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Die Körperzelle und ihr Milieu interne

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Natürliche Prozesse verlaufen analog, nicht digital. Es gibt immer fließende Übergänge, es gibt ein Zuviel und ein Zuwenig, und es gibt Schwellenwerte, die individuell sehr verschieden sein können. Natürliche Systeme streben immer einen Zustand des Gleichgewichts an, eine Homöostase. Die Regulation dieser Dynamik unterliegt Gesetzmäßigkeiten, die von der Kybernetik beschrieben wurden.

Als Beispiel für einen derartigen Prozess, wie er auch für das Individuum gilt, mag uns die Körperzelle dienen: Wie regelt eine Körperzelle ihr inneres Milieu? Bestimmt nicht durch einen Ein/Aus-Schalter, der nach Belieben umzuschalten ist, sondern durch hunderttausende von Rezeptoren, Ionenpumpen und Organellen, deren gleichzeitige Aktivität, wenn sie aufeinander abgestimmt ist, diesen Gleichgewichtszustand regelt!5 Ist sie es nicht, kommt es schnell zu einer Eskalation – oder zum Stillstand, also zum Tod. Wir Menschen sollten uns an derartigen natürlichen Prozessen orientieren.

Zur Veranschaulichung wollen wir ein Experiment durchführen: Eine einzelne Zelle wird in unterschiedlich stark konzentrierte Salzlösungen gebracht. Lediglich in einer physiologischen Lösung, d.h. in einer natürlichen Salzkonzentration bleibt ihr Volumen konstant. Setzt man sie destilliertem Wasser aus, versucht dieses, die „konzentrierte Lösung“ im Innern der Zelle zu verdünnen, es kommt zur Osmose: Wasser strömt in die Zelle ein, und ihr Volumen nimmt so stark zu, dass sie schließlich platzt. Verbringt man sie in eine konzentrierte Salzlösung (z.B. in Meerwasser), versucht die Zelle, die konzentrierte Lösung, von der sie umgeben ist, zu verdünnen; die Zelle gibt Wasser ab und schrumpft stark.


Abb. 2: Drei Körperzellen

Wenn die Zelle jung und gesund ist, das heißt, wenn alle ihre Regulationsmöglichkeiten kraftvoll und intakt sind, kann sie es vielleicht schaffen, diesem Stress zu widerstehen, das heißt im ständigen Kampf gegen die Umgebung wieder ihren physiologischen Zustand zu erreichen; dafür muss sie all ihre Energie aufbringen und ihre Reserven werden schnell erschöpft sein.

Wie ergeht es uns wohl als Individuum, wenn wir uns in einem Kontext befinden, der „zu dünn“ ist, was dem destillierten Wasser entspricht? Was geschieht, wenn unsere Umgebung uns „flutet“ mit inhaltsleerer Substanz, mit unnützer Information? Welcher Anteil in uns saugt dieses „Zuviel“ in sich hinein, was in uns bläht sich auf?

Und wie ergeht es uns in einem Kontext, der „zu dicht“ ist, zu konzentriert, was dem Meerwasser entspricht? Was geben wir ab, welcher Anteil in uns schrumpft, wird faltig, ausgelaugt von der Bedürftigkeit der Umgebung? Dieser Vergleich veranschaulicht, weswegen es auch für Menschen so wichtig ist, sich in einer angemessenen Umgebung aufzuhalten!

Krieg im Gehirn

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