Читать книгу Die Taxi-Fibel - Bernhard Faaß - Страница 8

3 Allgemeines

Оглавление

Wie komme ich an ein Taxi, wenn ich eines brauche?

Ein Taxi aufhalten.

Eine der ältesten, einfachsten und unmittelbaren Me­thoden ist das Aufhalten eines Taxis an der Straße, in dem man dem Wagen bzw. dem Fahrer winkt.

Wobei wir bei einer der wichtigen Fragen des Gewer­bes, genauer gesagt der Fahrgäste sind.

Ja, dem Taxifahrer werden viele Fragen gestellt. Auch viele, die er nicht beantworten kann. Welche, die nie­mand beantworten kann. Viele sinnlose, persönliche Fragen und auch zum Taxibetrieb selbst. Zum Tarif und so weiter. Zu intimsten Lebensumständen des Fahrgas­tes wird er befragt, gerade im aktuellen Zusammen­hang, wenn dem Fahrgast etwas auf der Seele liegt, es eben erst Streit mit der oder dem Liebsten gab. Denn bald lernt man: Es gibt nichts, was es nicht gibt.

Einige sagen dem Taxifahrer aufgrund seiner vom Fahrgast unterstellten Erfahrung psychotherapeutische Fähigkeit und sogar Weisheit nach.

Bei so vielfältigen Themen wundert man sich, dass sich eine der noch immer am häufigsten gestellten Fragen im Taxi um den mitunter einfachsten Zusammenhang dreht:

Wann ist das Taxi frei? Wenn das Licht leuchtet, oder wenn es aus ist?

Das ist doch klar, sagen Sie? Viele werden jetzt den­ken: Ja, wirklich blöd. Das ist doch ganz offensichtlich. Trotzdem spuken beide Antworten als richtig im Kopf vieler Leute herum. Dabei hat jeder ein gutes Argu­ment parat, das seine Wahl die zutreffende ist.

Die Begründungen könnten abenteuerlicher nicht sein, selbst bei der an sich richtigen Antwort.

Eine junge sehr liebenswürdige Dame versuchte das Rätsel mit ihrem ebenso unwissenden Begleiter zu lösen, um nach einigem Hin und Her schließlich zur Überzeugung zu gelangen, das leuchtende Licht zeuge zweifelsfrei von einem besetzten Taxi. Der Fahrer freue sich über die Fahrt und tat dies mit Hilfe des leucht­enden Taxi-Zeichens der Welt kund. Genauso plausibel erschien das ausgeschaltete Licht die trübe Stimmung mangelnder Beschäftigungslage zum Ausdruck zu brin­gen. Durchaus schlüssig und dem lebensfrohen Persön­lichkeitsbild der hübschen Dame gemäß. Nur leider falsch. Eine in der grausamen Welt profitorientierter Gewerbewirtschaft vordringliche Neigung zu Market­ingmaßnahmen hat sich im beidseitigen Interesse von Kunde und Anbieter den Aufmerksamkeitsaspekts eines Lichtes ausgesucht, im bereiten Zustand damit auffälliger zu wirken, das Angebot zu verdeutlichen und so weit wie möglich für potentielle Auftraggeber sichtbar zu werden. Das Löschen des Lichtes im Besetzt-Zustand zieht dieses Angebot zeitweise zurück. Nach Ende der Fahrt erstrahlt es erneut.

Im logischen Schluss daraus macht es Sinn einem Taxi zu winken, dessen Licht leuchtet. Denn das ist ein freies Taxi. Warum hält es dann nicht an?

Der Taxifahrer mag uns nicht.

Tatsächlich ist auch das eine Erklärung, die den betrof­fenen Fahrgästen nur allzu plausibel dafür erscheint. Sie glauben daran. Halten sie sogar für besonders nahe­liegend, obwohl das nicht sehr für ihre Eigenbewertung und die moderne Selbstsicherheit spricht. Eigene emotionale Entscheidungsfindung ist vielen Menschen so geläufig, dass sie auch dem Taxifahrer zugesprochen und wahrscheinlich sogar zugestanden wird. Nun kann es durchaus sein, dass der Fahrer etwas an Ihnen wahrzunehmen glaubt, das ihn dazu bewegt, sie lieber nicht auf- also mitzunehmen. So was kommt vor, hat aber eher damit zu tun, dass er zu fortgeschrittene Alkoholisierung, Zahlungsunfähig­keit oder sonstigen Ärger ahnt und vermeiden will. Er mag sich täuschen oder nicht, er muss eine Entscheid­ung treffen.

