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Die Vermählung

Wie versprochen ritten sie am nächsten Tag aus. Der Sultan half Eva Ari zu satteln und dann stiegen sie auf. Der Hengst blieb ganz ruhig stehen. Dann ging es für zwei Stunden hinaus in den Sand und die Wüste. Er erklärte ihr einiges und erzählte von den umliegenden Beduinen-Zelten, die alle zu ihm gehörten und ihm unterstanden. Auch erklärte er ihr einiges wegen der Vorbereitungen für die Vereinigung. Seine Frauen müssten ihm auch noch das ‚Okay‘ geben, aber wenn sie von ihrem neuen Namen hörten und dass sie ihn angenommen hatte, würden sie nichts mehr dagegen haben. Auch die hohen Würdenträger können dann wenig dagegen machen.

Nach dem Ritt zog Eva sich um und ging mit Kadir zu ihren Kollegen. Kadir würde sie jetzt immer auf Schritt und Tritt begleiten. Zumindest so lange sie hier war. Ihre Kollegen freute es, sie wiederzusehen. Sie war einige Tage nicht erreichbar gewesen für sie. Sie hatten aber ihre Bemühungen beim Reiten mit Ari gesehen.

„Frau Dr. Evans, wie sieht es aus. Wir könnten die nächsten Tage schon abreisen. Könnten Sie sich von dem Land und dem Sultan trennen?“

Sie wollten sie aufziehen, doch das ging total daneben. Natürlich hatten sie es mittlerweile mitbekommen, dass da mehr war als nur Arzt und Patient.

„Wenn Ihr wollt, könnt ihr schon abreisen. Ich bleibe noch hier und komme später nach.“

„Nein. Wir sind miteinander gekommen und fahren wieder miteinander nach Hause“, sagte Dr. Meier.

„Nein, das kann ich nicht. Ich habe dem Sultan etwas versprochen.“

„Was kann das sein, dass sie noch länger hierbleiben wollen?“

„Die Hochzeit des Sultans. Er heiratet in vier Tagen und da muss ich anwesend sein. Wenn Ihr wollt, könnt Ihr auch so lange bleiben und dann danach abreisen. Dann könnt Ihr wenigstens etwas erzählen, wenn Ihr zu Hause seid.“

Sie sahen sie argwöhnisch an. Was konnte so wichtig sein, dass sie bei der Hochzeit anwesend sein musste. Dr. Meier durchschaute es sofort.

„Sie wollen doch nicht sagen, dass SIE ihn heiraten? Dass Sie ihm das versprochen haben, wenn er sich operieren lässt. Er hätte sich auch so operieren lassen müssen.“

Er wollte auf sie zugehen. Doch Kadir stellte sich vor Fatma.

„Kadir danke, aber ich mache das schon.“

Ihr Diener ging wieder zwei Schritte zurück. Die beiden Ärzte sahen Eva erstaunt an.

„Ihr seid herzlich eingeladen. Ich mache das alles freiwillig und kommt bitte nicht auf dumme Ideen. Denn sonst kann ich euch nicht mehr helfen. Wenn ihr bis zur Hochzeit bleibt, könnt ihr danach nach Hause fahren. Oder ihr könnt auch schon jetzt fahren. Das ist euch überlassen. Ich werde danach noch etwas hierbleiben.“

Sie dachten, sie wäre verrückt geworden.

„Dr. Evans, das kann doch jetzt nicht Ihr Ernst sein. Sie wollen diesen Sultan heiraten und dann noch hierbleiben? Wer weiß, ob er sie danach tatsächlich gehen lässt.“

„Doch, wir haben einen Deal, er hält seine Abmachung und ich muss meine einhalten. Und außerdem …“

Beide sahen Dr. Evans erwartungsvoll an.

„…und außerdem ist es mein Schicksal. Da könnt ihr nichts dagegen machen und ich auch nicht. Ich kann es annehmen und das Beste daraus machen, sonst stellt es sich gegen mich. Ich muss nur wissen, bleibt ihr oder fahrt ihr?“

Sie sahen sich verwundert an. Dr. Meier ergriff das Wort. Mit Dr. Weck konnte man so etwas nicht besprechen. Der hatte immer noch Angst. Aber solange es Dr. Evans gut ginge, ginge es ihnen auch gut. Also brauchten sie keine Angst zu haben. Er hatte nur Angst, dass Eva nicht mehr von hier wegdurfte.

