Читать книгу Der magische Weg - Erfahrungen mit afrikanischer Magie - Christina Göhring - Страница 6

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2 Einiges über Magie und Magier

Bevor wir zur genauen Analyse dessen schreiten, was wir eben gehört haben, erlauben Sie mir, lieber Leser, lieber Freund auf der Suche, einige allgemeine Worte zur Magie, zu ihrem Wesen, ihren Zielen, ihren Formen.

Allzu viele Theorien und auch Wissenschaftsballast sollen Ihnen dabei erspart werden. Freilich, den Weg zur Vollkommenheit hin, den muss jeder selbst einschlagen und gehen, vielleicht, dass hier eine kleine Starthilfe angeboten werden kann. Wenn es um Vollkommenheit geht, muss der Staub der Zeit mit der Zeit abgestreift sein, soll das Wagnis des Vollkommenen gelingen. Wenn man sich in Zuversicht wiegt, wie Gott zu sein, Ursprung und Einheit aller Dinge, und man bestrebt ist, diese Zuversicht immer nach eigenem Gutdünken zu nutzen, dann ist man auf den richtigen Weg.

Was ist Magie? Und wie werfen wir einen Blick hinter den Schleier magischen Wissens? Was können wir für uns davon aufnehmen, und was kann ich an Sie weitergeben?

Es ist nötig, einen eigenen magischen Weg zu finden, der das völlige Freisein und Freiwerden von materiellen Abhängigkeiten erfordert, der also ein einsamer Weg ist und zudem ein gefährlicher, der einen starken Schutzwall um unser Sein und unser Leben unabdingbar macht. Wir müssen die Angst vor dem Fremden, dem Gefahrvollen, Überirdischen, eben auch die Angst vor der Krankheit, verlieren. Wer nicht alle seine Leben und damit sich selbst in der Hand hat, darf diesen magischen Weg nicht als den seinen ansehen. Wir sind zum Leben berufen, und jedes Leben ist eine schmerzhafte Angelegenheit. Sehr viele von uns fürchten es mehr als den Tod. Meinen Weg zum gesunden Leben will ich Ihnen darlegen, den Ihren müssen Sie selbst finden. Nicht ohne auch vor dem magischen Weg zu warnen, der ein gefahrvoller ist und den nur starke, in sich ruhende Menschen gehen sollten und können, ohne zu straucheln.

Was eigentlich ist diese Magie, mit der wir uns hier vertraut machen wollen? Es gibt zahlreiche Definitionen der Magie; und viele, deren Ahnung weit hinter ihrer Meinung zurücksteht, haben sich an einer Deutung versucht. Sie wird einmal erklärt als Kunst, widernatürliche Erscheinungen zu bewirken. Auch als teuflische Praktik, wenn gewünschte Ziele nicht mit üblichen Mitteln erreichbar sind — eine Definition, die Magie und Satanismus gleichsetzt. Die Magie aber, wie ich sie sehe, befasst sich mit den geheimnisvollen Naturkräften, auf die der Mensch normalerweise keinen Einfluss hat. Die Magie versucht, diese Kräfte zu ergründen, sie zu lenken und sie sich in gewisser Weise dienstbar zu machen. So haben Magie und Wissenschaft eine gemeinsame Grundlage, ihre Methoden unterscheiden sich lediglich in der äußeren Form. Mit der Zauberei, die nur eine grobe Verfälschung der Magie ist, darf die Magie keinesfalls gleichgesetzt werden. Sagen wir also, dass Magie die Wissenschaft von der übersinnlichen Welt ist; eine transzendente Physik, die Wissenschaft von der Bewusstseinswerdung, vom Wissen um das Höchste; der Glaube, dass der Mensch durch Erlernen bestimmter Mittel und durch Anwendung besonderer geistiger Kräfte der Gottheit näherkommen kann.

Damit also gibt es nur eine Gesamtwissenschaft der Magie. Eine Unterteilung, wie meist vorgenommen, in Schwarze und Weiße Magie, wobei die Erstere erreichen soll, was dem Menschen angeblich nicht zusteht, die Zweite positive Kräfte sich dienstbar zu machen vorgibt, ist inakzeptabel und falsch.

Wie aber wirkt nun Magie und wer sind die, die mit ihr umgehen?

Schon C.G. Jung sagt zur Magie, dass, wer davon spricht, sich vor der naiven Annahme hüten solle, dass damit aller Spuk erledigt sei. Und dass alle Manifestationen dieser Art als schwindelhaft und sinnlos zu gelten hätten, sei ein ebensolcher Irrtum.

