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Es ist wirklich genau so:

So, wie Du an Deinen Gegner rangehst …, so gehst Du durch Dein Leben. Und Du kannst es Dir dann wirklich auch genau anschauen.

(Teilnehmerin, Gaudi-Raufen)

Raufen Live1

„Du musst mich schon anfassen, wenn du mit mir raufen willst“, sagt Elisabeth mit ruhiger Stimme. Um ihre Augen bilden sich Lachfalten. Sie ist belustigt über mein Zögern, wartet aber geduldig auf eine Reaktion. Immer noch bewege ich mich keinen Zentimeter aus der knienden Position. Anfassen? Einen fremden Menschen? Um zu raufen? Mehrere Sekunden verstreichen, dann nehme ich allen Mut zusammen: Ich greife zu und packe Elisabeth an den Schultern. Sie hält dagegen und drückt mich zu Boden. Wie ein Wollknäuel, eng umschlungen, rollen wir über die Decken, die auf dem Gras ausgebreitet sind. Immer in dem Versuch, sich aus dem Haltegriff der Gegnerin zu befreien und die Oberhand über die andere zu bekommen. Alles jedoch in einer kindlichen, spielerischen Art, ohne den anderen verletzen zu wollen. Doch schon so zupackend, dass die Kräfte des Gegners zu spüren sind. Endlich, nach einigen Minuten, gelingt es mir, Elisabeth mit beiden Schultern auf den Boden zu drücken und langsam bis fünf zu zählen. Der Kampf ist damit beendet. Ich muss lachen. Nicht weil ich als Siegerin hervorgehe. Sondern weil das Raufen, eher ein Balgen, wirklich Spaß gemacht hat. Die anfängliche Beklemmung gegenüber dieser „Sportart“ ist völlig gewichen. (…)

„Natürlich freut man sich, wenn der andere unten liegt“, gibt Elisabeth zu. „Es ist aber auch eine gute Erfahrung, selbst besiegt zu werden und dann zu lernen, mit dem Gefühl des Schwächeren umzugehen.“ Veronika klinkt sich ins Gespräch ein: „Als ich vom Rauftreff gehört habe, fand ich es einfach nur spannend, dass Erwachsene so etwas machen.“ Sie hätte sich lange aber nicht getraut mitzumachen. „Eine solche intensive körperliche Berührung im Erwachsenenalter, ohne gleich Sex zu haben, ist normalerweise völlig undenkbar“, sagt sie und zupft dabei verlegen an einem Grashalm. „Ich musste diese Hürde erst überwinden. Ich kämpfe mittlerweile sogar lieber gegen Männer, weil ich mich da mehr traue, meine Kräfte auszuspielen.“ Diese Erfahrung habe ihr sehr gutgetan. „Ich lerne immer mehr, diese Nähe auszuhalten und zu genießen.“

Das war wohl auch eine meiner größten Hemmschwellen. Neben der Ungewissheit, was mich erwartete. Schließlich kannte ich aus der Gruppe vorher niemanden. „Kämpfen wir jetzt?“, fragt Veronika. „Klar!“, antworte ich. Und dieses Mal zaudere ich nicht beim ersten Griff.

Raufen für Erwachsene

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