Читать книгу Mimi Superstar - Cristina Zehrfeld - Страница 7

5. Nicht ohne meinen Aperitif

Оглавление

Der Wortschatz einer Katze ist überschaubar. Ihre Ausdrucksmöglichkeiten allerdings scheinen grenzenlos. Meine Tierheim-Probekatze beschnupperte das von mir zubereitete Menü alle Viertelstunden. Allerdings ließ sie sich nicht herab, das liebevoll bereitete Mahl wenigstens anstandshalber zu kosten. Stattdessen wendete sie sich jedes Mal mit einem Ausdruck des Ekels ab und brach zu einer neuen Wohnungserkundungsrunde auf. Ich roch deshalb mehrmals an dem Katzenfutter. Allerdings konnte ich nichts Ekliges riechen. Das Katzenfutter roch wie Katzenfutter eben riechen sollte.

Das Tier war spindeldürr. Zweifellos hatte es schon im Tierheim tagelang nichts gefressen, und es war nur eine Frage der Zeit, bis es tot umfiel. Mir schwante, dass sich die Tierheimmitarbeiter die Hände gerieben haben, nachdem ich mir die Katze probehalber hatte aufschwatzen lassen. Bestimmt wussten sie längst, dass das Tier beschlossen hatte, sich zu Tode zu hungern. Nun verhungerte es also bei mir zu Hause.

Da ich allerdings auch weiß, wie rigoros Katzen ihr Personal erziehen, blieb ich hart. Jedenfalls zwei Stunden lang. Dann durchforstete ich meinen Kühlschrank nach irgendetwas, das die Katze vielleicht aufmuntern könnte. Viel fand ich nicht, aber immerhin war Kaffeesahne da. Mit heißem Wasser brachte ich die kalte Milch auf Trinktemperatur. Dann lockte ich die Katze an. „Komm her, hier gibt’s leckere Mimi. Ganz leckere Mimi. Hmmm. Komm, leckere Mimi.“

Ich gebe ja zu, dass die Wortwahl etwas nach mütterlichem Singsang klingt. Und selbstredend passte ich auch meinen Tonfall sofort dem gemutmaßten Intellekt meines Zöglings an. Das mag kindisch sein, aber jedenfalls ist es durchaus wirkungsvoll.

Tatsächlich kam die Katze nach einigem Zögern näher. Plötzlich schoss sie wie ein geölter Blitz heran und hätte mir fast das Schälchen aus der Hand gerissen. Sie stürzte sich wie ein ausgehungertes Raubtier auf die Milch und schleckte sie restlos auf. Dann musterte sie mich kurz mit so einem unverkennbaren Zeit-wurde-es-Blick und putzte auch das Futter komplett weg. Mir war sofort klar, dass diese Katze auch künftig niemals etwas fressen würde, wenn sie nicht vorher einen Milch-Aperitif bekommt. Das Tier legte sich zum Großreinemachen ihres Fells aufs Sofa. Ich habe unterdes das leidige Namensproblem gelöst: Das Tier bekam den einzigen Namen, auf den es zweifellos jederzeit hören würde. Sie hieß von Stund an Mimi.

Mimi Superstar

Подняться наверх