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Kapitel 15 - Illersprung 14.02., 22:00

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Die drei Quellflüsse Trettach, Stillach und Breitach vereinigen sich zwei Kilometer nördlich vom Oberstdorfer Zentrum zur Iller, die dann nach 147 km bei Ulm in die Donau mündet. Direkt neben dem Zusammenfluss steht die Skulptur „Illersprung“, auf der drei nackte Frauen ihre Arme Richtung Fischen recken. Der Oberstdorfer Künstler Walter Kalot hatte dieses Kunstwerk geschaffen. Da es dem Gemeinderat zunächst zu freizügig war, wurde die Skulptur verschämt in einem Park aufgestellt, bis sie im Jahr 2005 an den wahren Illersprung umziehen durfte.

Obwohl fast Vollmond herrscht, verdunkeln schnell ziehende Wolken immer wieder den Wanderweg zwischen Oberstdorf und Ruby. Ein eisiger Wind pfeift durch die Waldschneise. Es beginnt zu schneien.

Aus Richtung Oberstdorf nähert sich vom Campingplatz „Ruby-Camp“ ein schwaches Licht. Der Strahl einer einsamen Lampe wandert hin und her, kommt aber der Kurve am Illersprung schnell näher. Nein, es ist ein Radfahrer, dessen Fahrradlampe die Lichtspuren in die Luft zaubert. An der Skulptur springt der Fahrer sportlich von seinem weißen „Giant“-Rennrad, schiebt es zur Skulptur und lehnt es dort an.

Der Mann schnauft ungewöhnlich stark; er scheint so schnell hierher gekommen zu sein, wie er nur konnte. Jetzt dreht er sich langsam um. Doch es ist niemand zu sehen, nur sein eigenes trübes Schattenbild hebt sich etwas auf der leichten Schneeschicht ab. Daher holt er nun seine kleine Taschenlampe aus der Anoraktasche und klettert hinter das grün gestrichene Gitter aus Stahlrohren. Tatsächlich hängt hier hinten eine Plastiktüte der Firma „Netto Marken-Discount“.

Der Radler greift in die Tüte und zieht eine Videokassette heraus, die in Folie eingeschweißt ist. Er steckt sie schnell in seine Adidas-Sporttasche, die er auf dem Rücken trägt. Nun lugt er zwischen den Stangen des Geländers in beide Richtungen des Waldweges. Da sich kein Überbringer des Päckchens zeigt, überlegt er kurz, ob er das Kuvert, das noch in der Tasche liegt, nicht wieder mitnehmen soll. Dann nimmt er den Brief doch heraus und steckt ihn wie gewünscht in die Plastiktüte.

Bei der Rückkehr auf den Weg rutscht er in der Matsche aus und knallt mit dem Kopf an die oberste der Frauenfiguren, deren Haare sich in seine Stirn schneiden, so dass Blut in seine Augen spritzt. Der Mann kneift rasch die Augen zu, schnellt die Arme hoch, um das Blut von der Stirn zu wischen. In diesem Augenblick bohrt sich ein schmaler, 9 mm dicker, 40 cm langer Armbrustbolzen aus Aluminium mit leuchtend roter und gelber Kunststoffbefiederung mitten in sein Herz.

Der Getroffene macht einen Schritt zurück und stürzt mit weit geöffneten, von Panik erfüllten Augen mit immer noch erhobenen Händen hinter die Skulptur. Es sieht so aus, als wenn er um Gnade flehen würde, um dann rücklings die Böschung zur Iller hinunterzurutschen.

GEOCACHING 2.0 - Der neue Freizeitpark in Oberstdorf

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