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4. Wahrscheinlichkeiten

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Den Winter ’73/’74 verbrachte ich in Berkeley. Ein paar Straßen westlich von Shattuck gab es eine kleine Ein-Mann-Autowerkstatt, die sich ‘The Howling Dog’ nannte. Ein paarmal in der Woche schaute ich bei dem Besitzer vorbei, und falls es genügend Aufträge gab, schraubte ich Auspuffs an, reparierte Bremsen und war besonders versiert im Tune-up der eigenwilligen Zwillingsvergaser der damals schon älteren englischen Automarken. Die Second-Hand-Buchläden in Berkeley und die Bibliothek der Universität hatten es mir angetan. Blackberries hatte mich natürlich begleitet, und da er ein außergewöhnliches Tier war, genoss er unter meinen Bekannten große Privilegien.

Meine Fragen hielten mich über Wasser. Auch meine Seele hatte Fragen, die ich jedoch nicht zu formulieren wusste, und so fuhr ich am Ende des Winters nach Arizona zu den Hopi. Ich wusste von Fritz Langs Enthusiasmus für die Pueblo-Indianer, für ihre Spiritualität, für den Reichtum ihrer Symbole in ihrer Kunst. Aber ich hätte nicht sagen können, was ich eigentlich von ihnen wollte, und als ich ankam, sah ich amerikanisches Leben in seiner ärmsten Version, drehte sofort wieder um und fuhr zurück an die Küste nach Albion.

Albion liegt sechs oder sieben Meilen südlich von Mendocino, keine zwei Meilen nördlich des Navarro River. Das Township besteht aus einem Schulgebäude und ein paar Häusern aus Pionierzeiten. Ein kleiner Fischerhafen unterhalb der Siedlung, hinter einer engen Einfahrt durch das Cliff der Küste, gehört zu Albion, plus ein Tante-Emma-Laden auf der anderen Seite des Albion-Rivers, wo es hinaufgeht zur Albion-Ridge. Die Brücke über der Einfahrt zum Hafen erinnert in ihren oberen Teilen aus Holz an die Brücke aus dem Film „Die Brücke am Kwai“ (mit Alec Guinness).

Nicole bot mir eine kleine Hütte auf ihrem Grundstück auf Middle-Ridge an. Sie hatte mehrere Hütten auf ihrem Grundstück stehen, denn ihr Mann Hal war Psychologe, und sie hatten ein paar Jahre zuvor ein Experiment kommunalen Zusammenlebens ausprobiert. Nun standen die Hütten leer. Meine Hütte war besonders. 20 Meter den Abhang einer tiefen Schlucht hinunter, die mit Redwood im Zweitwuchs bewachsen war, hatte Hal eine große Veranda aus Redwood-Holz bauen lassen, die über den Baumwipfeln thronte und eine wunderbare, wenn auch ein wenig einseitige Aussicht bot – außer Baumkronen war nichts zu sehen. Vom Ende der Schlucht herauf hörte man in der Ferne die Brandung und die Nebelboje vor Albions Hafen. Die Hütte selbst war Hals Werk. Sie war winzig, eher ein Bretterverschlag, und hatte Platz für ein Bett und einen Schreibtisch, und da Hal die Relativitätstheorie für das Gelbe vom Ei menschlicher Horizonte hielt, hatte die Hütte nicht einen einzigen rechten Winkel. Über dem Eingang der Hütte hatte er ein kleines Brett angenagelt, auf das er E=mc² gemalt hatte. Es war ein wunderbarer Ort zum Denken, und einer dieser hier entstandenen Gedanken war, dass alle Atome (mit wahrscheinlich der Ausnahme des Wasserstoffatoms) Systeme sind, die aus zwei Systemen zusammengesetzt sind.

Nun habe ich ja schon erwähnt oder durchblicken lassen, dass der eigentliche Grund, warum ich damals mit meinen inzwischen dreiunddreißig Jahren Schulbücher der Physik und der Chemie wieder hervorkramte, mit den Parallelen zusammenhing, die ich zwischen der Schöpfung/Entwicklung des Lebens und der Schöpfung/Entwicklung der menschlichen Gesellschaft zu entdecken meinte. Und in diesem Sinne sind die Gedanken, die ich hier zur Genese der ersten Atome im Universum hinzufügen möchte, eine Vorbereitung auf die Gedanken über die Genese der menschlichen Gesellschaft und ihrer kleinsten Einheit, die Institution Familie. Mit diesem Ziel im Blick möchte ich dich bitten, mir noch ein weiteres Mal nicht nur in die Welt der Physik zu folgen, sondern mit mir auf Wegen durch die Welt der Physik zu gehen, die nicht gerade herkömmlich sind.

