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MÄRZ

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Adler und Hühner

Kennen Sie die Geschichte von dem Bauern, der beim Wandern ein Adlerküken entdeckt, das aus dem Nest gefallen ist, und es mit nach Hause nimmt? Ich liebe diese Geschichte. Der Bauer findet also einen jungen Adler und zieht ihn mit seinen Hühnern groß. Der Adler lernt, wie man pickt und gackert und auf einer Stange sitzt. Nur mit dem Eierlegen klappt es nicht so richtig.

Eines Tages kommt dann ein Fremder auf den Hof, sieht den Adler und fragt den Bauern: »Wieso benimmt der sich wie ein Huhn?« »Ach«, sagt der Bauer, »das ist eigentlich ein Huhn. Lassen Sie mir das Viech bloß in Ruh!« Doch der Fremde beugt sich zu dem Vogel und sagt: »Hey, du bist ein Adler. Du kannst fliegen. Du gehörst in den Himmel, nicht auf den Boden.«

Das Schlimme ist: Der Adler hat sich an das Hühnerdasein gewöhnt und wagt es nicht, seine Flügel zu benutzen. Auch dann nicht, als der Fremde ihn hoch in die Luft hält: »Du bist ein Adler. Du kannst fliegen. Du gehörst in den Himmel.« Nichts. Erst als der Mann mit dem Adler ins Gebirge steigt und der die Hühner nicht mehr sieht, wagt er es, seine Schwingen auszubreiten. Und dann fliegt er davon. »Du bist ein Adler. Du kannst fliegen. Du gehörst in den Himmel.«

Ich liebe diese Geschichte, weil sie einige Kernaussagen der Bibel wiedergibt: Jeder Mensch ist wie dieser Adler. Und leider gibt es zu viele Bauern, die ihm einreden wollen, er sei ein Huhn. Ein Adler gehört aber nicht in den Hühnerhof, er braucht die Dimension des Himmels, um sich entfalten zu können. Es ist falsch, wenn Adler die Möglichkeiten, für die sie geschaffen sind, nicht ausnutzen und niemals fliegen. Und es ist traurig, wenn Menschen die Weite des Himmels in ihrem Leben nicht finden.

Moment mal!

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