Isherhill brieft in Kürze den Teamführer, der in dem Fall ermitteln soll … eine Unterredung von enormer Wichtigkeit. Bitte haben Sie Verständnis für unsere Arbeitsabläufe, die schließlich im Interesse der Company …«

Weil Isherhills Assistentin keine Anstalten machte, den Weg für freizugeben, baute sich der Inspektor von Angesicht zu Angesicht vor ihr auf. Sein feindseliges Mienenspiel füllte ihr Blickfeld aus. »Ich brauche erstens keine Belehrung von Ihnen, was im Interesse meines Arbeitgebers liegt und was nicht, Ms. Anderson«, zischte er. »Und zweitens gebe ich mich nicht mit niederen Assistentinnen ab. Wenn Sie mir nicht sofort Platz machen, feuere ich Sie kraft meiner Befugnisse und sorge dafür, dass Sie weder auf dem Mond noch auf der Erde jemals wieder eine Anstellung im Sicherheitsbereich finden. Haben wir uns verstanden?!« Er funkelte sie an.

Angelica Anderson verging das Lächeln. Verstört trat sie beiseite und wies auf das Büro ihres Chefs.

Duquette rauschte an ihr vorbei und erklomm die geschwungene Treppe, bis er das Türkraftfeld erreichte. Da sein MindCell die Zugangsberechtigung für hochkritische Bereiche wie diesen enthielt, dachte er gar nicht daran, den Summer zu betätigen. Das Feld öffnete sich, und er trat ein.

Im Zentrum dieses runden Raumes im Raum, in dem ein Übermaß an Holo-Bildschirmen leuchtete, saß ein Mann, der aufgrund seines gewellten, hellbraunen Haars und des Kinnbarts wie die Personifizierung eines britischen Gentlemans wirkte. Er führte eine Unterhaltung mit einem ebenso anwesenden Sol Guard-Beamten, verglich Infodateien und erteilte präzise Instruktionen. Ihn umgab eine Aura der Ruhe im Chaos des Ausnahmezustands. Die Art von Ruhe, der eine gewisse Distanz anhaftete. Doch davon hatte sich Duquette nie täuschen lassen. Isherhills leidenschaftliches Engagement und seine Integrität räumten alle Zweifel an seinen Führungsqualitäten aus und sicherten ihm in höchstem Maße den Respekt seiner Untergebenen.

Der Senior Chief of the Guard unterbrach sein Gespräch, wandte sich dem indiskreten Störenfried zu und zog die Augenbrauen hoch. »Guten Morgen, Edwin. Wenn ich mich recht entsinne, wurdest du über die Wichtigkeit des Briefings informiert, das ich demnächst führen mu…«

»Deine eifrige Assistentin kann das erledigen, Simon!«, blaffte Duquette. »Du hast im Moment andere Sorgen. Schick den Mann raus … wir haben jetzt zu reden!«

Simon Isherhill erhob sich. »Bitte lassen Sie uns allein, Rubensteen. Richten Sie Angelica aus, sie möchte Nevis Korvalinski verständigen. Er ist mit den Details vertraut und kann Lester ebenfalls in den Fall einweisen.«

Der angesprochene Beamte nickte und verließ das Büro. Dabei drang der Lärm aus der Kommandozentrale herauf, dann herrschte wieder Stille.

Isherhill bot Duquette einen Stuhl an.

Der Inspektor der Company genoss seine Machtposition und ließ sich Zeit, um von der Tür zu dem Schwebesessel am Schreibtisch zu gelangen. Während er mit gekünsteltem Interesse den Raum bewunderte, umspielte ein Lächeln seine Lippen, das vor Überheblichkeit triefte. Eine Begrüßung hatte er sich bewusst gespart.

»Also, Simon … ich muss zugeben, du hast es weit gebracht in den letzten fünf Jahren. Ist erstaunlich, wie man gerade in der Sicherheitsbranche durch Heuchelei so lange auf der Erfolgsschiene fahren kann. Denn darin warst du ja schon immer geschickt gewesen … andere Leute zu manipulieren und auszubooten, nicht wahr? Oder sollte ich ›andere Kollegen‹ sagen?«

Simon Isherhill war zu sehr Profi, um seine Gelassenheit zu verlieren. Duquette hatte seine Bosheit noch nie im Zaum halten können, und auch jetzt blieb der Skyrock-Inspektor demonstrativ stehen und versprühte Blicke der Feindseligkeit. Die gebeugte Statur, die wie in Stein gemeißelten Gesichtszüge und das schwarze, zurückgekämmte Haar – all das erinnerte Isherhill an einen Raubvogel, der bereit schien, hinab zu stoßen.