In den Atomen wohnen zwei Systeme. Für die Beschreibung des zweiten Systems muss die andere Muschel als Gleichnis herhalten, ich meine die Art von Muschel, die aus nur einem einzigen Stück besteht und aussieht wie ein in Kalk erstarrter Tornado. Du kennst auch diese zweite Muschelform. Einige sind bauchig und geräumig und wenn man das Ohr an ihre Öffnung legt, hört man in ihr das Rauschen der Brandung der Meere. Andere sind wie Donnerkeile des Zeus oder wie Darts.

Das Wasserstoffatom, über dessen Entstehung ich mir in der vorangegangenen Geschichte Gedanken machte, besitzt (mit der Ausnahme seiner Isotope) kein Neutron, und mein Verdacht ist, dass es (oder seine Vorform) auch kein Magnetfeld besaß, oder jedenfalls schloss die Struktur, die ich oben beschrieb, kein Magnetfeld mit ein. Und da ich nun einmal davon ausgehe, dass das ganze Universum lebt (schließlich wächst es ja auch ständig), will ich sagen, dass das Magnetfeld ungleich des Gravitationsfeldes kein regierendes, sondern ein dienendes Feld ist.

Die Magnetfelder im Universum sind wie die Honigbienen im Bienenvolk, die von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang summen und die Arbeit tun. Die Bienenkönigin hingegen ist die Mitte des Gravitationsfeldes, das von innen her das Bienenvolk zusammenhält. Auch das ein Sonnensystem. In seiner Mitte die Königin. Von dieser Königin geht ein Sog aus. Sie ist der Mittelpunkt der Introversion des Volkes. Sie ist der Mono-Pol im Inneren des Volks der Bienen. Und vielleicht liege ich nicht ganz daneben anzunehmen, dass das Feld der Königin den Honigbienen zum Raster gereicht, um sich im Feld der Sonne zu orientieren. Der Dienst führt die Dienenden nach draußen in die Außenwelt, ohne ihre Verankerung im Feld der Königin zu verlieren.

In den Magnetfeldern liegt der Schlüssel zu den extrovertierten Aspekten der Systeme im Universum, ohne dabei ihreVerankerung in den jeweiligen Gravitationsfeldern zu verlieren. Die Magnetfelder sind sozusagen die Mägde im System, die einer königlichen Mutter dienen und das Ruhen der Mutter in sich selbst noch erhöhen, solange die Magnetfelder auf perfekte Weise und die Mitte ihres Gravitationsfeldes kreisen, was im Bienenstock ein Selbstgänger ist, da die Drohnen (die Männchen) - außer beim Hochzeitsflug der Königin - überhaupt nicht zählen. Das ist - z.B. - bei den Hummeln sehr anders. Keine Honigbiene kann damit rechnen, dass der Kuss eines Prinzen sie aus dem Kollektiv dienender (geschlechtsloser) Weibchen herausholen würde. Das Bienenvolk ist die extreme Form eines Matriarchats.

Im Unterschied zu Gravitationsfeldern haben Magnetfelder zwei Pole, den Nord- und den Südpol, und da sie zwei Pole haben, lassen sich Messgeräte zwischenschalten. Man kann sie messen. Man kann sie sogar mit Hilfe von Metallspänen sichtbar machen. Und da wir Menschen obendrein die Eigenschaften des Magnetfeldes beim Bau unserer Elektromotoren und diversen anderen Erfindungen ausgiebig nutzen, sind wir in der Regel davon überzeugt, dass das Magnetfeld keine Geheimnisse mehr zu bieten hat. Aber ich denke, wir irren, denn sein Geheimnis im System des Atoms ist seine Beziehung zum Neutron.

Ich denke, dass das Neutron und das Magnetfeld ein eigenes, separates System darstellen, das zu Beginn der Zeiten so unabhängig und so selbstständig wie ein Sperma war, bevor es sich mit einer Eizelle zu einer diploiden Struktur vereinte. Um die Genese dieses zweiten Systems soll es in dieser Geschichte gehen.

