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Vor dem Aufbau gilt es „Ruinen“ abzutragen

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Misstrauen Sie allen Versprechungen, die Ihnen einreden wollen, Sie könnten Ihre Ängste nachhaltig binnen kürzester Zeit loswerden. Wer Ihnen Derartiges weismachen will, ist entweder ein Scharlatan oder ein Betrüger. Es gibt hier nur eine einzige Ausnahme: einige sehr spezielle Phobien – wie etwa die panische Angst vor dem Zahnarzt – lassen sich manchmal hypnotisch begegnen.

Nun gibt es eine – von Michael Harner und seiner „Foundation of Shamanic Studies“ entwickelte – Methode, die sich „Shamanic Counseling“ nennt und unter anderem bei Angstpatienten oft hervorragende Ergebnisse erzielt, wenn der Counselor eine solide Ausbildung absolviert hat und über ausreichende praktische Erfahrung verfügt.

Der Counselor führt seine Klienten dabei fünf Wochen lang durch inhaltlich aufeinander aufbauende Trance-Sitzungen und bespricht die Ergebnisse mit ihm. Ich selbst habe diese Technik wieder und wieder praktiziert und dabei immer dieselbe Erfahrung gemacht. Zumindest die erste Sitzung, nicht selten auch die ersten beiden Sitzungen, sind reine „Abrissarbeit“ und für den Klienten meist alles andere als angenehm. Er muss sich alten Traumen stellen, muss aufhören, überall ängstlich Halt zu suchen, sich von seinen oft manischen Sicherheitsbedürfnissen verabschieden. Er muss gründlich loslassen, ohne dafür zunächst einen tragfähigen Ersatz zu bekommen. Manchmal hatte ich das Gefühl, meinem Klienten wird buchstäblich auch noch das letzte bisschen Boden unter den Füßen fortgerissen, auf das er sich geflüchtet hatte.

Wer in dieser Phase den Weg ohne erfahrene Begleitung gehen würde, könnte nur allzu leicht resignieren, weil ihn das Gefühl bedrückt: „Jetzt wird ja alles noch viel schlimmer.“ Das steigert die Angst zu Panik und wird als Rückschlag empfunden. Und mitten in diesem vermeintlichen Desaster bricht man dann die hoffnungsvoll begonnene Selbsttherapie ab und macht damit wirklich alles noch schlimmer.

Aber es führt kein Weg daran vorbei: Wer die baufällige Ruine, in der er wohnt, nicht mehr sanieren kann, muss sie erst abreißen, ein neues Fundament legen und dann mit einem soliden Neubau beginnen. Natürlich ist die Situation zu Beginn dieses Prozesses nicht gerade beneidenswert. Es ist kein Glücksgefühl, vor einem riesigen Berg von Abrisstrümmern und Schutt seines bisherigen Weltbildes zu stehen, aus dem hier und dort noch die ramponierten Reste so manchen altvertrauten Objekts herausragen. Aber da muss man durch, wenn man wirklich Altes loswerden will, und mit dem Alten meine ich hier natürlich die bisherige, angsterfüllte Existenz.

Mein Buch wird Sie deshalb als notwendiges Übel zuerst einmal durch die Abrissphase begleiten. Der Aufbau kommt dann danach.

Leben statt Angst

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