»Wie du dich bestimmt erinnerst, Edwin, waren wir damals zwar Kollegen, aber auch Konkurrenten. Wir standen in der Agency auf einer Dienstrangstufe. Und du hast das Gleiche versucht wie ich, nämlich beruflich aufzusteigen. Also haben wir beide um den Sonderposten gekämpft, doch nur einer konnte der Sieger sein … das war von vornherein klar gewesen.«

Isherhill hatte bis eben die Hände in den Taschen seiner Uniform stecken gehabt. Nun verschränkte er die Arme vor der Brust und fixierte Duquette. »Offensichtlich hast du deine Identitätskrise noch immer nicht überwunden und trägst mir meinen Erfolg bis zum Ende unserer Tage nach. Das ist bedauerlich, insbesondere, weil du Wert auf deine Märtyrerrolle zu legen scheinst. Doch wenigstens hast du auf einem anderen Gebiet etwas erreicht … du arbeitest für die Company. Geht es dir zu dieser frühen Morgenstunde Stunde darum? Oder möchtest du über alte Zeiten plaudern? Letzteres kann ich definitiv nicht einrichten.«

Die Sticheleien des Sol Guard-Leiters zeigten Wirkung. Edwin Duquettes Lächeln gefror. Er stützte sich auf der Tischplatte ab.

»Da hast du recht, mein lieber Simon! Ich bin gewiss nicht hier, um mich von dir beleidigen zu lassen, sondern weil mein neuer Arbeitgeber deine Firma in Verdacht hat, ineffizient zu arbeiten. Im Klartext: Ihr baut hier in letzter Zeit mächtig Scheiße und verliert den Kap Rosa-Auftrag, wenn ich zu der Überzeugung komme, dass sich daran in naher Zukunft nichts ändert. Besonders ausgeprägt wird mein Urteil über deine Verhaltensweise bei meinen Ermittlungen ausfallen. Kooperierst du und gewährst mir lückenlos Einsicht in eure Arbeitspraktiken, sehe ich keine Probleme auf dich zukommen.« Duquette lächelte wieder. »Aber wenn ich ehrlich sein soll, fände ich das todlangweilig. Ich hoffe inständig, du versuchst mich durch Lügen zu täuschen, denn ich grabe mit Freuden die unbequemen Leichen aus, die bei deiner Firma im Keller liegen. In dem Zusammenhang mache ich dich auf meine Weisungsbefugnis aufmerksam. Widersetzt du dich meinen Befehlen oder versuchst meine Entscheidungen zu sabotieren, lasse ich dich die Konsequenzen spüren und du wirst dir wünschen, diese Stelle niemals angetreten zu haben. Das garantiere ich dir!«

Duquette richtete sich auf. Euphorie und Genugtuung berauschten ihn wie ein Drogen-Cocktail. Er hatte sich Jahre auf eine derartige Kampfansage gefreut und war nun am Ziel.

Simon Isherhills Gesicht glich einer Maske. In seiner Stimme schwang Unsicherheit mit. »Wenn du deine Position und Ermittlungen für eine persönliche Vendetta nutzen willst, lässt sich daran nichts ändern. Ich für meinen Teil werde Gefühle aus der Sache heraushalten und mich im Interesse meiner Firma nicht auf ein Kräftemessen mit dir einlassen. Daher gebe ich dir alle Informationen, die du benötigst. Du kannst auf meine volle Unterstützung zählen … solange ich nicht gegen das Wohl der Sol Guard oder der Stadt handele. Wir haben nämlich nichts zu verbergen. Uns traf lediglich eine Verkettung unglücklicher Zufälle. Auch wenn du das anders sehen möchtest.«

Der Inspektor trat während Isherhills Rechtfertigung an die Schnittstelle des Hauptcomputers heran und übertrug eine Reihe von Daten von seinem PDA-Armband, woraufhin der Holo-Bildschirm eine Überwachungsanalyse darstellte.

»Du fängst schon damit an, deinen Kopf aus der Schlinge rauszureden, Simon. Darauf habe ich gewartet. Nur hast du keine Chance, weil deine Tricks bei mir nicht ziehen. Ihr habt Dreck am Stecken … jeder Einzelne hier, und das werde ich beweisen! Ich hatte bereits Einblick in eure Datenbank und die Personalakten. Beginnen wir also mit dem Versagen der Sol Guard am heutigen Morgen in Mine C. Und danach teile ich deinen Angestellten in einer Konferenz mit, wer jetzt das Sagen hat!«

Der Triumph in Edwin Duquettes Augen kannte keine Grenzen.

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