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„Seelenverlust“

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Wer einen geliebten Menschen sehr fest an sich bindet und ihm keinen Freiraum lässt, sich selbst seelisch zu entfalten, programmiert damit Verlustängste bei sich selbst und bei seinem Partner, sofern sich dieser die enge Bindung gefallen lässt.

Von den angeborenen Ängsten sind erworbene Ängste zu unterscheiden. Sie sind meist mit dem gleichzusetzen, was der Schamane unter „Seelenverlust“ versteht. Dafür kann es zahllose verschiedene Ursachen geben. Ein Grund für Seelenverlust liegt zum Beispiel in traumatischen Ereignissen. Jede siebte erwachsene Frau in unserem Kulturkreis wurde als Kind oder junges Mädchen sexuell missbraucht – und das meistens innerhalb der eigenen Familie oder Verwandtschaft. Rund jedem zehnten erwachsenen Mann widerfuhr als Kind Gleiches.

Andere Traumata können Unfälle, schwere Verletzungen, größere Operationen in Vollnarkose, der Verlust nahestehender Menschen, die Beobachtung von Katastrophen und so weiter sein. Seelenverlust kann auch ein ungeliebter Beruf mit sich bringen („Mein Vater bestand darauf, dass ich seine Anwaltskanzlei übernehme.“), eine den Willen brechende militärische Ausbildung oder auch ganz einfach jahrelange, stumpfsinnige Routine.

Es gibt „Seelendiebe“, die anderen Menschen aus reiner Bosheit, aus Neid und Konkurrenzdenken (Mobbing) oder anderen niederen Gefühlen Seelenteile klauen, indem sie ihre Opfer psychisch ruinieren. Und es gibt Menschen, die ihren Kindern oder Lebenspartnern Seelenteile aus falsch verstandener Liebe stehlen. Manche Eltern sorgen sich derart intensiv um ihre lieben Kleinen, dass denen buchstäblich keine Luft zum Atmen bleibt. Sie wollen sie vor allen möglichen Gefahren schützen und ihnen jeden Weg ebnen und begreifen dabei nicht, dass ein Kind eben nur aus eigenen Fehlern und aus objektiven Gefahren heraus lernen und sich zu einer selbstständigen Persönlichkeit entwickeln kann. Ein Ehemann oder eine verheiratete Frau versucht, ihren Partner durch rasende Eifersucht an sich zu binden, oder umsorgt das „geliebte Wesen“ so rund um die Uhr, dass diesem auch der letzte seelische Freiraum genommen wird.

Und schließlich kann man „sein Herz auch bedingungslos verschenken“. Dies ist genauso dumm. Nicht selten kommt es nach einer scheinbar glücklichen und harmonischen Ehe vor, dass einer der Partner stirbt und gleichsam ein Seelenteil, das ihm der andere „geschenkt“ hat, mit ins Grab nimmt. Wenige Monate später ist dann auch der Hinterbliebene schwer krank, depressiv und stirbt wenig später selbst.

All diese Seelenverluste sind unweigerlich mit Ängsten verbunden.

Leben statt Angst

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