„Wir bleiben, bis sie auch nach Hause fahren.“

Plötzlich gingen Dr. Weck die Nerven durch.

„Ich bleibe sicher nicht ein Leben lang hier, nur weil sie den Sultan heiraten muss und Mutter Theresa spielen will!“

Dr. Meier drückte ihn in eine Ecke.

„Halten Sie das Maul oder ich stopfe es Ihnen. Wenn es sein muss, bleiben wir hier! Wir lassen unsere Kollegin nicht alleine. Denn wenn wir hierbleiben, hat sie eine bessere Chance wieder nach Hause zu kommen, als alleine. Und jetzt reißen Sie sich zusammen. Sie ist eine Frau und mutiger als wir beide zusammen!“

Da war es wieder! Sie ist mutiger! Es war ihr Schicksal! Dann drehte er sich um und ließ den wimmernden Dr. Weck stehen.

„Dr. Evans …“

Kadir trat einen Schritt nach vorn und sagte: „Bitte ab jetzt Fatma zu der Herrin sagen.“

Beide Ärzte sahen ihn verdutzt an.

„Das ist mein neuer Name und ich darf nur mehr mit ihm angesprochen werden. Bitte halten auch Sie sich daran“, erklärte es ihnen Fatma.

„Fatma, sagen Sie dem Sultan, dass es uns eine Ehre ist, der Hochzeit beizuwohnen und wir werden erst fahren, wenn auch Sie wieder abreisen. Danke sehr.“

Dr. Maier verbeugte sich sogar vor ihr.

„Danke euch beiden, dass ihr die Stellung haltet. Ihr könnt euch frei bewegen und dürft sogar ärztlich tätig sein. Der Sultan wird veranlassen, dass sich die Leute untersuchen lassen sollen. Damit ihr nicht den ganzen Tag untätig herumsitzt. Ihr bekommt auch einen Dolmetscher gestellt. Damit bedanke ich mich auch im Namen des Sultans und wir sehen uns irgendwann nach der Hochzeit wieder.“

Fatma verbeugte sich vor ihnen und ging mit Kadir in ihre Gemächer. Am nächsten Morgen ritten sie wieder aus. Dr. Meier sah ihnen zu. Es war kein Zwang dabei, bei gar nichts, wenn er daran dachte, was geschehen war. Dr. Evans machte immer alles freiwillig. Oder hatte sie sich so unter Druck setzen lassen? Nein, dazu war sie nicht der Typ. Im Gegenteil, sie setzte alle unter Druck. Oder … hatte Eva sich in ihn verliebt? Würde sie wieder nach Hause fahren? Man würde es sehen. Sie mussten ihr Zeit lassen.

Am nächsten Morgen erzählte sie dem Sultan, was sie ihnen angeboten hatte.

„Ich hoffe, ich habe in Ihrem Namen gehandelt. Aber sie die ganze Zeit untätig hier herumsitzen zu lassen wäre nicht gut. Dann würden sie vielleicht auf dumme Gedanken kommen.“

„Das war weise gedacht von meiner zukünftigen Frau. Ich werde alles Weitere veranlassen.“

Dass sie blieben, störte ihn ein wenig. Aber es war ihre Entscheidung. Nach dem Ritt verabschiedete er sich noch im Stall von ihr.

„Das ist das letzte Mal vor der Vereinigung, dass ich dich sehen darf. Ich sehe dich erst bei der offiziellen Übergabe wieder. Da du ja keine Mutter hast, wird das meine zweite Frau Aischa erledigen. Miriam hat seit deiner Geburtshilfe bei Yasminda einen Zorn auf dich. Sie wird auch nicht der Zeremonie beiwohnen. Aber ich glaube, dass wird dich nicht stören. Ich bin ihr nicht böse. Da sie nach der Geburt unserer Tochter Kahina15 krank geworden war und dadurch keine Kinder mehr bekommen kann, hat sie sich der Kräuterkunde gewidmet, um anderen zu helfen. Nur konnte sie mit ihrem Wissen Yasminda trotzdem nicht helfen. In die Wüste kann ich sie deswegen auch nicht schicken. Sie bleibt trotzdem meine Frau.“

Er nahm sie sanft in seine Arme und küsste sie.

