Читать книгу Die Entstehung der Arten - Charles Darwin - Страница 20

Aus „Die Fahrt der Beagle“

Оглавление

Einmal sah ich amüsiert den Eigenarten eines Diodon antennatus zu, der gefangen wurde, als er in Strandnähe umherschwamm. Von diesem Fisch mit der schlaffen Haut weiß man wohl, dass er über die außergewöhnliche Fähigkeit verfügt, sich nahezu zu einer Kugelform aufzublähen. Nachdem man ihn für kurze Zeit aus dem Wasser genommen und dann wieder hineingetaucht hat, wird eine beträchtliche Menge Wasser und Luft durch den Mund und vielleicht ebenso durch die Kiemenöffnungen aufgenommen. Dieser Vorgang wird durch zwei Verfahren vollzogen: Die Luft wird verschluckt und sodann in die Körperhöhle gedrückt, wobei ihr Austritt durch eine Muskelkontraktion verhindert wird, welche äußerlich sichtbar ist: Das Wasser hingegen tritt in einem sanften Strom durch das Maul ein, das weit offen und regungslos gehalten wird; letztere Handlung muss daher von einer Saugwirkung abhängen. Die Haut um den Unterleib ist weit lockerer als auf dem Rücken; daher wird durch die Aufblähung die Unterseite weit mehr gedehnt als die obere, weswegen der Fisch mit dem Rücken nach unten dahintreibt. Cuvier bezweifelt, ob der Igelfisch in dieser Lage schwimmfähig ist, doch kann er sich so nicht nur in gerader Linie fortbewegen, er kann sich auch nach beiden Seiten wenden. Letztere Bewegung wird einzig mithilfe der Brustflossen bewerkstelligt, wobei der Schwanz eingeklappt und nicht benutzt wird. Indem der Körper mit so viel Luft emporgehoben wird, ragen die Kiemenöffnungen aus dem Wasser, allerdings fließt ein Wasserstrom, eingesogen durch das Maul, beständig durch sie hindurch. Nachdem der Fisch ein wenig in diesem aufgeblähten Zustand verblieben war, stieß er Luft wie auch Wasser mit beträchtlicher Kraft durch die Kiemenöffnungen und das Maul wieder aus. Er konnte nach Belieben eine bestimmte Wassermenge ausstoßen, weswegen es den Anschein hat, als nähme er diese Flüssigkeit teilweise deshalb auf, um sein spezifisches Gewicht zu regulieren. Dieser Diodon verfügte über mehrere Verteidigungsmittel. Er konnte fest zubeißen und Wasser über eine gute Entfernung aus dem Maul ausstoßen, wobei er vermöge der Bewegung seiner Kiefer ein eigenartiges Geräusch machte. Durch die Aufblähung seines Körpers richten sich die Papillen, womit die Haut bedeckt ist, auf und werden spitz. Das Merkwürdigste ist jedoch, dass er, wird er angefasst, durch die Haut am Bauch einen wunderschönen karmesinroten faserigen Stoff absondert, der Elfenbein und Papier auf so dauerhafte Weise färbt, dass sich die Tönung in all ihrer Leuchtkraft bis zum heutigen Tage hält: Natur und Nutzen dieses Sekrets sind mir vollkommen unbekannt. Von Dr. Allen aus Forres habe ich gehört, er habe häufig einen Diodon gefunden, der lebend und aufgebläht im Magen eines Hais schwamm, und mehrmals gehört, dass dieser sich nicht nur durch die Magenwand, sondern durch den Leib des Ungeheuers gefressen habe, welches dadurch getötet worden sei. Wer hätte sich je vorstellen können, dass ein kleiner weicher Fisch den großen und wilden Hai töten könnte?


Von der Beagle aus beobachtete Darwin besondere Formen von Planktonlarven.


Langstacheligelfisch der Gattung Diodon (gestreckt und kontrahiert), den Darwin amüsant fand.

Bei den Pflanzen kann man dasselbe stufenweise Veredlungsverfahren in der gelegentlichen Erhaltung der besten Individuen wahrnehmen, mögen sie nun hinreichend oder nicht genügend verschieden sein, um bei ihrem ersten Erscheinen schon als eine eigene Varietät zu gelten; mögen sie aus der Kreuzung von zwei oder mehr Rassen oder Arten hervorgegangen sein. Wir erkennen dies klar aus der zunehmenden Größe und Schönheit der Blumen von Jelängerjelieber, Dahlien, Pelargonien, Rosen u.a. Pflanzen im Vergleich zu den älteren Varietäten derselben Arten. Niemand wird erwarten, eine Jelängerjelieber oder Dahlie erster Qualität aus dem Samen einer wilden Pflanze zu erhalten, oder eine Schmelzbirne erster Sorte aus dem Samen einer wilden Birne zu erziehen, obwohl es von einem wildgewachsenen Sämling der Fall sein könnte, welcher von einer im Garten gebildeten Varietät entstammte. Die schon in der klassischen Zeit kultivierte Birne scheint nach Plinius’ Bericht eine Frucht von sehr untergeordneter Qualität gewesen zu sein. Ich habe in Gartenbauschriften den Ausdruck großen Erstaunens über die wunderbare Geschicklichkeit von Gärtnern gelesen, die aus dürftigem Material so glänzende Erfolge erzielt haben; aber ihre Kunst war ohne Zweifel einfach und, wenigstens in Bezug auf das Endergebnis, eine unbewusste. Sie bestand nur darin, dass sie die jederzeit beste Varietät wieder aussäten und, wenn dann zufällig eine neue etwas bessere Abänderung zum Vorschein kam, nun diese zur Nachzucht wählten usw. Aber die Gärtner der klassischen Zeit, welche die beste Birne, die sie erhalten konnten, nachzogen, dachten nie daran, was für eine herrliche Frucht wir einst essen würden; und doch schulden wir dieses treffliche Obst in geringem Grade wenigstens dem Umstand, dass schon sie begonnen haben, die besten Varietäten auszuwählen und zu erhalten.

Die Entstehung der Arten

Подняться наверх