Читать книгу GEOCACHING 2.0 - Der neue Freizeitpark in Oberstdorf - Dieter Krampe - Страница 10

Kapitel 6 - Fiskina in Fischen 06.02., 21:30

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Herbert Vasiljevs, der 60-jährige Besitzer des Restaurants im Kurzentrum „Fiskina“ in Fischen, erhebt sich von seinem geschnitzten Lehnstuhl im Kaminzimmer und rutscht bedächtig neben seinen Gast auf der Kaminbank. Mit Dr. Bettina Ziebach, der Notärztin aus der Klinik Oberstdorf, verbindet ihn eine rein platonische Freundschaft, nachdem sich beide während einer Kreuzfahrt in die Karibik im letzten Oktober kennengelernt hatten. Die 38-Jährige hatte nach ihrer Scheidung ihre Heimatstadt Hamburg verlassen und Hals über Kopf eine Stelle hier im Allgäu angenommen. Außerberuflich hatte sie kaum Kontakte aufbauen können, so dass ihr die Bemühungen ihres „väterlichen“ Freundes gefielen, sie durch gemeinsame Ausflüge, Theaterbesuche und Essen aufzumuntern.

Aber jetzt legt er zärtlich den linken Arm um ihre Schultern. Sie lässt es zu, wirft ihm aber einen fragenden Blick zu. Herbert greift nach dem Glas Rotwein, einem Château Mouton Rothschild 2012, von dem er für besondere Anlässe sechs Flaschen für den Vorzugspreis von 2500 € extra aus Bordeaux einfliegen lassen und eingekellert hat. Sie erhebt ebenfalls ihr noch halb gefülltes Glas, und sie stoßen an.

„Bettina, bitte entschuldige meine Anzüglichkeit, aber ich glaube, ich habe eine tolle Neuigkeit für dich.“

Die Ärztin dreht ihren Oberkörper erwartungsfroh weiter zu ihm herum. „Kannst du endlich deinen Traum wahr machen und eines der großen Hotels in Oberstdorf übernehmen?“

„Das vielleicht auch. Aber ich habe Kontakt zu der Sponsorin des neuen Museumsdorfes „Hohenstein“ drüben in Oberstdorf aufgenommen, besser gesagt mit ihrem Justiziar, einem Dr. Werner Brandenburg aus Friedrichshafen. Er glaubt, dass ich beste Aussichten habe, die Konzession für die Restauration im Freilichtmuseum erteilt zu bekommen. Ich müsste mich nur noch mit einem der Mitbewerber einigen.“

„Schön für dich, Herbert, aber warum sollte das eine gute Nachricht für mich sein? Das klingt doch eigentlich nur nach noch mehr Arbeit und somit noch weniger Freizeit für dich.“

„Versteh doch, der Park „Hohenstein“ wird eine Goldgruppe werden, das spüre ich bis in den letzten Zeh. Und mit den Einnahmen richte ich dir deine eigene Praxis ein, so wie du dir das schon immer gewünscht hast.“ Mutig neigt er seinen Kopf zu ihr und gibt ihr einen Kuss auf ihre rechte Wange. Sie schaut ihn nicht an, ist zu überrascht und weiß nicht, wie sie reagieren soll.

In diesem Augenblick klopft es an der Tür zum Kaminzimmer, ungewöhnlich, da dieser Raum ja auch als normaler Gästeraum zur Verfügung steht. Isabella, Vasiljevs schöne italienische Servierkraft, tritt ein: „Entschuldige, Chefe, isse Monsignore Gruber jetze da. Solle hereinlasse?“

Herbert löst sich von Bettina: „Ist schon gut, Isabella. Sag ihm, ich komme sofort.“

Unaufgefordert erhebt sich Bettina Ziebach augenblicklich, geht zum Garderobenständer und nimmt ihren schwarzen Lodenmantel vom Haken. Herbert folgt ihr wie ein Schatten und hilft ihr in den Mantel.

„Tut mir leid, Bettina. Aber der Michi ist etwas zu früh gekommen. Meine Verhandlung mit ihm ist sehr wichtig, wirst sehen, auch für dich.“

Bettina öffnet eher teilnahmslos die Tür zum Flur und geht durch den Hintereingang zu ihrem roten Toyota RAV4. Beim Aufschließen der Fahrertür mit ihrem elektronischen Schlüssel dreht sie sich kurz um. Mit einem kaum erkennbaren Winken mit der linken Hand steigt sie ein, startet den Motor und rollt auf die Bahnhofsstraße Richtung Oberstdorf.

„Aha, also dieser Wirt aus der „Dolde“ ist Herberts Rivale“, flüstert sie sich selber zu.

Herbert winkt ihrem SUV hinterher, ist aber mit seinen Gedanken schon beim Gruber, Michi. Er geht um das Kurhaus herum und betritt sein Restaurant durch den Haupteingang. Die Begrüßung der beiden Gastwirte ist eher kühl. Der Besitzer der „Dolde“ in Oberstdorf folgt Vasiljevs ins Kaminzimmer, das bereits von Isabella wieder tadellos hergerichtet ist.

„Geh, Michi“, eröffnet Herbert die Verhandlung. „Wie groß ist denn der Schaden an deinem Hotel? Und wie kann ich dir helfen?“

Michael Gruber geht nicht auf die Frage ein und schaut sein Gegenüber kurz mit grimmiger Miene an. „Meine Frau, die Rosi, hat mir gesagt, du wolltest mit mir über die Konzession für das neue Museumsdorf sprechen. Aber da gibt´s nichts zu besprechen. Der Investor hat mir sie fest versprochen und ich werde sie auf „Teufel komm raus“ annehmen.“

„Trotzdem bist du meiner Einladung gefolgt. Schau, ich weiß, dass du durch den Brand finanziell in Nöten bist. Willst du dir wirklich noch die Investitionen für die Museumsrestauration ans Bein binden?“

„Woher hast du denn den Blödsinn? Unser Hotel läuft prima.“

„Ach, Michi“; wendet Herbert herablassend ein, „wir leben doch hier auf dem Land. Da pfeifen die Spatzen so einiges vom Dach.“

„Bei mir pfeifen sie dann aber nur Schwachsinn!“ Michael möchte das Gespräch augenblicklich beenden. Ihm ist jetzt ganz klar geworden, der Fiskina-Wirt will ihn über den Tisch ziehen, egal wie er sich auch verhält. Dabei hatte er noch vor wenigen Minuten gedacht, er könne sich im Guten mit ihm einigen. Jetzt dreht er sich demonstrativ um und wendet sich zur Tür. „Und du kriegst von mir bestimmt gar nichts!“

Vasiljevs haut plötzlich mit der rechten Faust auf den Tisch, das friert jede Bewegung des Oberstdorfers abrupt ein. „Willst du dich und deine Familie wirklich unglücklich machen? Die abgebrannte „Schnatossi-Bar“ muss dir doch eine Lehre sein.“

Gruber dreht sich langsam um. „Was willst du damit andeuten? Der Brand der Pistenbar ist durch einen Gasheizer entstanden, den einer meiner Barleute unbeaufsichtigt gelassen hat.“

„Du glaubst wirklich der Feuerwehr? Diese Ursache war für sie am einfachsten. Aber ich weiß, dass da jemand von außen seine Hände im Spiel hatte. Und wer weiß, ob der nicht noch einmal bei dir vorbeischaut?“

Ohne Erwiderung ergreift Gruber die Türklinke und eilt hinaus.

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