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Aus „Die Fahrt der Beagle“ Bahia oder San Salvador, Brasilien, 29. Februar 1832

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Ein entzückender Tag ist vergangen. Entzücken allein ist indes ein schwacher Begriff, um die Empfindungen eines Naturforschers auszudrücken, der zum ersten Mal allein durch einen brasilianischen Wald gewandert ist. Die Eleganz der Gräser, die Neuheit der parasitischen Pflanzen, die Schönheit der Blumen, das schimmernde Grün des Laubes, vor allem aber die allgemeine Üppigkeit der Vegetation erfüllten mich mit Bewunderung. Ein höchst paradoxes Gemisch aus Geräusch und Stille durchdringt die schattigen Teile des Waldes. Der Insektenlärm ist so laut, dass er selbst noch von einem Schiff aus, das mehrere hundert Yard vor der Küste ankert, vernommen werden kann; in der Abgeschiedenheit des Waldes selbst scheint dagegen umfassende Stille zu herrschen. Einem, der die Naturgeschichte liebt, verschafft ein solcher Tag eine tiefere Freude, als er jemals wieder zu erfahren hoffen kann. Nachdem ich einige Stunden lang umhergewandert war, kehrte ich zum Landeplatz zurück, doch noch bevor ich dort anlangte, holte mich ein Tropensturm ein. Ich suchte unter einem Baum Schutz, der so dicht war, dass er von einem gewöhnlichen englischen Regen niemals durchdrungen worden wäre; hier jedoch floss schon nach wenigen Minuten ein kleiner Sturzbach den Stamm hinab. Dieser Gewalt des Regens ist das Grün am Boden des dichtesten Waldes zuzuschreiben: Wären die Schauer wie jene eines kälteren Klimas, würde der größere Teil aufgesogen oder wäre verdunstet, bevor er den Boden erreichte. Gegenwärtig will ich nicht versuchen, die grellbunte Szenerie dieser prächtigen Bucht zu beschreiben, weil wir ein zweites Mal auf unserer Heimreise hierher kamen, und dann werde ich Gelegenheit haben, mich dazu zu äußern. An der gesamten Küste Brasiliens auf einer Länge von wenigstens 2000 Meilen und gewiss noch eine beträchtliche Strecke landeinwärts gehört der massive Fels überall, wo er auftritt, zu einer Granitformation. Der Umstand, dass diese gewaltige Fläche sich aus Materialien zusammensetzt, die nach Ansicht der meisten Geologen durch Erhitzung unter Druck kristallisiert worden sind, gibt Anlass zu vielen merkwürdigen Überlegungen. Wurde dieser Effekt unter den Tiefen eines tiefen Ozeans erzeugt? Oder erstreckte sich darüber früher eine Decke aus Schichten, die seitdem entfernt worden ist? Können wir glauben, dass eine Kraft, die über eine fast ewige Zeit wirkte, den Granit auf so vielen tausend Quadratmeilen freilegen konnte?

An einer Stelle nicht weit von der Stadt, wo sich ein Flüsschen ins Meer ergoss, entdeckte ich etwas, was mit einem von Humboldt erörterten Thema in Verbindung stand. Bei den Katarakten der großen Flüsse Orinoco, Nil und Kongo sind die syenitischen Felsen von einer schwarzen Substanz überzogen, die den Eindruck macht, als sei sie mit Graphit poliert worden. Die Schicht ist extrem dünn, und bei der Analyse durch Berzelius wurde entdeckt, dass sie aus den Oxiden von Mangan und Eisen bestand. Im Orinoco tritt sie auf den Felsen auf, die periodisch von den Fluten überspült werden, und ausschließlich an den Stellen, wo der Strom schnell fließt oder, wie die Indianer sagen: »Die Felsen sind da schwarz, wo der Fluss weiß ist.« Dort zeigt der Überzug ein tiefes Braun statt schwarzer Farbe und scheint allein aus einer eisenhaltigen Substanz zu bestehen. Gesteinsproben vermögen keine genaue Vorstellung von diesen braun gebrannten Steinen zu vermitteln, die in den Sonnenstrahlen glitzern. Sie treten ausschließlich innerhalb des Bereichs der Gezeitenwellen auf, und da das Flüsschen langsam rinnt, muss die Brandung die glättende Kraft der Katarakte in den großen Flüssen ersetzen. In gleicher Weise erklärt das Steigen und Fallen der Tide wahrscheinlich die periodischen Überschwemmungen; somit werden die gleichen Effekte unter vermeintlich verschiedenen, in Wahrheit aber ähnlichen Bedingungen erzeugt. Der Ursprung dieser Metalloxidhüllen, die wie auf den Fels zementiert erscheinen, ist jedoch nicht zu verstehen; und dass ihre Dicke immer gleich bleibt, dafür lässt sich, glaube ich, kein Grund nennen.

Durch ein gleiches Wahlverfahren und sorgfältige Aufzucht ist die ganze Masse der englischen Rassepferde dahin gelangt, in Schnelligkeit und Größe ihren arabischen Urstamm zu übertreffen, sodass dieser letzte bei den Bestimmungen über die Goodwood-Rennen hinsichtlich des zu tragenden Gewichtes begünstigt werden musste. Lord Spencer u.a. haben gezeigt, dass in England das Rindvieh an Schwere und früher Reife gegen frühere Zeiten zugenommen hat. Vergleicht man die Nachrichten, welche in alten Taubenbüchern über die Boten- und Purzeltauben enthalten sind, mit diesen Rassen, wie sie jetzt in Britannien, Indien und Persien vorkommen, so kann man, scheint mir, deutlich die Stufen verfolgen, welche sie allmählich zu durchlaufen hatten, um endlich so weit von der Felstaube abzuweichen.


Verkrustung von Muschelsand.

Youatt gibt eine vortreffliche Erläuterung von den Wirkungen einer fortdauernden Züchtung, welche man insofern als unbewusste betrachten kann, als die Züchter nie das von ihnen erlangte Ergebnis selbst erwartet oder gewünscht haben können, nämlich die Erzielung zweier ganz verschiedener Stämme. Es sind die zweierlei Leicester-Schafherden, welche von Mr. Buckley und Mr. Burgess seit etwas über 50 Jahren lediglich aus dem Urstamm von Bakewell gezüchtet worden. Unter allen, welche mit der Sache bekannt sind, glaubt niemand von Ferne daran, dass die beiden Eigner dieser Herden dem reinen Bakewell’schen Stamm jemals fremdes Blut beigemischt hätten, und doch ist jetzt die Verschiedenheit zwischen deren Herden so groß, dass man glaubt, ganz verschiedene Rassen zu sehen.

Gäbe es Wilde, die so barbarisch wären, dass sie keine Vermutung von der Erblichkeit des Charakters ihrer Haustiere hätten, so würden sie doch jedes ihnen zu einem besonderen Zweck vorzugsweise nützliche Tier während Hungersnot und anderen Unglücksfällen sorgfältig zu erhalten bedacht sein, und ein derartig auserwähltes Tier würde mithin mehr Nachkommenschaft als ein anderes von geringerem Wert hinterlassen, sodass schon auf diese Weise eine Auswahl zur Züchtung stattfände. Welchen Wert selbst die Barbaren des Feuerlandes auf ihre Tiere legen, sehen wir, wenn sie in Zeiten der Not lieber ihre alten Weiber als ihre Hunde verzehren, weil ihnen diese nützlicher sind als jene.

Die Entstehung der Arten

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