Es ist hier nicht die Rede von den eiskalten, auf Gewinn bedachten, weltcleveren Managern der Magie, die sich archetypischer Bilder bedienen, gespenstisch und faszinierend wie Satyre sind. Sie wollen das, was Magier dieser Couleur zu allen Zeiten wollten: Macht, Geld, Herrschaft über Menschen, länger leben, Grenzen zersetzen, fremde Organismen verändern.

Die Magier sind die geheimen Sieger der Welt. Sie haben am verborgenen Ort einen Kessel aufgestellt, der magisch Sterntaler auffängt.

Der Magier

Der Magier muss ein aufrichtiger, ehrfürchtiger Mensch sein, denn seine — wie jede — Wissenschaft erfordert Reinheit des Herzens, und dies besonders ist Grundvoraussetzung zum Betreiben der magischen Arbeit. Eingeweiht wird nur, wer sich durch echte Moral und Unabhängigkeit vom Denken anderer auszeichnet. Der Magier muss sicher sein, die Wahrheit zu kennen und aufrichtig diesen Weg seines Wissens gehen. Er muss im Dienste des Guten handeln. Alle von diesem Wege abweichenden Verfahren und Lehren sind eine Verfälschung der Magie. Magier sein durch und durch bedeutet, die Einsamkeit, die Abgeschiedenheit als willkommene, bergende Hülle zu empfinden, sie zu nutzen zur persönlichen Gedankenvertiefung mit dem Ziel des Magiers, zu leben für alles, was lebt, und Gedankengut und Kraft dann weiterzugeben.

Oft bereitet sich der Magier durch Abstinenz und Schlaflosigkeit sowie auch durch Einnahme von Drogen auf eine magische Beschwörung vor. Er atmet etwa Dämpfe starker Pflanzen- und Pilzgebräue ein, die auf Gehirn und Sinnesorgane wirken, manchmal bringt er — dies vor allem in Gesellschaften, wo er gleichzeitig Priesterfunktion hat — vor der eigentlichen magischen Anrufung ein Schlachtopfer dar. Der Magier muss somit für jede Handlung sorgfältig vorbereitet sein, Zeit und Ort der Handlung sowie das Gerät sind dem angestrebten Ziel entsprechend zu wählen. Der Magier muss besondere psychische Fähigkeiten besitzen, die Gesten, die er ausführt, verstehen und sein Ziel klar vor Augen haben. Zahlreich sind die Hilfsmittel des Magiers, und sehr schwierig ist oft ihre Herstellung. Sie müssen neu sein, damit ihre Kräfte nicht schon von Anfang an durch frühere Benutzung verbraucht sind. Da ist das Schwert oder der Dolch, meist am Tage und zur Stunde des Jupiter geschmiedet, da ist der Stab als wichtigstes Requisit.

Auch die Robe des Magiers ist von Bedeutung, imprägniert mit übernatürlichen Kräften, versehen mit heiligen Zeichen. Hilfsmittel sind auch stereotype Wiederholungen von Sätzen, um Oberbewusstsein zu erzielen. Die eine oder andere Art des Fastens ist ein weiteres Mittel, aber kein sine qua non. Eine Aktivierung der Kräfte des Unterbewusstseins und das positive Denken sind Voraussetzungen für solche tiefenmagische Arbeit.

Gefahren der Magie

Magie praktisch zu erlernen, ist die Sache eines jeden Einzelnen. Erfolge müssen mit teurem Schulgeld bezahlt werden. Wer die Magie erlernen will, muss die Menschen studieren, er muss sich in alles und alle hineindenken können, ihren Charakter, ihre Gaben, ihre Fähigkeiten erkunden und verstehen. Er muss wissen, von wann und wo die Gaben jedes Einzelnen stammen und ob er welche besitzt, die ihn zu Höherem befähigen. Wie erlernt man das?

Indem man sich still beobachtend unter anderen Menschen bewegt und sich dann in das Wesen des Einzelnen hineinversetzt. Gesicht, Gesichtszüge und Aura sind die Spiegel des Geistes, darin erkennt man einen jeden. Schweigen und Handeln ist das Motto, ein Schwätzer wird das Ziel nie erreichen. Wer Magie richtig erlernen will, muss alles beiseite lassen, was ablenkt oder dem Ich entgegenwirkt. Als Schüler lass Dich durch nichts und niemanden ablenken, rede nie über Deine Übungen, erzähle nie von Deinem Ziel, wahre tiefstes Schweigen gegenüber Dritten, lass nie einen Tag unnütz verstreichen. Deine tägliche Grundübung sei: Setze Dich an einen Tisch, stütze die Arme so auf, dass Dein Kopf auf den Fäusten ruht, beide Fäuste an der Stirn sind, und denke nur diese Worte: Meine magische Kraft wird täglich stärker.