Beide Systeme, so mein Vorschlag, wurden am Morgen des ersten Schöpfungstages unabhängig voneinander auf den Weg gebracht, und beide Systeme gingen aus dem Zusammenstoß von Bewegung (Wellen) und Widerstand zur Bewegung (Feldkraft) hervor. Aber verschieden war, wer im Aufprall gebrochen wurde. Im ersten Fall wurden Wellen gebrochen. Im zweiten System haben wir ein gebrochenes Feld. In beiden Fällen gilt die uralte Devise: Teile und herrsche.

Im ersten System (siehe vorangegangene Geschichte) zerbrachen Wellen und wurden zu negativen und positiven Partikeln und kamen unter die Herrschaft des ungebrochenen (jedoch zwischen Stauchen und Dehnen alternierenden) Gravitationsfeldes. Im zweiten Fall brach das Feld und kam in Form zweier Hemisphären unter die Herrschaft des ungebrochenen (jedoch zwischen positiver und negativer Ladung alternierenden) Neutrons. Ungeschoren kam niemand davon. Wo gehobelt wird, fallen Späne, und wo Leben ist, ist Auseinandersetzung.

Im Wasserstoffatom hat das ungebrochene Feld (das Higgs) Autorität über das Proton und regiert mit Hilfe des Protons in seinem Griff über das Verhalten des Elektrons. Ich verglich des Higgs Autorität über das Proton mit der Autorität unseres Willens über die Bewegung unserer Hüfte, mit der wir den Hula-Hoop-Reif auf Trab halten, ohne unsere Bewegung von der Bewegung des Reifs beherrschen zu lassen. In einer zweiten Struktur, (die es in ihrer unabhängigen Form nur in der Entstehungsphase eines neuen Sonnensystems gibt) hat das Neutron mit Hilfe seiner alternierenden Ladung Autorität über das Verhalten des Magnetfeldes und versetzte das Magnetfeld auf Grund der Alternation seiner Ladung in eine Drehung, was diesem zweiten System die Qualität eines Hurrikans verlieh.

Das erste System besaß kein Neutron, das zweite kein Higgs. Das erste System war sozusagen die Eizelle, letzteres die Spermazelle. Das Neutron im zweiten System hatte dennoch etwas, was in seiner Wirkung der Wirkung des Higgs im ersten System ähnlich war, und was auch dem Neutron das Atomgewicht 1 im Atom verlieh. Aber anders als das Gewicht des Protons (Atomgewicht 1) beruht das Gewicht des Neutrons (auch Atomgewicht 1) nicht auf einem Higgs, sondern auf der Drehung des Magnetfeldes, wodurch das Neutron die Stabilität eines Kreiselkompasses erhielt, was sich ebenfalls in der Form von Gewicht niederschlug. Im zweiten System war nicht das Higgs der Boss, sondern im zweiten System war das Neutron der Chef.

Aber erst sehr viel später, nämlich erst im Jahre 2013, erhielt ich eine Information, die die These von zwei atomaren Systemen am Morgen des ersten Schöpfungstages zwar nicht beweist, aber möglich erscheinen lässt. Ich fand diese Information in dem neuesten Weltatlas der ‘The Times’ (1) und will sie im Folgenden ungekürzt und inklusive ihres Vorspanns in eigener Übersetzung (Copyright permitting) wiedergeben und damit auch einiges wiederholen, was ich schon in der vorangegangenen Geschichte berührte:

Es begann mit Einsteins ‘General Theory of Relativity’ und der Entdeckung, dass das Universum sich ständig ausdehnt. Die Entdeckung der Ausdehnung des Universums inspirierte die „Urknall-Theorie“, also die Theorie, dass es einen „Ur-Sprung“ gab, d.h. einen bestimmten Moment in Raum und Zeit, in dem alles begann, und von dem man heute weiß (weiß?) , dass dieser Moment 13,75 Milliarden Jahre plus/minus 0,11 Milliarden Jahre zurücklag. So steht es im Atlas der Times geschrieben. Und hier die Fortsetzung:

Bevor sich die Byronen (Neutronen und Protonen) formten, wurden große Mengen einer mysteriösen dunklen Materie (‘dark matter’) geformt, die zusammengesetzt war aus bislang nicht-identifizierten, sich langsam bewegenden Partikeln, deren Beziehungen zueinander allein durch Schwerkraft (gravity) bestimmt waren. Gegenwärtig können wir solche dunkle Materie nur indirekt durch deren Schwerkrafteffekte entdecken. Solche Schwerkrafteffekte (gravitational effects) dominieren die Strukturen des Universums .

