Читать книгу Der Sultan von Karisi - Felicitas Dakota - Страница 13

Оглавление

Der Brunnen

Am nächsten Morgen bat Fatma um ein Gespräch beim Sultan. Man konnte und durfte nicht einfach so zu ihm. Nicht mal sie, als seine Frau. Er ließ sie sofort holen. Was konnte so wichtig sein?

„Guten Morgen Sultan Kasim. Ich hätte eine große Bitte. Die kannst nur du mir gewähren. Kadir sagte, dass musst du entscheiden, das darf ich nicht alleine.“

„Und welche Bitte hast du, Fatma?“

Es tat weh, mit ihr so reden zu müssen. Er hätte sie lieber in den Arm genommen.

„Darf ich mit den Ärzten speisen, denn sie wollen sicher wissen, ob es mir gut geht. Kadir wäre immer anwesend, damit keine Gerüchte aufkommen.“

„Ja darfst du, aber ich kann es dir nur einmal erlauben und nicht jeden Tag. Das musst du wissen.“

„Ja, Kadir hat mir das schon erklärt. Ich würde sie gerne heute Abend zum Essen einladen.“

„Ist erlaubt.“

Fatma verbeugte sich und ging. Kadir durfte somit zu ihren beiden Kollegen gehen und es ihnen sagen. Die freuten sich, sie wiederzusehen. Sie wohnten ja in einem anderen Teil des Palastes. Während der Sultan, Fatma und seine anderen Frauen im Ostteil des Palastes ihre Gemächer hatten, wohnten die beiden Ärzte im Westteil. Und sie wurden auch noch bewacht. Also gab es auch keinen unbefugten Zutritt. Während Fatma die Ärzte zu Besuch hatte, hatte der Sultan Amal zu Besuch. Sie freute sich ihren Sultan wohlauf und gesund wiederzusehen. Bei der Gelegenheit stellte er seine Männlichkeit mehr als einmal unter Beweis, damit Amal es den anderen Frauen gleich berichten konnte.

Die beiden Ärzte wollten auf Fatma zugehen, doch Kadir vertrat ihnen den Weg.

„Setzt euch doch. Wir können auch so reden. Erzählt mir, wie ist es euch in der Zwischenzeit ergangen ist.“

„Wir würden lieber mehr von Ihnen hören, Dr. Evans.“

Sie sah Dr. Maier erschreckt an und Kadir bekam einen Hustenanfall. Diesmal ließ er es noch durchgehen, wegen ihrer Freude, dass es der Sahiba Fatma gut ginge.

„Entschuldigen Sie, Sahiba Fatma, dass ich sie falsch ansprach“, sagte er schnell und verbeugte sich vor Kadir, um sich so zu entschuldigen.

Er nahm die Entschuldigung an.

„Der Sultan kam tatsächlich noch vor der Hochzeit bei uns vorbei und fragte um das Einverständnis, Sie heiraten zu dürfen. Doch was sollten wir sagen? Das hatten Sie ja bereits entschieden und so gaben wir ihm unsere Zustimmung. Der Sultan gab uns noch die Erlaubnis, uns frei im Palast bewegen zu dürfen und dass wir auch Untersuchungen durchführen könnten. Wir bekamen auch einen Dolmetscher zugewiesen. Ein sehr netter Mann. Ormaz16 ist sein Name. Es kamen einige Patienten mit Kleinigkeiten, aber nichts Wichtigem, zu uns. Die Feierlichkeiten dauerten vier Tage, bis wieder alles seinen geregelten Gang nahm. Dann erkundeten wir den Palast, aber nur so weit wie wir durften. Ja und jetzt freuen wir uns schon darauf, bald wieder heimkehren zu können. Können sie in der Hinsicht schon etwas sagen?“

„Nein, dazu kann ich noch gar nichts sagen.“

Inzwischen waren sie auch bereits mit dem Essen fertig. Nach dem Kaffee mussten sie auch schon wieder gehen. Sie hatten sie sehen dürfen, das war schon ein gutes Zeichen. Das bestätigte ihnen auch Ormaz.

„Mehr dürfen sie von der Fatma Sahiba nicht erwarten.“

Aber Fatma war es zu langweilig. Also ging sie im Palast spazieren. Was sollte sie sonst auch den ganzen Tag machen. Was machten die anderen? Die hatten Kinder und da gab es genug zu tun. Sie fand den Brunnen, von dem sie schon gehört hatte. Sie saß des Öfteren dort und sah ihm zu. Am nächsten Abend, als sie in ihr Gemach zurückkam, wartete der Sultan auf sie. Sie erschrak.