„Der Kuss soll dich daran erinnern, dass wir bald Mann und Frau werden. Ich verzehre mich jetzt schon nach dir. Aber dafür ist später die Freude umso größer. Kadir wird dir alles erklären, was du über die Zeremonie wissen musst. Er darf auch als einziger Mann bei dir bleiben. Weil du ja einen Übersetzer brauchst. Er wird, wenn es nötig ist, die Augen schließen. Normalerweise darf kein Mann dabei sein. Denn Frauen und Männer feiern getrennt.“

Dann küsste er sie noch mal rasch und verschwand. Seine Geduld wurde auf eine harte Probe gestellt. Er hätte sie schon vor ein paar Tagen gerne genommen, aber es musste alles offiziell sein.

***

Am Abend kamen Aischa und Amal mit ein paar Dienerinnen um Fatma für die Zeremonie vorzubereiten. Sie wurde gebadet und sogar am ganzen Körper rasiert. Nur ihre Haare und ihre Augenbrauen durften bleiben. Sie genoss das sehr. Fatma wurde auch abgetrocknet und gut parfümiert. Sie durfte sich den Duft selber aussuchen. Rosmarin und Jasmin. Sie lachten dabei.

„Was haben sie, Kadir?“, fragte sie ihn.

Er stand bei der Tür und sie war hinter einem Sichtschutz für seine Augen versteckt.

„Der Duft der Könige, Sahiba.“

„Danke.“

Dann wurden ihre Hände und Füße mit Henna bemalt. Die Frauen erzählten von ihrer Vermählung und Kadir musste übersetzen. Manchmal wurde er dabei sogar etwas verlegen. Alle gingen nach dem aufregenden Tag spät schlafen. In der Früh kamen alle Frauen wieder und halfen Fatma beim Anziehen. Sie durfte sich ein Kleid aus fünf Farben auswählen, entweder braun mit orange, blau, gelb, rot oder violett. Sie konnte sich nicht entscheiden zwischen blau und violett.

„Sie können beide tragen, eines jetzt zu den Feierlichkeiten und das andere dann am Abend bei der Übergabe, sagte Amal und Kadir übersetzte.

„Ich darf sogar zwei Kleider tragen?“

„Ja! Manche tragen sogar noch mehr. Aber der Sultan hat die Feierlichkeiten zusammengelegt. Die anderen dürfen dann noch weiterfeiern, auch wenn das Brautpaar nicht mehr anwesend war. Eigentlich wäre morgen der Tag der Übergabe, aber er wollte es nicht so. Denn heute ist der längste Tag im Jahr, den will er mit Ihnen genießen.“

Dann klopfte es. Omar durfte eintreten, da Fatma noch hinter der Wand stand.

„Ich bringe die Morgengabe für die Sahiba. Der Sultan wusste nicht, was sie fordert oder besser gesagt, was ihre Familie fordert, da ja keine da ist. Also soll sie sich zwei Stücke aussuchen.“

Amal ging zu Omar und nahm die Schatulle, in der der Schmuck lag. Aischa und Amal waren schon neugierig, was der Sultan Fatma geschickt hatte. Bei ihnen hatten es die Eltern ausgehandelt. Als sie die Schatulle aufmachten, hörte man Entzückungsschreie der beiden Frauen, jedoch keinen von Fatma. Sie starrte die Ketten nur an. Zwei stachen ihr sofort ins Auge. Genauso wie bei den Kleidern.

Jetzt wusste sie auch, was sie wann tragen würde. Die Steine waren alle in Gold eingefasst. In der Mitte des Anhängers war ein großer violetter Amethyst in der Form eines Herzens und drum herum viele kleinere Steine. Die andere Kette war auch aus Gold und darin waren blaue Steine eingeschlossen. Der mittlere war in der Form einer Tulpe angelegt. Und rundherum waren größere und kleinere blaue Steine eingefasst. Fatma nahm beide sehr vorsichtig und ehrfurchtsvoll heraus. Sie hatte noch nie solch schöne und teure Ketten gesehen. Die waren sicher sehr wertvoll. Der Sultan soll ja auch sehr reich sein. Wie reich wusste man nicht. Amal und Aischa sahen sie an. Fatma sagte kein Wort und war sehr ehrfurchtsvoll. Beide Ketten legte sie auf den Tisch nebenan. Dann klappte sie die Schatulle wieder zu. Amal brachte sie zu Omar zurück.

„Sag dem Sultan meinen besten Dank.“

Er verbeugte sich und eilte zum Sultan zurück. Der war auch schon sehr unruhig und neugierig, was sie genommen hatte.