Mit an Sicherheit grenzender Wahrschein­lichkeit hat diese nichts, aber rein gar nichts mit Sympathie oder Abneig­ung gegen Sie persönlich zu tun.

Weit naheliegender sind andere Gründe. Der häufigste: Er ist nicht frei, hat aber das Licht trotzdem an. Wie kommt das?

Wenn das Taxi zu einer Bestellung anfährt, sollte das Licht ausgeschaltet werden, da der Wagen dann schon nicht mehr frei ist. Das passiert aber nicht automatisch und bei manueller Abschaltung, kann es sein, dass das Licht nach Ende der Fahrt wieder manuell angeschaltet werden muss, was vergessen werden kann und immer wieder auch vergessen wird. Deshalb spart sich mancher Fahrer diese Mühe aus Bequemlichkeit und damit das Licht anschließend sicher wieder leuchtet. Mitnehmen kann er Sie trotzdem nicht. Er ist ja nicht frei, sondern hat einen Auftrag zu dessen Abholadresse er gerade anfährt.

Andere Möglichkeit ist, er ist nicht frei, weil er heimfährt oder privat unterwegs ist, hat aber vergessen, das Licht auszumachen.

Oder es ist etwas kaputt und das Licht lässt sich nicht ausschalten und leuchtet sogar im besetzten Modus. Deshalb wird er die Schicht nicht vergeben. Es wäre teuer, wegen des Einkommensverlustes und was soll´s schon.

Nicht ganz auszuschließen ist, dass er besetzt ist, die Fahrt aber „schwarz“ ausführt.

Das heißt, der Taxameter läuft nicht, da er den pauschal vereinbarten Fahrpreis in die eigene Tasche steckt.

Das ist aus mehreren Gründen illegal, also verboten. Trotzdem kann das vorkommen. Es wäre leicht, bei dieser Gelegenheit, das Licht für die Fahrt manuell auszuschalten. Damit es nicht auffällt. Dazu sind aber solche Fahrer oft zu dumm, zu dreist, zu bequem oder vergessen es schlicht.

Eine weitere Variante ist, der Fahrer sieht Sie nicht. Unwahrscheinlich. Vielleicht ist er schon zu müde. Vielleicht schaut er nicht. Vielleicht war er gerade abgelenkt, hat an etwas anderes gedacht, ist unauf­merksam, weil ihn etwas ganz anderes plagt und seine Konzentration ist an dem Tag nicht so gut. Es gibt auch Fahrer, die keine Aufhalter, so eine(r) sind Sie in dem Fall, mitnehmen. Sie fahren immer zu einem, oft immer demselben Stand. Deshalb schauen sie gar nicht, ob jemand winkt. Es interessiert sie nicht.

Es kann schon sein, dass ihr Äußeres, ihr Verhalten, ihre Erscheinung insgesamt also, zur Entscheidungs­findung des Taxifahrers beiträgt. Sie mitzunehmen. Vor allem, wenn es tief in der Nacht ist.

Die angesehenste Art zu winken, und das ist schließlich das Ziel: gesehen zu werden, ist, sich gut sichtbar an den Straßenrand oder eine gut einsehbare Stelle an der Kreuzung zu positionieren. Bleiben Sie dort ruhig stehen und winken mit einer Hand deutlich mit erhobenem Arm in Richtung des Taxis. Ein paar mal.

Fuchteln Sie nicht wild herum oder führen hysterische Tänze auf, nur weil Sie schon so lange warten oder glauben lange zu warten. Das stößt nur ab. Es fällt unter auffälliges Verhalten. Typisch für Betrunkene oder schwache und haltlose Persönlichkeiten und deren Neigung zu Schwierigkeiten.

Springen Sie niemals dem Taxi auf der Straße in den Weg! Das ist sehr gefährlich. Im Falle dessen, dass er ungeachtet seiner Aufmerksamkeit es nicht mehr erbremst und Sie anfährt, trifft den Fahrer auch noch eine Schuld, obwohl es Ihre ausdrücklich Dummheit ist, sich einem fahrenden Wagen auf der Straße in den Weg zu stellen. Glauben Sie in anhalten zu können? In Zwingen zu können? Soll er Sie dafür belohnen und mitnehmen? Sie setzen ihr Leben und das Glück des Fahrers aufs Spiel. Womöglich kommen Sie auf diese Weise nie mehr nach Hause. Wenn ich Ihnen rate das niemals zu tun, können Sie sich wahrscheinlich gar nicht vorstellen, wie oft das tatsächlich passiert. Dabei finden es viele noch lustig. Seltsam.

Die Taxi-Fibel

Подняться наверх