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Die »Ordnung« des Apologie-Projekts

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Pascal sagte, um seine Apologie zu vollenden, benötige er zehn Jahre Gesundheit. Er hatte ihrer kaum zwei, und vier Jahre Krankheit. Nachdem sie sich erneut das Wunder der Sainte-Épine vergegenwärtigt hat, das sich plötzlich, am 24. März 1656, an ihrer Tochter vollzogen hatte, schreibt Gilberte Pascal über ihren Bruder: »Die Freude, die er darüber verspürte, war so groß, dass er von ihr durchdrungen war; und da sein Geist ganz damit beschäftigt war, gab Gott ihm eine Unendlichkeit an bewundernswerten Gedanken über die Wunder ein […]. Und dies war der Anlass, der das außerordentliche Arbeitsverlangen in ihm entstehen ließ, die wesentlichsten und stärksten Argumente der Atheisten zu widerlegen. Er hatte sie mit großer Sorgfalt studiert und seinen ganzen Geist darauf verwandt, die Mittel zu suchen, die sie überzeugen würden. Darin bestand all sein Tun; und in seinem letzten Arbeitsjahr war er ganz damit beschäftigt, verschiedene Gedanken zu diesem Thema zu sammeln […]. Die vier Jahre, die Gott ihm danach geschenkt hat, waren nur noch ein fortwährendes Schmachten […], und während dieser ganzen Zeit konnte er nicht einen Augenblick an dem großen Werk arbeiten, das er sich für die Religion vorgenommen hatte.«

Gilberte hat vollkommen begriffen, dass die Idee zu einer Apologie aus Reflexionen über Wunder entstanden ist. Sie hätte hinzufügen können, dass die Geburtsstunde dieses Projekts mitten in die Kampagne der Provinzialbriefe fiel, was erklärt, warum man in den Gedanken diverse Notizen findet, die diesen Kontroversen angehören.

Worauf ist zu datieren, was Gilberte »sein letztes Arbeitsjahr« nennt? Da Pascal am 19. August 1662 starb, erstreckten sich die vier Jahre der Krankheit vom Sommer 1658 bis zum Sommer 1662. Das letzte Arbeitsjahr ist also zwischen dem Sommer 1657 und dem des Jahres 1658 anzusiedeln. In der Tat werden die Ruhepausen, die seinen Leiden vergönnt waren, dem Schriftsteller zwischen 1660 und 1662 nur noch eine eingeschränkte Aktivität erlauben, der jedoch die Redaktion diverser Fragmente zuzurechnen ist.

Diese Angaben haben die Mehrzahl der kopientreuen Herausgeber dazu bewogen, die Erstellung der mit Überschriften versehenen Bündelgruppe, die beide Kopien eröffnet, zum Juni 1658 hin, oder doch zumindest auf das Jahr 1658 anzusetzen. Somit hätte Pascal damals die 26 Dossiers von »Eitelkeit« bis »Schlussfolgerung« erstellt. Diese Arbeit hätte ihn dazu gebracht, die Organisation seines Projekts zu präzisieren: daher die beiden spezifischen Dossiers – »Ordnung« und ein Inhaltsverzeichnis der Bündel, die »Bündeltabelle« –, welche die auf das Ganze bezogenen Fragmente zu dem für sie vorgesehenen Verlauf umgruppieren. Nunmehr wäre sich der Schriftsteller der Komposition des fortlaufenden Projekts vollauf bewusst gewesen und hätte ab dem Sommer 1658 damit begonnen, gewisse strategische Partien (die Eröffnung, das Vorwort zum zweiten Teil) zu entwickeln, über »Die Lage der Juden« zu schreiben, die Übersetzungen der Propheten zusammenzutragen usw.

Wie dem auch sei, und selbst wenn man eine Anordnung der vereinzelten Notizen in Betracht zieht, so liefert die Gesamtheit der Gedanken Dutzende übereinstimmende Hinweise auf die von Pascal anvisierte Ordnung, an die der Leser auf jeder Etappe im Verlauf der Apologie gemahnt wird. Nach den tastenden Versuchen während der Vorbereitungsphase seiner Arbeit (von 1656 bis zur Mitte des Jahres 1658), aus der eine frühere, in der Bündeltabelle befindliche Auflistung der »Beweise für die Religion« datiert, wird der Schriftsteller die Bereiche seines Projekts zu Diptychen steigern: »Erkenntnis des Menschen«, »Erkenntnis Gottes«. Von einem Teil zum anderen führt ein starker »Übergang«. Jeder Teil ist von einem festen Rahmen aus »Vorwort« und »Schlussfolgerung« umgeben und in je zwei Sequenzen untergliedert: die »Erkenntnis des Menschen« in die Philosophen und die (anderen) Religionen, die »Erkenntnis Gottes« in das universale »wahre Gut« und die »Beweise von außen«. An der Schwelle zu dieser Entwicklung wird eine dringliche Ermahnung erscheinen, sich auf die Suche nach dem Wahren zu begeben: der »Brief, der dazu bewegen soll, nach Gott zu suchen«, unmittelbar gefolgt von der berühmten ›Wette‹, die der Brief ankündigt, und deren Hauptfunktion darin besteht, zu Beginn des ›Spiels‹ die Rationalitätsansprüche des Ungläubigen zu zerstreuen.

Pensées / Gedanken

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