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Dezember Robert:

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„Pizzaschnitte? Alma hat auch eine Pizzaschnitte gegessen.“

Sie war auf 180, dort am anderen Ende der Leitung.

Ich hörte sie laut einatmen. „Ich zünde ihm den Arsch an. Der wird mich mal kennenlernen.“

„Bitte bleib jetzt cool“, versuchte ich, Anne zu beruhigen. Ich musste meine Gedanken sortieren.

„Das letzte, was wir jetzt brauchen können ist ein unüberlegter Schnellschuss.“

Sie atmete tief durch.

„Überleg‘ doch mal. Wir haben wenig, eigentlich fast nichts, in der Hand. Und wenn wir sie hochgehen lassen wollen, dann richtig, oder?“

Noch immer keine Widerrede.

„Wir haben sie weder in flagranti erwischt, noch wurden sie Hand in Hand gesehen. Alles was wir haben sind diese Mails. Und das Wissen daraus, dass sie sich regelmäßig heimlich treffen und essen gehen. Er fährt sie von der Arbeit heim und so wie es aussieht, scheint ein größeres Interesse zu bestehen. ‚Ich möchte mit dir essen gehen, weil ich gerne mit dir zusammen bin und Spaß habe‘. So eine Scheiße.“

„Ja, aber er betrügt mich doch.“

„Du weißt das. Ich weiß es. Aber wir haben keine Beweise.“

Ich überlegte. Anne war in diesem Zustand eine tickende Zeitbombe. Mit ihrer ganzen Emotionalität und ihren klaren Vorstellungen würde sie vermutlich die Sache zum Platzen bringen und die beiden warnen.

Nein. Ich wollte wissen, was hier wirklich vor sich ging. Betrog mich meine langjährige Partnerin? Alma war sehr geradlinig und ich konnte mich bislang mehr als 150% auf sie verlassen. Mit jemandem etwas anfangen, das würde sie nie tun. Oder irrte ich mich? Ich würde meine Hand dafür ins Feuer legen, aber auch verbrennen?

Jetzt kamen erste Zweifel in mir auf, ohne dass ich diesen Gedanken zulassen wollte. Nutzte sie ihre Arbeitszeit für anderes? Immer wieder war sie länger im Büro, als nötig oder war noch kurz in Stuttgart shoppen, ohne etwas mitzubringen und kam Stunden später nach Hause. Damit brachte sie mich immer mal wieder in Schwierigkeiten, denn wenn sie nicht da war, dann konnte ich keine Termine wahrnehmen. Und die Kinder immer bei Anne parken? Klar war das spaßig für die Kinder, aber auf die Dauer keine Lösung, selbst wenn Anne immer wieder beteuerte, dass es für sie kein Problem darstellte.

Die Vorstellung wollte noch nicht in meinen Kopf: Solange ich die Kinder versorgte, ging sie mit dem Nachbarn essen!

„Weißt du, was mich an dem ganzen am meisten stört?“, fragte ich Anne. „Wenn sie sagen würden, dass sie sich zum Essen treffen, dann wäre da nichts dabei, oder? Wieso also heimlich?“

Anne wurde schroff.

„Es geht hier nicht darum, ob sie miteinander essen. Lies doch die Mails genauer. Die zwei verarschen uns und das stinkt zum Himmel.“

„Und genau deshalb sollten wir jetzt nichts unüberlegtes tun“, konterte ich.

„Robert, ich muss dir was erzählen, was mit gerade einfällt. Du erinnerst dich, als Alma nach Sydney flog, um ihre Schwester zu besuchen?“

Klar erinnerte ich mich daran. Aber das letzte, das ich wollte, war daran denken zu MÜSSEN.

„Wenn ich daran denke, könnte ich mich wieder aufregen.“

„Ich weiß, aber damals hatte ich ein Erlebnis mit Gerhard, das mir jetzt wieder in den Sinn kommt. Als Alma abflog hatten wir einen Tag frei. Die Kinder waren bei meinen Eltern.“

„Du, jetzt bitte keine Vögelgeschichte.“, versuchte ich die Situation aufzuheitern.

„Nein. Ich weiß gar nicht mehr, was wir machten. Aber ich erinnere mich noch daran, dass es spät war, als wir ins Bett gingen und gerade als ich am Einschlafen war, meinte Gerhard, dass Alma jetzt wohl in Abu Dhabi wäre. Ich wusste nicht mal, dass sie über Arabien flog, ging immer von Singapur aus. Die fliegen doch alle über Singapur, sagte ich zu ihm und er stand auf und ging in Inas Zimmer und schaute auf dem Globus nach, wo Abu Dhabi wäre und stellte dann fest, dass Alma jetzt nur noch über Wasser fliegen würde bis Sydney.“

Ich schluckte.

„Und damals dachte ich, dass er spinnt, dass sein Interesse der Geografie galt. Trotzdem verstand ich nicht, was ihn das um diese Uhrzeit interessierte. Aber im Zusammenhang mit diesen Mails bekommt das ganze doch eine andere Wirkung, findest du nicht?“

Was mir Anne sagte, klang merkwürdig, aber ich verstand.

„Du denkst, dass sie damals schon in Kontakt waren? Das kann ich mir nicht vorstellen.“

Ich wurde nicht schlau aus Anne. Sie stellte eben eine These in den Raum, an die sie im nächsten Moment selbst nicht mehr glaubte.

„Wir sollten das beobachten. Ich glaube es ist wenig sinnvoll, wenn wir wild spekulieren. Alma hat alle Mails auf ihrem Rechner. Lass ihnen die Sicherheit, wir würden nichts wissen. Ich kann jederzeit nachschauen. Ich will wissen, was hier wirklich los ist und du solltest nichts Unüberlegtes tun.“

Anne zögerte kurz.

„Ja, vielleicht hast du Recht.“

„Bestimmt sogar. Bitte lass uns besprechen, was wir tun und zwar bevor wir es tun. Wir sollten den beiden immer einen Schritt voraus. Okay?“

„Okay.“

Ich weiß nicht, warum ich diesem Okay nicht glauben wollte.


Vervögelt

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