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4. Über die Grenzen der Witzigkeit

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Der Versuchung witzig zu sein können Menschen nur schwer widerstehen. Auch mir fällt das schwer. Doch es gibt Grenzen. Ich finde es nicht besonders lustig, einen dicken Menschen permanent Klops zu nennen. Auch kann ich der spontanen Witzigkeit nichts abgewinnen, die eine Frau Müller dazu bringt, ihr Kind Lieschen zu taufen.

Allerdings ist eine geradewegs Comedy-lastige Humorigkeit inzwischen allerorten verbreitet. Selbst unter ansonsten völlig humorfreien Menschen. Ich hatte meiner Katzenvermittlerin während unseres mehr als einstündigen Rundgangs kein Lächeln abgewinnen können, obwohl ich es ernsthaft versucht habe. Nur ein einziges Mal hat die Frau geschmunzelt. Das lag aber nicht an mir. Sie musste schmunzeln, als sie mir den Namen meiner Probekatze mitteilte. Die Tierheimmitarbeiterin fand es unglaublich komisch, dass diese arme Kreatur ohne Schwanz im Tierheim auf den Namen Schwänzel getauft worden war. Wegen meiner angeborenen Humorlosigkeit habe ich diesen Namen entgegen allen Vorschriften direkt vor dem Tierheim ausgesetzt.

Die Katze ist folglich nach einer halbstündigen strapaziösen Autofahrt ohne Namen, aber ansonsten weitgehend unbeschadet bei mir zu Hause angekommen. Als sie in meiner Wohnung aus dem Bastkörbchen sprang, würdigte sie mich keines Blickes. Sie erforschte schnurstracks den Ort, an den ich sie verschleppt hatte, und sie war NICHT einverstanden. Sie rannte durch die Zimmer, sprang über sämtliches Mobiliar, inspizierte meinen Schreibtisch und holte eine Staubratte unterm Sofa hervor.

Ich weiß nicht, wonach die Katze suchte, ich jedenfalls suchte nach einem passenden Namen für das Tier. Wir blieben offenbar beide erfolglos.

Weil sich die Katze gar nicht wieder beruhigen konnte, entschied ich, dass das Tier hungrig ist und folglich etwas fressen muss. Selbstverständlich hatte ich bereits vor meiner Fahrt ins Tierheim bestens vorgesorgt. In einem eigens eingerichteten Katzenfutterschrank standen ein Dutzend Büchsen Dosenfutter verschiedener Hersteller und Geschmacksrichtungen sowie zwei Packungen Trockenfutter. Also bereitete ich ein dekoratives, leckeres Menü zu. Für den Augenblick ohne durchschlagenden Erfolg. Nach zwei Stunden hatte die Katze noch nichts angerührt. Das Dosenfutter fing bereits an einzutrocknen. Die Katze ohne Namen lief noch immer aufgeregt hin und her. Ganz langsam fing ich an, mir Sorgen zu machen. Um das Wohlergehen der Katze und um die angemessene Erfüllung meiner Pflichten. Nicht, dass ich meinen „Probevertrag über die Vermittlung einer Katze“ schon gelesen hätte, aber ich war sicher, dass ich mindestens schwere Kerkerhaft zu befürchten habe, wenn ich das Tier verhungern ließe. Noch dazu gleich am ersten Tag.

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