Beginne mit fünf Minuten Dauer, gib täglich eine Minute hinzu, bis Du mindestens eine Stunde in diesem Zustand verharrst. Aber nichts anderes dabei denken! Wenn Du ein Meister dieser Kunst werden willst, musst Du mindestens drei Stunden so verharren können. Mit wenigen Sitzungen fließt der magische Strom durch den Körper wie ein schwacher elektrischer Strom, er muss so stark werden, dass der ganze Körper förmlich fliegt, erst dann gehe und lerne weiter. Denn wer die Grundübungen nicht erlernt, kann die weiteren Handlungen nicht durchführen. Auch die kleinste Übung ist daher genau und gewissenhaft durchzuführen, denn nichts ist unnütz. Leute, die stets mit kalter Seele im Leben herumstehen nur darauf bedacht, sich vom Schaden fernzuhalten, indem sie lauernd beobachten, wie andere Schaden nehmen — solche Menschen haben den Geist nicht in sich, sich mit Magie einzulassen. Der heiße Wunsch des Menschen, die Zukunft zu erfahren, mit dem heimlichen Nebengedanken, drohenden Gefahren auszuweichen — also gewissermaßen die Lebensschule zu schwänzen —, hat dazu geführt, dass eine ganze Reihe okkulter Wissenschaften entstanden, die so unverlässlich und dunkel wie nur möglich sind und allein die Bezeichnung »Wassertriebe« am Baum okkulter Erkenntnis verdienen. Leider wendet sich die breite Masse, die ohnehin von den wertvollen Dingen im Okkultismus so gut wie nichts weiß, gerade diesen Gebieten zu. Unkritisch und geradezu besessen von der gefährlichen Eigenschaft, sich selbst zu belügen, sieht das Publikum in jeder Kartenschlägerin eine Hellseherin. Doch nicht jeder Zauberscharlatan ist ein Magier, bloß weil unter hundert Fällen von Prophezeiungen zufällig eine stimmt, die Gegenprobe wird natürlich nie gemacht. Der Mensch von heute hat einen kurzsichtigen Verstand über das Feingefühl und über die Seele gesetzt. Und so ist das feine Wittern der Gefahr, wie es jedes Tier besitzt, beim Einzelnen verloren gegangen.

Abscheuliches Gift ist die Globalastronomie, man befragt Tabellen, äußerst mangelhafte obendrein, statt die eigene Seele zu befragen. Und warum einen anderen Menschen fragen, wo man doch selbst um sich wissen lernen kann? Unser Denken muss ein neues werden. Es muss auch Magie sein und nicht mehr nur armseliges Verständigungsmittel. Magie ist ein Offenbarwerden der Wahrheit, in deren Licht der Irrtum schwindet, weil die Zauberringe der Gedanken ineinandergreifen und nicht mehr nebeneinanderliegen: Wer Herr über seine Gedanken ist, ist auch Lenker seines Schicksals. Man darf die magische Gewalt der Gedanken nicht unterschätzen. Man darf auch nicht in den Erbfehler der Menschheit verfallen, die Tat für einen Riesen zu halten und den Gedanken für ein zwergenhaftes Hirngespinst.

Schließlich entstand die Welt aus einem Gedanken, einer Idee der Gottheit — und wer weiß nicht, welche Macht kollektives Denken haben kann? Gedankenwellen, durch fanatische geistige Konzentration angeschwängert, können, wenn negativ, alles zerstören, sogar das Licht. Ich denke hier an Gustav Meyrink, der einmal schrieb, dass einer von denen, die die Schlüssel der Geheimnisse der Magie bewahren, auf der Erde zurückgeblieben sei, um die Berufenen zu suchen und zu sammeln. Und weiter: »Es muss dem Menschen gelingen, über die Brücke des Lebens hinüberzuschreiten, und dieses wäre dann das Glück für die Welt, es ist fast mehr, als wenn ihr ein Erlöser geschenkt wird.«

Nur kann der Einzelne das Ziel nicht erreichen, er braucht dazu eine Gefährtin.

Nur durch eine Verbindung männlicher und weiblicher Kräfte ist es überhaupt möglich. Darin liegt auch der geheime Sinn der Ehe, der den Menschen seit Jahrtausenden bekannt, aber uns wohl verloren gegangen ist. Selbst vielen Frauen ist der Sinn für das Große abhandengekommen.

Nach diesem kleinen Exkurs nun aber zurück zur Praxis der Magie und ihrer Beschwörungen, zurück zum Lernen.

Der magische Weg - Erfahrungen mit afrikanischer Magie

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