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3. Die Fehlentscheidung

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Eine Stunde später hatte ich einen bürokratischen Marathon ohnegleichen hinter mich gebracht. In einem mehrseitigen Vertrag war festgelegt worden, dass ich eine Katze auf Probe mit nach Hause nehmen durfte. Nur auf Probe, wie die Vermittlerin betonte, denn wenn ich mich nicht als würdig erweisen würde, konnte das Tier mir jederzeit entschädigungslos entzogen werden. Leichtsinnig hatte ich mich auf eine Aktion von der Größe eines Staatsaktes eingelassen. Ich hatte mich nicht nur zur artgerechten Haltung verpflichtet, sondern auch dazu, der Katze zu jeder Tages- und Nachtzeit uneingeschränkten Zugang zu meiner Wohnung zu ermöglichen. Ich hatte eingewilligt, dem Tier unabhängig von eventuell einseitiger Ausnutzung der Sachlage jederzeit Wunschkost zu servieren. Ich hatte zugestimmt, dass sämtliches Tierheimpersonal jederzeit und unangekündigt meine Wohnung inspizieren darf, und ich hatte mich verpflichtet, Übernachtungsmöglichkeiten zur Verfügung zu stellen, falls sich dies zu Kontrollzwecken erforderlich macht. Außerdem lag es von Stund an in meiner Verantwortung, sämtlichen Katzenfängern im Umkreis von zehn Kilometern meiner Wohnung eigenhändig den Hals umzudrehen.

Ich trottete also mit meinem Transportkörbchen in der Hand und einer schweren Verantwortung im Nacken zum Auto. Gänzlich überzeugt war ich von meinem Tun nicht, denn ich hatte meine schöne, schwarze Katze einem ungewissen Schicksal überlassen. Statt ihrer maunzte mich eine dreifarbige Katze ohne Schwanz aus dem Bastkorb heraus an. Ich hatte für diese Katze einen Betrag bezahlt, der geeignet war, eine Firma mittlerer Größe in die Insolvenz zu treiben, und ich fragte mich völlig konsterniert, wie viel man in diesem Tierheim für eine vollständige Katze, also für eine Katze MIT Schwanz bezahlen müsste, denn danach hatte ich vor Schreck gar nicht mehr gefragt. Vermutlich hätte ich mir eine Katze MIT Schwanz aber ohnehin nicht leisten können. Vermutlich musste ich froh sein, dass ich so ein Schnäppchen habe machen können. Dreifarbig und ohne Schwanz, dachte ich, vielleicht hätte ich doch noch einmal den struppigen Hund anschauen sollen.

Als mein Auto langsam vom Hof des Tierheimes rollte, hatte das Schnäppchen seine voreilige Entscheidung für mich offenkundig bereits bitter bereut. Das Tier wimmerte, jammerte und gurgelte zum Gotterbarmen. Niemand hat mir je glaubhafter versichert, dass er eine Fahrt in meinem Auto nicht überleben würde. Immerhin erregte das Schäppchen damit endlich meine uneingeschränkte Aufmerksamkeit. Mein Mitleid mit dem Tier wuchs ins Unermessliche.

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