Читать книгу Four on Level 4 - Anna Schag - Страница 7

Оглавление

2 Prolog

Am Ufer eines Sees spiegelte sich ein Kubus aus Stahl und Glas im flachen Wasser. Das war das zentrale Forschungszentrum von Ziggedorn-Electronics Potsdam, aber das sollte sich bald ändern. Die wichtigsten Abteilungen, darunter auch die geheimen, zogen um nach Koppelitz, einen hübschen Kurort im nördlichen Brandenburg.

Senta Seigut genoss ihr Leben. Sie hatte eine Sicherheitsfreigabe der Stufe eins. Niemand in der realen Welt hätte von ihrem Gehalt zu träumen gewagt. Sie liebte Potsdam, seine Schlösser und großzügig angelegen Gärten, aber Koppelitz war ebenso schön. Dort gab es alles, was sie sich wünschte: frische Luft, Natur und saubere Seen, und die Firma hatte ihr eine hübsche Wohnung im Grünen besorgt. Was wollte sie mehr? Und im Moment stand das Wochenende vor der Tür.

Tom Pietsch, ihr Boss, sah ein wenig zerzaust aus. Er hatte ihr Blumen mitgebracht und handgefertigte Pralinen in einem Holzkästchen. „Für meine treue, wunderbare Mitarbeiterin ein kleines Dankeschön“, hatte er erklärt. Das kam überraschend und Senta war sprachlos. Wäre sie zwanzig Jahre jünger gewesen, sie hätte sich Hals über Kopf in ihn verliebt. Aber Tom war längst vergeben und hatte eine entzückende Tochter, die Emily hieß. Es war nicht lange her, dass er sie ein paarmal mitgebracht hatte: „Meine jüngste Mitarbeiterin. Unsere KI (Künstliche Intelligenz) braucht jemanden zum Unterhalten und Spielen.“ Erst zu Hause war Senta plötzlich der Verdacht gekommen, dass das kein Witz war und das DING sich vielleicht wirklich unterhalten und spielen wollte.

Später ließ sie Salim Quant rein und brachte den beiden Kaffee und arabische Kekse mit Dattelfüllung. „Bitte niemanden durchstellen und nicht stören“, hatte Tom gesagt und Senta überkam das unbestimmte Gefühl, dass irgendwas im Busch war.

Die letzten Wochen waren anstrengend gewesen. Tom hatte Stress mit der Firmenleitung und sie hatte den Chef Dr. Ziggedorn persönlich kennengelernt. Eine unerfreuliche Sache war das gewesen – aber heute lächelte Tom; er und Salim Quant wirkten feierlich und gelöst, als stünde eine große Sache bevor.

Außer Tom war Senta die einzige, die die Labortür allein öffnen konnte. Für alle anderen galt, dass sie ihre Karten gleichzeitig zu zweit durch Lesegeräte ziehen mussten. Hinter dieser Tür arbeitete er an dem DING, das offiziell in der Kategorie Satelliten geführt wurde. Tom hatte ihm den Namen Eliza gegeben. Senta fand das niedlich.

Salim Quant war diesmal mit einer Melone auf dem Kopf erschienen. Senta hielt ihn für einen exzentrischen, aber zweifellos genialen Wissenschaftler und ließ ihn passieren. Außer ihm und Tom wusste vermutlich niemand genau, wie das DING Eliza im Detail aussah. Es steckte hinter einer Abschirmung zwischen einer Unzahl von computergesteuerten Roboterarmen und Kabelbäumen von der Dicke von Elefantenbeinen.

Senta fuhr ihren Computer runter und sah auf die Uhr. Tom hatte sie an einem Freitag noch nie auf ihren Feierabend warten lassen. Eine Weile saß sie unschlüssig herum. Dann zögerte sie nicht länger und ging nachsehen, was mit den beiden war.

Fürs ungeübte Auge war alles beinah unverändert. Nichts bewegte sich hinter der Abschirmung, kein einziges Geräusch war zu hören, und es roch ein bisschen nach Ozon, wie verbrannte Elektrizität.

Von Tom Pietsch, Salim Quant und dem DING Eliza keine Spur.

Senta lief planlos durch die kleine Halle. Das elektrische Schiebetor war nicht geöffnet worden, und um den Satelliten hinauszurollen hätte man den Teilchendetektor wegschieben müssen, der im Weg stand. Senta lief zum Fenster und sah hinaus. Draußen regnete es leise, und Fliederbüsche schimmerten weiß und lila. Ihr Blick glitt darüber hinweg und suchte nach einer Erklärung auf dem See. Was hatte sie erwartet? Ein Boot mit Tom Pietsch, Salim Quant und dem DING Eliza? Sie sah auf zum Himmel, aber außer grauen Wolken und ein paar Möwen wirkte er trist und leer. Über der ganzen Szenerie lag eine unwirkliche Stille. Senta seufzte und wandte sich um. Vor der Abschirmung stand der Metalltisch, an dem Tom und sein Besuch gerade noch gesessen hatten. Sie blickte auf zwei halbe Becher kalt gewordener Kaffee und Teller mit Kekskrümeln.

Das ist unmöglich, war ihr erster klarer Gedanke und vage schwante ihr, was für Konsequenzen das haben würde.

Four on Level 4

Подняться наверх