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Kick-off

Vor einiger Zeit war ich mit meinem Sohn zu Besuch in Erfurt. Es ist die Landeshauptstadt von Thüringen mit etwas über 205.000 Einwohnern und einer bezaubernden Altstadt. Ruhig schlängelt sich die Straßenbahn durch das Zentrum. Majestätisch thront der Dom über der Stadt. Die Gera fließt ruhig dahin. Familien, junge und ältere Menschen, Radfahrer, Kunden des Einzelhandels und Touristen beleben die Innenstadt. An einem Brunnen singt eine Straßenmusikantin mit einer Gitarre Lieder. Ihre klare Stimme ist bezaubernd, sie singt sehr gefühlvoll und leise, fast vorsichtig. Obwohl sie mit Emotion und Überzeugung singt, erreicht sie die Menschen nicht. Im Trubel nimmt man sie kaum wahr. Ein paar Hundert Meter entfernt steht ein weiterer Straßenmusiker. Er hat seine Gitarre an einen kleinen Verstärker angeschlossen und singt – wenn auch nicht immer richtig – spontan und laut. Jeder hört ihn, aber niemand hört ihm zu.

Wir besuchen den Dom, setzen uns an den Rand des Flusses und schauen dem Treiben der Menschen zu. Nach einem Imbiss und einer Erfrischung setzen wir unseren Erkundungsgang fort.

In Gedanken begleiten mich die beiden Straßenmusiker von vorhin. Vor keinem blieben Menschen stehen. Weder das eine noch das andere Angebot vermochte zu überzeugen oder zu fesseln. Das Angebot mit Emotion war zu leise und fand deswegen keine Beachtung; das Angebot mit dem Verstärker wurde zwar bemerkt, aber ebenfalls nicht beachtet. Dabei hatte jedes Angebot seine Stärken. Keines alleine konnte jedoch überzeugen.

Stellen wir uns einmal vor, die Straßenmusiker hätten sich zusammengetan und beide an einer Stelle musiziert. Gemeinsam, nicht abwechselnd. Es wäre ein ganz neues Angebot entstanden. Ein Angebot, das bemerkt wird, ein Angebot, was es so an anderer Stelle nicht gibt. Ein überlegenes Angebot, welches die Gewinnung von Aufmerksamkeit durch Lautstärke und die Begeisterung durch die gefühlvolle Stimme vereint hätte. Durch die Verbindung, durch das »UND« anstelle eines »Entweder – oder«, wäre ein gewinnendes Angebot entstanden.

Doch weshalb passiert das nicht? Würden sich die beiden zusammentun, könnten sie mehr Menschen erreichen, mehr Zuhörer gewinnen, und aus der Kombination, die sowohl Aufmerksamkeit schafft als auch gefühlvollen Vortrag bietet, ergäbe sich ein überlegenes Angebot.

Entfernen wir uns etwas von den Straßenmusikanten. Wer geübt ist in seinem Vorgehen und seinem Fach, weicht ungern davon ab. Wer keinen oder nur mäßigen Erfolg hat, sucht die Ursache gerne im Umfeld, welches die Leistung des Angebots nicht (ausreichend) zu schätzen weiß. Und wie schäbig und erniedrigend wäre es, müsste man sich eingestehen, dass der Fokus auf das Beherrschte, die Fachkenntnis nicht der allein erfolgsversprechende Faktor ist. Sind dagegen nicht diejenigen mutig, die ihre eigene, isolierte Leistung zugunsten eines besseren Ergebnisses in etwas Gemeinsames einbringen?

Neben der Perspektive der beiden Betroffenen selbst versetzen wir uns nun noch kurz in die Situation eines Stadtfestplaners, der – ohne selbst betroffen zu sein – das beste, wirkungsvollste Event für seine Besucher schaffen möchte. Auch er ist geprägt von eigenem Empfinden, von Selbsterlebtem. Er kann das eine oder das andere begrüßen. Sich für zwei Sichten, für zwei Perspektiven zugleich einzusetzen und ihre Stärken zu verbinden, ist komplizierter, aber es lohnt sich. Denn die Besucher dieses Stadtfestes werden ein überlegenes Angebot erleben, genießen und weiterempfehlen.

Kundenfokus - It Depends on the Ands

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