„Ich habe erfahren, dass du mit den Ärzten gespeist hast.“

„Aber das wusstest du doch. Ich hatte dich um Erlaubnis gebeten.“

Er stand auf, ging zu ihr und flüsterte ihr zu: „Miriam hat sich beschwert und sie kennt hier alle Schleichwege. Ich weiß nicht, ob sie jetzt gerade zuhört. Tu so, als würdest du weinen und mich um Verzeihung anflehen. Ich werde später am Abend kommen und alles wiedergutmachen.“

„Bitte Sultan Kasim, verzeihe es mir. Es wird nicht wieder vorkommen.“

„Das ist auch gut so. Ich komme später und bestrafe dich!“

„Ja Sultan.“

Sie musste sich tief verbeugen, damit man ihr Lachen nicht sah. Strafe war für sie, wenn er nicht kommen durfte. Er kam, aber leider zu spät. Fatma war schon vor lauter Müdigkeit eingeschlafen. Am nächsten Tag ging sie wieder zum Brunnen. Sie fand eine Blume an der Mauer, wo kaum Erde oder Sand war. Aber sie wuchs trotzdem. Fatma befreite sie von der kahlen Mauer und setzte die Blume etwas abseits neben dem Brunnen wieder ein. Sie holte mit der Hand etwas Wasser heraus und goss damit die Blume. Dann setzte sie sich an den Rand des Brunnens und hielt ihre Hand hinein. Es wunderte Fatma, dass es eiskalt war. Trinken konnte sie es nicht. Es war viel zu kalt dafür. So fand sie der Sultan vor. Ihn wunderte es, dass sie die Hand ins Wasser legen konnte.

„Was machst du hier?“

„Ich sitze hier und sehe dem Brunnen zu, wie sein Wasser rinnt und plätschert. Nur Trinken kann man es nicht.“

Er setzte sich zu ihr. Nahm eine Handvoll Wasser und sagte: „Trink es aus meiner Hand.“

Und tatsächlich - da konnte sie es trinken.

„Wieso kann ich das Wasser aus deiner Hand trinken und aus meiner nicht?“

„Eigentlich dürftest du deine Hand gar nicht in das Wasser halten können.“

„Und wieso nicht?“

„Weil es um den Brunnen eine Geschichte gibt. So lange ein männlicher Nachkomme da ist, wird das Wasser fließen. Hat der Sultan keinen eigenen Erben, so versiegt der Brunnen und ein anderer seiner Linie übernimmt seinen Platz. Aber nur der rechtmäßige Erbe kann seine Hand in das Wasser tauchen. Die anderen verbrennen sich oder die Hand vereist.“

Zum Beweis tauchte er noch einmal seine Hand in das Wasser. Fatma konnte es auch, aber ihr war es viel zu kalt.

„Warum kann ich es auch? Ich bin doch kein rechtmäßiger Erbe.“

„Vielleicht trägst du den rechtmäßigen Erben bereits in dir?“

Sie sah ihn erschrocken an. Das hieße, sie müsse hierbleiben? Das wollte sie aber nicht! Noch nicht!

„Tut mir leid, ich wollte dich damit nicht erschrecken. Ich habe dich gesucht, denn ich will mich für gestern entschuldigen. Ich war in deinen Gemächern, aber du hattest schon geschlafen. Miriam ist lästig und verbreitet Gerüchte über dich. Es will sie jedoch keiner anhören. Und heute muss ich sie bestrafen. Danach will ich nicht mehr zu dir. Ihren Schmutz zu dir tragen. Sie mochte dich von Anfang an nicht. Aber du bist jetzt meine Frau und das muss sie akzeptieren. Egal wie lange du hier bist.“

Er gab ihr noch einen Kuss und ging. Die Blume trauerte schon. Fatma gab ihr noch etwas Wasser. Eine Träne fiel mit hinunter. Der Sultan sah das noch.

Am Abend hallten die Schmerzensschreie von Miriam durch den Palast. Fatma musste sich die Ohren zuhalten. Sie hatte den Sultan gut gelehrt. Doch ihm war nicht so wohl dabei, wie bei Fatmas Bestrafung. Bei ihr hatte es ihm Spaß bereitet.

Drei Tage später konnte er Fatma endlich wieder besuchen. Sie lagen sich sofort in den Armen. Ihm war es egal, ob Miriam irgendwo zusah. Sie sollte nur sehen, wie glücklich er mit ihr war. Und wie es ihr gefiel. Er rechnete aber nicht mit ihrer Rache. Denn dann müsste er sie verstoßen. Sie wollte zwar noch mehr Lügen über Fatma verbreiten, aber seine Frauen glaubten es ihr sowieso nicht mehr und Miriam wurde nur durch die Gnade des Sultans verschont.

Der Sultan von Karisi

Подняться наверх