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Gertrude

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Gertrude hat den Bruder ihres verstorbenen Ehemanns geheiratet, eine im Elisabethanischen Zeitalter in den Augen der Kirche als inzestuös geltende Verbindung (siehe zur Inzestfrage das Kapitel 5: »Quellen und Kontexte« dieses Lektüreschlüssels, S. 84–86). Gertrude ist in vieler Hinsicht eineEine rätselhafte Frau rätselhafte Frau. Es hat den Anschein, dass sie einfach ihren Wünschen folgt, allerdings ohne Wissen um das Böse, das sie umgibt. Dafür spricht ihre Reaktion auf das ›Spiel im Spiel‹: Sie ist vor allem darüber erbost, dass Hamlet seinen Onkel verletzt hat, und scheint von den wahren Zusammenhängen nichts zu ahnen. Das lässt vermuten, dass sie an der Ermordung ihres Mannes unbeteiligt gewesen ist. Es ist nicht eindeutig, zu welchem Zeitpunkt ihr Verhältnis mit Claudius begonnen hat. Zwar spricht der Geist von seinem ›ehebrecherischen‹ Bruder, aber das kann auch bedeuten, dass die Eheschließung in den Augen des Geistes einem Betrug gleicht. Darüber hinaus ist auch die Vermutung plausibel, Gertrude habe nach dem Tod ihres Mannes ihren Schwager aus Bequemlichkeit und aus dem Wunsch, sich nicht vom Zentrum der Macht entfernen zu müssen, geheiratet. Es ist übrigens nicht klar, wie sehr sie ihren neuen Mann liebt, denn nirgendwo drückt sie ihre Gefühle für ihn aus. Auch Claudius gibt seine Gefühle für Gertrude an keiner Stelle glaubhaft preis.

Gertrude schweigt auch zur moralischen Frage des Inzests. Hamlets unkontrollierte Auslassungen über ihr angebliches Vergehen (III,4, V. 144–165) unterbricht sie mit dem Ausruf »O Hamlet, thou hast cleft my heart in twain.« (III,4, V. 156), der eher die Unmöglichkeit, gleichzeitig ihrem Sohn und ihrem Ehemann gerecht zu werden, als ein Schuldbewusstsein ausdrückt.

In der Schlussszene trinkt Gertrude aus dem vergifteten Becher – wohl unwissend von seiner Tödlichkeit. So wird sie Opfer des tragischen Geschehens. Gertrude scheint eher eine naive Mitläuferin als eine Verbrecherin zu sein.

Hamlet von William Shakespeare: Reclam Lektüreschlüssel XL

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