Der heutige Stand der Wissenschaft konstatiert also, dass Schwerkrafteffekte ganz am Anfang der Genese des Universums gegenwärtig waren. Die „dunkle Materie“ im vor-atomaren Zustand bewegte sich offensichtlich in der Gegenwart von Feldern: ein Urbrei sozusagen, der ohne Lenkung aber immerhin beeinflusst von ‘gravity’ schien. Aber warum sollte dieser Urbrei nicht auch schon eine Schichtung besessen haben, wie es die Ebenen der zwei Muschelschalen illustrieren könnten? Und warum sollte nicht auch schon ein Timing der Bewegungsabläufe stattgefunden haben?

Ungefähr 380.000 Jahre nach dem „Urknall“ fiel die Temperatur tief genug, um Protonen und Elektronen zu befähigen, Wasserstoff zu bilden.

Diese Aussage ist umwerfend hilflos. Eben noch war es eine nicht identifizierbare, dunkle Masse gewesen, und plötzlich waren Protonen da, die mit Elektronen Beziehungssysteme eingegangen waren. Ebenso gut könnte ein einfältiger Mensch den Satz herauslassen: „Als die Hitze des Sommers vorüber und der kühlere Herbst gekommen war, sorgten die fallenden Temperaturen dafür, dass Mr. und Ms. Black die Ehe schlossen.“ Fallende Temperaturen können unmöglich erklären, warum aus dem Urbrei atomare Strukturen wurden. Talk about speculation.

Das undurchsichtige Plasma, das das Universum gefüllt hatte, wurde nun ein transparentes Gas (Hydrogen und Helium), und die übrig gebliebene Strahlung floss frei (leftover radiation flowed freely), was in der Sprache der Experten zur ‘Cosmic Microwave Background Radiation’ wurde – zur Hintergrundmusik sozusagen. Mit der Musik bin ich einverstanden.

Ich denke, dass die Wissenschaftler ein paar Schritte überspringen, wobei allerdings erstaunlich ist, wie selbstsicher sie über die Lücken in ihren Modellen hinwegsehen. Nach diesem Vorspann in dem Kapitel im Atlas der Times über das All folgt die Information, auf die ich eigentlich ziele. In dem Atlas ist die Fotografie einer Galaxie zu sehen. Die ‘Cartwheel Galaxy’. Unglaublich, was die Wissenschaftler im Weltraum fotografieren konnten. Die Erklärungen der Details der Fotografie stehen darunter. Das Foto musst du dir selbst anschauen, denn wie könnte ich mit Worten sagen, wie grandios die Dinge sind, die auf dieser Fotografie zu sehen sind. Aber dies ist der Text darunter:

Die „Cartwheel-Galaxie“ ist das spektakuläre Resultat eines mittigen Treffers einer kleineren Galaxie auf den Nukleus einer großen, spiralförmigen Galaxie. Der breite Ring, der auf der Fotografie zu sehen ist, stellt eine nach außen wandernde Welle komprimierten Gases und neugeformter Sterne dar. Strahlungsbeobachtungen weisen auf eine Heckwelle aus kaltem Wasserstoffgas hin, welche die Cartwheel-Galaxie mit dem davoneilenden Angreifer verbindet, der rechts oben auf dem Bild zu sehen ist.

( The Cartwheel Galaxy is the spectacular outcome of a bulls-eye hit by a smaller Galaxy on the nucleus of a large spiral Galaxy. The bright ring in this photo is an outward travelling wave auf compressed gas and newly-formed stars. Radio observations show a wake of cold hydrogen gas linking the Cartwheel with the receding offender, currently beyond the far right of the image ).

Warum nicht erwägen, dass das Aufeinandertreffen der zwei Galaxien ein Befruchtungsvorgang war? Was spricht dagegen, dass die kleinere Galaxie Neutronenmaterial in der Gestalt eines Hurrikans brachte: eine Art Galaxie, die wie ein Pfeil zwischen die zwei Lippen (der Muschel mit den zwei Schalen) einer anderen Galaxie traf? Die Sache wurde diploid. Der Begriff diploid ist ein Begriff aus der Biologie und meint den doppelten Chromosomensatz nach der Befruchtung einer haploiden Eizelle durch eine haploide Spermazelle. Ich denke, dass die Sonnensysteme diploide Systeme sind. Als die Zusammenführung zweier haploider Systeme abgeschlossen war, war Abend des ersten Tages geworden, und Gott sah, dass es gut war, und nannte das diploide System Licht und trennte es von dark matter . Die Helium-Struktur war geworden.

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