„Und was hat sie gesagt oder getan?“

„Sie bedankt sich beim Sultan.“

„Und weiter? Spann mich nicht auf die Folter. Raus mit der Sprache, Omar!“

„Es gibt nichts zu sagen. Amal holte die Schatulle und sie und Aischa kreischten vor Freude. Fatma sagte kein Wort. Sie nahm ganz sanft die Ketten heraus und bedankte sich.“

„Und jetzt sehen wir nach wer gewonnen hat.“

Er hatte mit ihm gewettet, dass sie die blaue und die violette Kette nehmen würde. Omar setzte die gelbe und die orange dagegen. Wenn Omar gewann, dann hatte er die Ehre das Tuch mit ihrem Blut von der Oase fortzubringen. Wenn er verlor, durfte es ein anderer machen. Omar verlor! Er musste bleiben und auf den Reiter warten.

Natürlich war er etwas sauer. Aber er durfte trotzdem der erste sein, der das Tuch danach sah. Und als Beweis ihrer Jungfräulichkeit seinen Frauen und den Würdenträgern zeigen.

Jeder erwartete natürlich, dass kein Tuch kommen würde, da es keine Jungfräulichkeit gab. Diese Ungläubigen sparten sich dafür ja nicht auf.

Um die Mittagszeit zog Fatma das violette Kleid mit der violetten Kette an. Sie wurde zu den Würdenträgern geführt und dort mit dem Sultan vermählt. Der sah sie nur mit bewundernden Blicken an. Und erfreute sich ihres guten Geschmacks. Dann wurde sie zu den Frauen geführt, wo gefeiert wurde und der Sultan ging zu den Männern.

Er wäre jetzt schon gerne mit ihr fortgeritten. Dass er beabsichtigte mit ihr wegzureiten, wussten nur Omar und Kadir. Er wollte nicht, dass sie seine oder ihre Schreie hören würden. Obwohl sehr viel Lärm wäre. Aber es gab immer Lauscher. Den Sultan beschäftigte auch das Problem mit der Jungfräulichkeit. Was sollte er machen, wenn sie keine Jungfrau mehr war? Sie sagte doch, dass sie den Sex genoss? Er musste das später überlegen. Jetzt forderten alle seine Aufmerksamkeit. Die Nacht nahte und nach dem Nachtgebet durfte sie endlich zu ihm. Fatma wurde in die dafür vorbestimmten Räumlichkeiten gebracht, in denen er schon wartete. Sie kam wie vermutet in dem blauen Kleid mit dem blauen Schmuck. Die Frauen verabschiedeten sich.

„Fukran“, sagte die Braut zu ihnen.

Jetzt waren sie alleine. Ihr war trotzdem nicht ganz wohl dabei. Er starrte sie nur an. Sie sah atemberaubend aus. Er hatte sich sogar rasiert für sie. Nicht ganz, aber der Bart wurde kräftig gestutzt. Das gefiel ihr. Sie hatte sich mal beschwert, dass er nur Haare im Gesicht hatte und ob er die nicht etwas schneiden lassen könnte. Er musste ihn ja nicht ganz abrasieren. Denn hier trugen die meisten Männer Bärte.

Als die Frauen weg waren, schlich Omar herein.

„Die Luft ist rein“, sagte er.

Was sollte das? Wieso kam Omar, wenn sie beide alleine sein sollten? Er brachte auch eine andere Kleidung für sie mit. Alles auch in Blau gehalten. Sogar der Turban war blau.

„Dort hinten kannst du dich umziehen. Wir bleiben nicht hier. Ihr würdet sagen, wir machen Flitterwochen. Zieh dich bitte rasch um.“

Er wirkte etwas nervös. Zu was hatte er sie dann so anziehen lassen? Fatma tat wie befohlen und zog sich um. Das Kleid wich einer weiten Hose und einem kurzen Kaftan. Dann nahm er sie bei der Hand und zog sie mit sich. Sie schlichen durch einen Geheimgang hinaus zu den Ställen. Es passte keiner auf. Alle feierten. Die Pferde waren schon gesattelt. Darum musste sie unbedingt reiten lernen. Der Sultan selbst stahl die Braut! Sie führten die Pferde durch das Tor, stiegen draußen auf und ritten davon. Fatma wusste nicht wohin. Sie ließ sich von Kasim und Ari führen.

Der Sultan von Karisi

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