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Einleitung

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In diesem Buch geht es um den Krieg, den viele mit sich selbst führen. Wer von uns ist nicht ab und zu mit seinem Inneren im Konflikt?

Zwei Seelen, wohnen, ach, in meiner Brust

Johann Wolfgang von Goethe

Dieser Ausspruch klingt zunächst harmlos, weil dieser Zustand meist recht schnell wieder vergeht. Was aber, wenn dieser innere Konflikt permanent ist?

Gute Vorsätze – die meist aufgrund von äußerem Druck gefasst werden, wenn das innere Kind sich brav und einsichtig zeigt – sind meist der Beginn eines inneren Konflikts.

Die eine innere Stimme sagt: Nun tu mal endlich was! Gib dir mehr Mühe! Streng dich an!

Oder konkreter: Mach mehr Sport, nimm ab, gewöhn dir das Rauchen ab …

Diese Stimme klingt wie ein innerer Antreiber, eine Art Kommandant im Hinterkopf, den ich daher gerne als Il Commandante bezeichne. Dieser innere Konflikt hat tatsächlich etwas Militärisches an sich: Die Befehle muss nämlich ein ganz anderer Anteil ausführen als der, der sie erteilt hat. Die meisten sagen zu beiden inneren Anteilen einfach ich, man sieht sich als Individuum, was bedeutet: das Unteilbare.

Sehr schnell aber meldet sich ein dritter Anteil, der an die Stelle des braven inneren Kindes tritt: das renitente Kind, das sagt: Mit mir nicht! Ich habe keine Lust!

So werden nicht nur Anweisungen umgangen oder torpediert, die von außen kommen, sondern auch „eigene“ Beschlüsse – Sinn dieses Vermeidens ist meist der Versuch, die eigene Autonomie zu bewahren. Das deutet darauf hin, dass die Beschlüsse und Ziele nicht wirklich die eigenen waren, sondern von außen übernommen: Meine Ziele waren nicht meine eigenen Ziele, sondern ich habe sie nur dafür gehalten.

Wenn man erkennt: Ich hatte mir noch so viel vorgenommen und kaum die Hälfte davon geschafft!, dann wird der innere Antreiber mit noch mehr Strenge reagieren: Meist schimpft man dann innerlich mit sich selbst, es nicht geschafft zu haben, und vergrößert seine Bemühungen – was den inneren Konflikt weiter verschärft, da der renitente innere Anteil ebenfalls weitere Register zieht: Ablenkung, Müdigkeit, Kopfschmerzen …

Folge dieses inneren Konfliktes ist oft eine Anfälligkeit für Stress, erhöhte Reizbarkeit oder ständige Erschöpfung. Oder alles auf einmal. Und der sehnliche Wunsch: Lasst mich doch in Ruhe! Ich bin reif für die Insel!

Dieses Buch ist zunächst eine Bestandsaufnahme, ein Lagebericht; es will kein Ratgeber sein. Zunächst stelle ich mehr Fragen, als ich Antworten gebe; diese werden sich dann im Text schlüssig entwickeln. Zum Ende des Buches hin werde ich einen Weg aufzeigen, wie wir uns aus diesem inneren Konflikt befreien können, ohne dass wir uns aus dem täglichen Leben zurückziehen müssen; Rückzug ist eine Taktik, die aus der Kriegsführung stammt! Wie können wir unseren Alltag bewältigen, unser Tagewerk und unsere Pflichten erledigen, Leistung zeigen, ohne dabei in Stress zu geraten?

Krieg im Gehirn

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