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MÄRZ

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Die Zahl der Opfer

Komisch, dass sich das Ganze immer noch Friedensprozess nennt. Denn den entdecke ich leider nirgendwo. Seit ich denken kann, taucht alle paar Jahre ein neuer Friedensplan auf. Aber der Konflikt in Israel und Palästina schwelt nun schon Jahrzehnte vor sich hin – und die Signale, die ich in den Medien wahrnehme, klingen nicht nach einer baldigen Lösung.

Es ändert sich irgendwie nichts: Die einen töten mit Selbstmordattentaten, die anderen mit Soldaten. Einig sind sich die Kontrahenten nur in einem einzigen Punkt, nämlich dem Bewusstsein: »Wir, ja, wir verteidigen uns doch nur! Aggressiv sind die jeweils anderen.«

Ich habe in Israel-Palästina sowohl mit Juden als auch mit Palästinensern gesprochen und war überrascht, dass ich von beiden exakt die gleichen Geschichten gehört habe. Die waren schrecklich, hatten mit persönlichen Verlusten zu tun und mündeten alle in dem Aufschrei: »Unser Verhalten ist nur Notwehr. Wir sind die Opfer!«

Ich kann hier gewiss nicht versuchen, den Nahostkonflikt zu bewerten, aber eines weiß ich aus eigener Erfahrung: Menschen, die sich nur als Opfer sehen, lösen keine Konflikte. Niemals. Ein Opfer fühlt sich in die Ecke gedrängt, unterstellt dem anderen nur noch schlechte Motive und verliert jedes Realitätsgefühl. Wer sich nur als Opfer sieht, glaubt, dass er erst dann gewonnen hat, wenn der andere klein beigibt. So funktioniert Friede aber nicht.

Die Friedenspolitik der Bibel sieht anders aus. Sie sagt erstens: »Du bist niemals nur Opfer. Du bist verantwortlich für dein Tun.« Und zweitens: »Vergiss nie, dass du von Gott geliebt wirst. Ganz gleich, wie widrig die Umstände auch sein mögen: Da ist einer, der dich liebt und achtet. Wenn du dir das bewusst machst, dann kommst du aus der Opferrolle heraus und kannst der Welt friedlicher begegnen.«

Moment mal!

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